Was mache ich wenn ich zu einem Notfall komme?
Wichtig vorneweg, jeder Notfall ist anders, jede Situation ist anders.
Es gibt kein Patentrezept für Notfälle.
Es sind nur zwei Beispiele es gibt noch mehr und es gibt (wie überall) andere Möglichkeiten zum Ziel zu kommen!
Was mache ich wenn ich zu einem Notfall komme?
Erstmal RUHE bewahren. Hektik kann töten.
Nur wer nix tut macht was falsch!
Ruhe bewahren hört sich leicht an, ist es eigentlich auch.
TIPP: Atmet tief ein, schließt die Augen und atmet langsam durch die Nase aus und zählt dabei auf 10. das reicht meistens aus um eine gewisse Ruhe in den Körper einkehren zulassen. Man kann das auch üben!
Es ist wichtig das ihr Ruhe bewahrt/ausstrahlt, den demjenigen dem das Unglück geschehen ist, ist bereits aufgeregt genug.
Das reicht in aller Regel für mehrere Personen :)
Aus meiner Erfahrung weiß ich, Ruhe ist das Wichtigste!
Und nun?
Macht euch ein Bild vom Ereignis, damit ihr die Situation (besser) einschätzen könnt!
Was ist passiert? z.B. Ertrinken, Einbrechen in Eis, Verschüttungen durch Sand o. ä., Brandunglück, Chemieunfall, Verkehrsunfall.
Dies ist auch für einen Notruf sehr wichtig und kann dem Rettungsdienstpersonal bereits entscheidende Hinweise geben! (siehe unten)
Was ist geschehen? (zwei Beispiele)
Ein Unfall?
Was ist wie geschehen?
Warum ist es geschehen? (Arbeitsunfall..)
Welche Gefahren gehen von der Unfallstelle aus?
Bin ich in Gefahr oder ist der Patient weiterhin bedroht?
Ist er Ansprechbar?
Welche Verletzungen hat der Patient?
Wie gefährliche sind die Verletzungen?
Können weitere Verletzungen bestehen die ich noch gar nicht sehen kann, da der Patient z.T. eingeklemmt oder verschüttet ist?
Kann mir jemand helfen? (Passanten direkt ansprechen und einen klaren Auftrag erteilen!)
Mögliche Aufgaben:
Patienten beruhigen
Absichern der Unfallstelle
Retten aus der Gefahrenzone
Wiederbelebung
Blutstillung, Versorgung der Verletzungen
Schockbekämpfung
Ggf Stabile Seitenlage – nicht bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen, Schädel-Hirn Verletzungen
Notruf
Eine akute Erkrankung?
Lauern Gefahren? Gifte, Rauchgase, Dämpfe...
Welche Anzeichen hat der Patient?
Blass, zyanotisch (blaue Lippen bläuliche Gesichtsfarbe), schweißig (kalt/ warm)
Ist er Ansprechbar?
Funktionieren Puls und Atmung?
Erkennt er mich?
Ist er örtlich/ zeitlich orientiert, weiß er wo er ist und welchen Tag wir haben?
Wie spricht er mit mir? Verwaschen, klar und deutlich, Sprachaussetzter -Wortfindungsstörungen?
Welche Angaben macht der Patient?
Mir tut das und dies weh! Ich bekomme kaum Luft! Vernichtungsangst!
Ist der Patient bekannt (Familienangehöriger)?
Sind die Symptome bei Ihm schon bekannt?
Sind die Symptome schlimmer als sonst?
Oder klingen diese bereits wieder ab?
Kann er Arme und Beine heben?
Was hat er vor dem Ereignis getan?
Schwere körperliche Arbeiten? Stress? Aufregung?
Nimmt er ständig Medikamente?
Hat er diese heute schon genommen?
Mögliche Aufgaben:
Patienten beruhigen
Symptome versuchen zu bekämpfen
Keine Medikamente geben! Keine Versuche machen!
Bequeme sachgerechte Lagerung z.B.
Patienten, auf den Boden setzten, nicht auf einen Stuhl, es besteht die Gefahr dass er Bewusstlos wird.
Patienten hinliegen lassen - Oberkörper hochlagern, nimmt z.B. den Druck vom Herzen bei einem Herzinfarkt.
