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Thema: Ayurveda: Die Suche nach der ewigen Jugend

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In dieser Diskussion geht es um "Ayurveda: Die Suche nach der ewigen Jugend" im "Alternativmedizin kritisch betrachtet" Forum, als Teil von Patientenfragen.net
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  1. #1
    Glaubt an nix!
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    maennlich
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    15.04.2007
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    Standard Ayurveda: Die Suche nach der ewigen Jugend

    Dieses Unterforum dient vorrangig der Information über Verfahren, Methoden und Theorien, die der sogenannten Komplementär-Medizin zuzuordnen sind.

    Ausgangspunkt ist dabei die Beschreibung und die Analyse dieser Heilverfahren im Spannungsfeld zwischen den ihnen zugrunde liegenden Weltbildern und den natur- und geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen der Gegenwart.

    Mögliche und erwünschte Diskussionen sollten deshalb mit Hilfe allgemein nachvollziehbarer Argumente geführt werden, da die Erfahrung in ähnlichen Foren gezeigt hat, dass Auseinandersetzungen, in denen "Wissensargumente" und "Glaubensargumente" gegeneinander antreten, sehr schnell die Ebene der Sachlichkeit verlassen.

    In erster Linie soll dieses Forum damit dem Ziel gerecht werden, "Patientenfragen" nach bestem Wissen zu beantworten.

    Pianoman
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    At the same time, people are gullible. It needs gullibility for the industry to succeed.
    It doesn't make me popular with the public, but it's the truth.
    Edzard Ernst über Alternativmedizin

  2. #2
    Glaubt an nix!
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    maennlich
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    15.04.2007
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    Standard AW: Ayurveda: Die Suche nach der ewigen Jugend

    Ayurveda - Glücksgefühl durch Sesam-Öl


    Die im neoliberalen Kapitalismus des globalen Wettbewerbs von beruflichem Stress und dauerhaften Kampf um die soziale Existenz geplagten Seelen der westlichen Industrienationen haben das „Wissen vom Leben“, haben Ayurveda entdeckt; oder vielmehr das, was sie dafür halten.

    Und genau so umgekehrt: „Gesundheitsdienstleister“ jeder Couleur partizipieren an der wirtschaftliche Potenz des indischen Medizin-Systems als profitablem Renner auf dem Wellness-Markt. Keine Kosmetikerin kommt - selbst in der tiefsten Provinz - noch ohne Ayurveda-Makeup aus, kein dahinsiechendes Landhotel, dass sich nicht plötzlich zum Hort indisch inspirierter Lebensführung entwickelt, und in dessen Küche statt mit Sonnenblumenöl nun mit Ghee, einem manchmal etwas angeranzten Butterfett gekocht und die heimische Erbsensuppe gegen meist ungenießbar überwürzte Linsencurrys ausgetauscht wird.
    Kaum ein Heilpraktiker, der sich nicht auch - und oft überraschend - als Spezialist für Sesamöl-Massagen und Dosha-Behandlungen outet; selbst wenn dieser sein ganzes bisheriges Leben in Winsen an der Luhe verbracht hat.

    Auch die Trittbrettfahrer der Esoterik-Szene haben Ayurveda nicht nur als Goldesel (z. B.: 7-8 tägige Ayurveda-Intensiv-Kur in Traben-Trabach/Mosel Hotel Parkschlösschen, kostet etwa 3500.-- Euro, eine Ausbildung in Traditioneller Ayurvedischer Medizin, Dauer etwa 300 Std. (!) kostet bei Yoga Vidya in Bad Meinberg etwa 3000,-- Euro), sondern genau so als wunderbares Transportvehikel für alle möglichen anderen esoterischen Heilverfahren und Lebensführungskonzepte entdeckt.

    Anmerkung zur Qualifikation von ayurvedischen Therapeuten:
    Was bei Yoga Vidya, einem in der alternativen Heiler-Branche in Deutschland erfolgreichen Unternehmen, mit rund 300 Std. angeblich qualifiziert erlernt werden werden kann, nämlich Kompetenz bei der Durchführung ayurvedischer Therapien, dauert in Indien etwa 5-6 Jahre Studium an einem der 200 ayurvedischen Colleges und führt dort zum Titel "Bachelor of Ayurvedic Medicine and Surgery" (B.A.M.S.) und berechtigt zum Erlangen einer Approbation.
    Das Postgraduiertenstudium dauert etwa 3 Jahre , der Absolvent ist dann "Medical Doctor (Ayur.) oder M.D. (Ayur). Sind diese Kürzel im Namen eines Therapeuten vorhanden, kann im Regelfall von einer fundierten Ausbildung ausgegangen werden.

    Besonders rege auf dem deutschen Markt ist dabei die äußerst umstrittene Gruppierung des indischen Gurus Maharishi Mahesh Yogi, dessen „außerordentliche“ menschlichen Qualitäten weiland schon die Beatles ganz schnell wieder von ihrem Erleuchtungstripp auf den Boden nüchternen westlichen Denkens brachte; John Lennons „Sexy Sadie“ spricht davon Bände.
    Jedenfalls hat diese Nachthemd-Vaterfigur der Erleuchtungsszene mit Maharishi Ayur-Veda© eine erfolgversprechende Marketing-Strategie entwickelt, in deren Sog sich auch die von ihm entwickelte Transzendentale Mediation (TM) prächtig verkaufen lässt.