Auf mögliche Wünsche des Patienten eingehen, aber nicht rauchen, essen, trinken lassen.
Toilettengang ist (meist) möglich aber nur mit Hilfe und unbedingt darauf achten das die Tür nicht verschlossen wird!
Notruf
Es muss ein Notruf abgesetzt werden! Lieber zehnmal zu viel als einmal zu wenig
Wählt dazu IMMER die 112 egal ob vom Festnetz oder vom Handy, dies gilt auch fürs Ausland, wo immer ihr seit!
Mit der 112 kommt ihr IMMER bei einer Leitstelle heraus und es kann Euch geholfen werden! Probleme kann es nur bei der Verständigung (Sprache) geben!
Eine Ortsvorwahl ist damit NIE und nirgends nötig!!!
Die 5 W´s für den Notruf
Wo ist was geschehen?
Was ist geschehen?
Wie viele Verletzte gibt es?
Welche Arten von Verletzungen liegen vor?
Warten auf Rückfragen!
Ich war selber viele Jahre Leitstellendisponent, daher weiß ich wie aufgeregt mancher Anrufer(in) sein kann.
Das ist kein Problem!
Ihr müsst die 5 W´s nicht auswendig wissen, der Disponent am anderen Ende der Telefonleitung führt euch durch das Gespräch!
Deswegen nicht auflegen und nicht aufregen über die Fragen die gestellt werden.
Stellt euch vor, der Disponent weiß bereits durch euren Anruf, dass der Patient im Fahrzeug eingeklemmt ist und muss das nicht vom Rettungsdienstpersonal etliche Minuten später erfahren.
So kann z.B. die/ das Feuerwehr/ THW mitalarmiert werden…
Je größer das Wissen über das Ereignis, über den Patienten, über die Symptome des/ der Patienten, über die Verletzung(en) usw. desto gezielter und genauer kann Personal vor Ort geschickt werden.
Noch Fragen?http://www.patientenfragen.net/C:%5C...gene%20Dateien
AW: Was mache ich wenn ich zu einem Notfall komme?
Ganz wichtig finde ich, daß man zumindest eine der beiden Notfallnummern wählt und nicht einfach unbeteiligt als Gaffer dabei stehen bleibt, z.B. bei einem Unfall auf der Straße.
So kann dann eben von Fachleuten geholfen werden, wenn man sich selber nicht wirklich traut, in der Zwischenzeit aber mit dem Verunfallten Kontakt halten, also ihn ansprechen, bei Bewußtlosigkeit auch ruhig den Arm tätscheln o.ä. Also bitte nur beruhigende Maßnahmen ergreifen und nicht wie wild in der Gegend rumschreien.
Solltet Ihr selber zu der Gaffer-Fraktion gehören, so bitte ich eindringlichst darum, den Ersthelfern freie Bahn zu lassen.
Ich habe es letztens selbst erlebt, daß ich bei einem Unfall 1. Hilfe geleistet habe und von den umstehenden Menschen teils verblüfft, teils sehr verständnislos angemacht und angebrüllt wurde, ich solle das gefälligst lassen, 1. sei die Feuerwehr benachrichtigt und 2. habe man dann nichts mehr zu schauen.
Und im allgemeinen keine Scheu zeigen, sondern einfach machen. Auch wenn der 1.Hilfe-Kurs schon einige Jahre zurückliegt, hauptsache ist vor allem, daß der Verletzte spürt, daß Hilfe da ist und weitere kommt.
Sich auch nicht unbedingt darauf verlassen, daß wirklich schon jemand z.B. die Feuerwehr/Notarzt alamiert hat, lieber einmal zuviel anrufen als einmal zu wenig. Die in der Leitstelle sagen einem sehr schnell, ob schon ein Notruf eingegangen ist oder nicht, also keine Angst, die sind auch alle sehr sehr freundlich in den Leitstellen und tun einem nichts böses.
Bei Unfällen/Notfällen im häuslichen Umfeld bitte nicht nachts versuchen, den eigentlichen Hausarzt anzurufen in der Praxis, dabei geht wertvolle Zeit verloren.
Nachts sind auch Hausärzte nicht in ihrer Praxis, leider versuchen viele Menschen es mehrmals, bis sie dann einsehen, daß die 112 schneller und vor allem erreichbar ist.