    Und es scheint, als sei die Verbindung zur Maharishi-Sekte (das ist die Truppe der fliegenden Yogis) auch für andere Handlungsreisende in Sachen Ayurveda-Vermarktung durchaus gewinnbringend.
    Beispielsweise wird der alljährlich zum Zwecke der Vermarktung seines Ayurveda-Ressorts Atmasantulana Village durch Deutschland tourende Dr. Shri Balaji Tambe - als größter Ayurveda-Spezialist unserer Zeit von der einschlägigen Fachpresse im deutschsprachigen Raum gefeiert - regelmässig mit den Aktivitäten der Maharishi-Sekte in Verbindung gebracht. Dass der „größte Spezialist“, der allerdings in der traditionellen Ayurveda-Kultur Indiens weitgehend unbekannt ist und seine Karriere als Maschinenbau-Ingenieur begann, die er heute als Mantra-Sänger, Hotelmanager und Ayurveda-Doktor fortsetzt, über eine sehr eigene und eigenartige Vorstellung von Krankheit (Alles ist Allergie!) verfügt, scheint seinem Ruf in Deutschland kein Abbruch zu tun. Hier trifft man augenscheinlich wieder auf naive Heilsgläubigkeit, die umso kritikloser ist, je allumfassender die Glücksversprechungen sind.

    Doch zurück zum Thema: Was ist Ayurveda ? Und was kann dieses untrennbar mit der traditionellen indischen Kultur verbundene Lebenskonzept im Rahmen der dem Zeitgeist abgerungenen, deutschen Patchwork-Medizin tatsächlich leisten ?

    Die Beantwortung der Frage ist genau so schwer, wie alle religiös-kulturellen Strömungen der indischen Spiritualität in wenigen Sätzen zu beschreiben. Denn genau das ist das Problem: Es gibt kein einheitliches Konzept Ayurveda.
    Vielmehr ist Ayurveda ein Sammelbegriff für das spirituelle Wissen um die Art und Weise, in jeder Lebensphase ein angemessenes Leben zu führen; und damit natürlich untrennbar mit der enorm vielfältigen weltanschaulichen Pluralität der indischen Geisteswelt verbunden.

    Einfacher ist es dagegen darzustellen, was Ayurveda (in seiner ursprünglichen, traditionellen Form) sicher nicht ist: Ayurveda ist keine alternative Medizin, auch wenn die europäischen Umdeuter es gerne so sähen. Ayurveda ist auch kein esoterisches Heilsverfahren. Ayurveda erhebt nicht den Anspruch, über Allheilmittel zu verfügen, es macht nicht jünger und erst recht nicht unsterblich. Es ist genau so wenig ein Zweig der Naturheilkunde wie ein Konzept der Ernährungsmedizin samt Küchen- und Kochkunde. Und es ist sicher kein Wohlfühl- und Entspannungsprogramm für gestresste, aber finanzkräftige Europäer.

    Ayurveda ist ein alle Lebensbereiche umfassendes Konzept, das zutiefst mit den weltanschaulichen, kulturphilosophischen und sozioökonomischen Bedingungen Indiens verbunden ist. Insoweit sind viele Aspekte des Ayurveda nur zu verstehen und vor allem zu leben, wenn man sich im Selbstverständnis der indischen Kultur – speziell des Hinduismus - bewegt.
    Es stellt sich deswegen - wie auch bei anderen, religiös beeinflussten asiatischen/orientalischen Heilverfahren - die zentrale Frage, ob es überhaupt machbar ist, einzelne Elemente aus einem Gesamtsystem herauszulösen, ohne die innere Konsistenz und damit auch die Wirksamkeit des Systems zu zerstören.

    Ein Beispiel dazu: Wenn man in Deutschland ein typisches Ayurveda-Wellness-Wochenende bucht, dann gehören ganz sicher auch ein oder zwei möglicherweise entspannende Sesamöl-Massagen zum Angebot.