Viele Grüße, Andrea
AW: Was mache ich wenn ich zu einem Notfall komme?
Ich finde es toll, wenn ein Fachmann, Erste-Hilfe Themen, für Laien verständlich macht. Ich bin selber Ausbilderin für Erste-Hilfe und Rettungssanitäterin. Ich habe aber einen Einspruch. Du schreibst: ggf Stabile Seitenlage – nicht bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen, Schädel-Hirn Verletzungen.
Da man die stabile Seitenlagerung sowieso nur bei Patienten anwendet, die ohne Bewußtsein sind, und es bei dieser Lagerung um die Sicherung der Atemwege geht und darum, das der Patient kein Erbrochenes einatmet, ist es erst einmal wichtiger die Atmung zu gewährleisten und nicht auf etwaige Verletzungen zu achten, seien sie auch noch so schwer. Der Patient muss natürlich mit größter Vorsicht bewegt werden. Die Atmung steht an erster Stelle.
Liebe Grüße Ute (Die Rechbergmaus)
AW: Was mache ich wenn ich zu einem Notfall komme?
Das mag sicherlich richtig sein, nur wenn ein Wirbel an der falschen Stelle gebrochen ist und du den Patienten in die stabile Seitenlage legst dann kann es sein das du beatmen musst.
Weil eben der Nerv durchdrennt wurde.
Es gilt nach wie vor keine stabile Seitenlage bei Wirbelsäulenverletzung und bei Schädel-Hirn-Traumen.
Besser beim Patienten verbleiben und den Zungengrund nach oben drücken/ halten dann klappt das mit der Atmung schon.
Es gilt allerdings immer das man Situationsbezogen entscheiden muss, es gibt für nichts eine 100% Lösung!
AW: Was mache ich wenn ich zu einem Notfall komme?
Irgendwie habe ich es in meine Rettungssani-Ausbildung und im Studium ehrlich gesagt so gelernt, wie Rechbergmaus es gesagt hat. Denn einem erstickten Pat. ist definitiv nicht mehr zu helfen, der ist tot. Man sollte eben das bestmögliche tun!
(Und wenn man den Zungengrund manuell nach oben drückt (durch Zug am Kieferwinkel), dann manipuliert man doch oft unbewusst an der Halswirbelsäule - und das ist ja dann auch nciht sehr förderlich)
AW: Was mache ich wenn ich zu einem Notfall komme?
Versteht mich bitte nicht falsch, aber gerade diese ständigen Diskussionen allerorts in Bezug auf " bei Wirbelsäulenverletzung noch mehr kaputt machen " etc. pp. sind doch das, was Laien, die vor 20 Jahren einmal einen 1. Hilfe-Kurs besucht haben, davon abhalten, einem Verletzten zu helfen, aus Angst, etwas falsch zu machen und dafür womöglich auch noch angezeigt zu werden.
Man sollte keine Angst haben, bei einem Notfall zu helfen, auch wenn man kein Profi ist und kein Blut sehen kann.
Es ist doch vorallem wichtig, überhaupt etwas zu tun, nicht zu gaffen oder vorbeizufahren ( wie es viele taten als z.B. neulich bei Hannover der Bus abbrannte ) .
Den Mut zu haben, dieses Herdenverhalten ( " die anderen tun auch nix, dann lasse ich es also auch sein " ) zu durchbrechen.
Sich nicht darauf zu verlassen, das andere sich ja schon ausreichend kümmern, sondern selber schauen, ob noch weitere Hilfe benötigt wird, z.B. durch sichern des Unfallortes, Beruhigung von Angehörigen...
Auch erwartet doch niemand, das man sich selbst gefährdet.
Wenn vor mir am Bahnhof ein Junkie die Treppe herunterfällt und unten blutend liegen bleibt, wird keiner von mir verlangen, das ich jetzt mit bloßen Händen seine Blutungen stille oder gar wenn nötig Mund-zu-Mund-Beatmung durchführe.
Das macht ohne ausreichendem Selbstschutz auch kein Notarzt.
Aber ich kann Hilfe rufen, in seiner Nähe bleiben, so gut es geht beruhigend auf ihn einreden und verhindern, das er den Unfallort verläßt.
Das ist immer noch besser als einfach weiterzugehen.