    Die Ölmassagen im traditionellen ayurvedischen Heilsystem haben jedoch eine ganz andere Funktion: Sie sind Bestandteil der panchakarma-Therapie und damit funktional eingebunden in ein sehr individuell auf den Zustand des Patienten abgestimmtes Heilverfahren, an dessen Anfang eine umfangreiche Diagnosetätigkeit steht. So werden den Ölen, die zum Einsatz kommen, bis zu 25 Pflanzenbestandteile beigemischt, die maßgeblich die Wirkung erzeugen, die der Therapeut erzielen will. Therapeutischer Sinn ist dabei kaum die Entspannung des Menschen, sondern Entgiftung, ggf. auch die Wiederherstellung von reduzierter Bewegungsfähigkeit. Die Massagen, auch in Verbindung mit anderen körpertherapeutischen Maßnahmen, sind allerdings nur die Einleitung des meist 4 Wochen (und länger) dauernden panchakarma-Heilrituals, das nach westlichen Maßstäben aus eher rüden Therapiemaßnahmen besteht.
    Dazu gehören das tägliche Trinken von mehreren Tassen Öl oder Ghee, bis nur noch Fett über den Darm ausgeschieden wird, anschließend erfolgt eine mehrtägige Schwitzkur mit Massagen. Der innere Reinigungsprozess wird dann durch provoziertes mehrfaches Erbrechen über einen Zeitraum bis zu drei Tagen eingeleitet. Dann erfolgt eine Abführkur, bei der durch pflanzliche Abführmittel bis zu 30 tägliche Darmentleerungen erreicht werden. Ist der Verdauungstrakt gründlich geleert, folgen Öl-Einläufe mit Klistieren in den Mastdarm. Auch dieses Maßnahme dient der Ausleitung von Giftstoffen und schädlichen Stoffwechselprodukten. Parallel dazu werden andere Körperöffnungen - Nase, Mund und Ohren - mit verschieden Verfahren und Lösungen gereinigt.
    Da diese sehr strapazierenden Therapiebestandteile das Herz-Kreislauf-System belasten, soll über einen Aderlass oder durch Schröpfen mit Blutegeln für eine Entlastung gesorgt werden. Dabei werden bis zu 500 Milliliter Blut dem Organismus entnommen.
    Zum Abschluss einer panchakarma-Therapie wird der Patient langsam wieder an seine übliche Nahrungsaufnahme bzw. Lebensgewohnheiten gewöhnt.

    Wie schon gesagt, das alles hat mit dem Instant-Ayurveda westlicher Wohlfühl-Events nur sehr wenig zutun. Die Frage bleibt also, welche therapeutische Wirkung von Ayurveda-light zu erwarten ist, wenn wesentliche Bestandteile der traditionellen Behandlungsweisen nicht eingesetzt werden ?

    Wenn nämlich Ayurveda ernst genommen werden soll - was für einige Bereiche des traditionellen Ayurveda durchaus angeraten scheint – muss zuerst sicher gestellt sein, dass das Verfahren sowohl aus dem Dunstkreis von esoterisch-alternativen und spirituellen Heilkünstlern als auch aus dem Markt hedonistischer Bedürfnisbefriedigung für übersättigte Wohlstandsbürger gelöst wird, und sich den Regeln der evidenz-basierten Medizin stellt, d.h. sich Qualitätssicherungsverfahren im Hinblick auf Therapie und Therapeuten unterzieht.

    Aber selbst diese Forderungen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ayurveda – trotz des sich entwickelnden wissenschaftlichen Fundaments - in die Weltvorstellungen der indischen Kultur eingebunden sind und damit zwangsläufig Kompatibilitätsprobleme mit westlichen Weltvorstellungen auftreten werden.

    Was dem Ayurveda allerdings einen unschätzbaren Vorsprung vor anderen alternativen Heilverfahren schafft, ist einerseits seine Bereitschaft, seine Fundamente innerhalb wissenschaftlicher Strukturen zu systematisieren und sich dadurch zu entwickeln und andererseits nicht durch die dogmatische Engstirnigkeit personenfixierter Heilsverfahren behindert zu sein.



    Pianoman
    Geändert von Pianoman (20.07.2007 um 18:00 Uhr)
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  3. #3
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    Standard AW: Ayurveda: Die Suche nach der ewigen Jugend

    Aktueller Hinweis i. Sachen Ayurveda:

    Offenbar gibt es bei der Herstellung ayurvedischer Präparate schwerwiegende Problem durch Belastungem mit toxischen Stoffen.

    Sowohl "Die Zeit" als auch das "Deutsche Ärzteblatt" berichten:

    http://www.zeit.de/online/2008/35/ayurveda-schwermetall-gesundheit?from=rss

    http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33483
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  4. #4
    Fühlt sich wohl hier Avatar von Ravenna
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    Standard AW: Ayurveda: Die Suche nach der ewigen Jugend

    das ist doch immer so, wenn man einen bestandteil von irgendwas zusammenhangslos rausreisst kommt meistens was ganz anderes dabei rum.
    so kann man z.B aus einem gedicht ein politisches statement machen, ohne dass der schreiber das so bezweckt hatte.

    allerdings glaube ich, das oelmassagen sehr wohltuend sein koennen, und die haut mit naehrstoffen versorgt. egal wie man sie jetzt nennt.

    natuerlich ist das geldheischerei, solange man nicht in indien aufgewachsen ist und die kultur lebt. aber das gilt wohl fuer alle religions/kulturbezogenen heilverfahren.sie werden aus dem konzept gerissen und in haeppchen geschnitten damit sie fuer uns deutsche anwendbar sind.
    ich frage mich wann andere laender die heilverfahren der alten germanen uebernehmen...

    ich persoenlich denke, es spricht nichts dagegen sich in alternativer medizin umzusehen, allerdings muss man sich dabei auch mit dem hintergrund befassen wenn diese verfahren kulturbezogen sind.

    was ich an diesem beitrag gruselig fand ist die "rosskur" die da beschrieben wurde, sowas kann garnicht gesund sein ^^

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