Oder z.B. bei Patienten mit V.a. Herzinfarkt; solange sie noch ansprechbar sind, einfach da sein und beruhigen, bis der Arzt kommt - das bringt oft schon viel.
Wenn der Patient erst einmal blau angelaufen hernieder liegt, gibt es sowieso nichts über Wirbelsäule etc. zu diskutieren - da wird dann CPR durchgeführt bis der Rettungsdienst kommt, und das geht zum Glück meistenorts recht schnell.
Meine Ersthelfer-Erfahrungen beschränken sich zwar zum Glück lediglich auf zwei Autounfälle mit leichten Verletzungen und einem gestürzten Alkoholiker ( die Krankenhaus-Notfälle laß ich jetzt `mal außen vor ), aber da habe ich gesehen, das sich jeder Schritt von der aktuellen Situation ableitet.
Konkret:
In der Innenstadt wurde auf einer 2-spurigen Straße eine ältere Frau von einer Fahrradfahrerin umgefahren.
Sie lag dann jammernd auf der Straße - die Fahrradfahrein fuhr weiter, und um die Kurve kamen schon die ersten Autos angeprescht und hupten.
Von der direkt anliegenden Bushaltestelle gafften ca. 10 Personen herüber.
Also bin ich auf die Straße, beuge mich zu der Frau herunter und spüre schon den ersten Autokotflügel an meinem Bein...da konnten wir nicht bleiben!
Mit Hilfe eines Mannes ( der erst nach meiner lautstarken Aufforderung um Hilfe kam ) " schleppten " wir die Patientin auf eine Bank an der Haltstelle und legten sie dort hin.
Und ja, sie hatte, wie sich nachträglich herausstellte, tatsächlich einen Wirbel angebrochen.
Die Unfallstelle war aber so gefährlich ( und die Gaffer zu unfähig sie abzusichern ), das eine weitere Minute auf der Fahrbahn sicher zu einem größerem Unfall geführt hätte.
Ich blieb die ca. 5 Minuten, bis der Rettungswagen kam, direkt bei der Patientin, habe beruhigend auf sie eingeredet, ihr meinen Schal unter den Kopf gelegt und Händchen gehalten.
Da es um Unfallflucht ging, wurde ich später als Zeuge vernommen und wenige Tage später klingelte das Telefon, und die verunfallte Dame war am anderen Ende der Leitung:
Sie bedankte sich überschwenglich für meine Hilfe; wenn sie sich auch an Einzelheiten des Unfalls nicht klar erinnern konnte, so doch ganz genau daran, wie gut es ihr tat, das da jemand war, der ihre Hand hielt und mit ihr redete.
Also meine Bitte an alle Notfall-/ Unfallzeugen:
Hingehen und etwas tun!
Und wenn ihr zu unsicher seid: Erste-Hilfe-Kurse werden vielerorts und regelmäßig für wenig Geld angeboten :).
AW: Was mache ich wenn ich zu einem Notfall komme?
um mich bei der wirbelsäulen - seitenlagen - geschichte noch einmal mit einzuklinken:
ich geb meinen EH-Teilnehmern immer den leitsatz "was bringt ihn um?"
klingt blöd, ist aber echt einfach! den bewusstlosen betroffenen bringt mit sicherheit der vor die atemwege gerutschte zungengrund oder die atemwege versperrendes erbrochenes um und nicht die wirbelsäulenverletzung. die bringt ihn höchstens in den rollstuhl. noch etwas zu: wenn der nervenkanal gequetscht wird muss eh beatmet werden (sinngemäß zitiert)! deshalb überprüft der ersthelfer ja regelmäßig und engmaschig die atmung von betroffenen in der stab. seitenlage.
nach meiner meinung gibt es hier nichts zu diskutieren...
bewusstlos = stab. seitenlage! egal, ob SHT, Wirbelsäulentrauma oder arm ab.
LG
Lars
(EH-Ausbilder und Rettungssanitäter)
AW: Was mache ich wenn ich zu einem Notfall komme?
Danke Lars
Das ist in meinen Kursen auch immer meine Rede, wenn er erstickt, weil er auf dem Rücken liegt, gewinnen wir nix. Ausserdem sind Wirbelsäulenverletzungen oder Kopfverletzungen nicht immer auf den ersten Blick zu sehen.
Grüßle Ute
Auch EH-Ausbilderin und Rettungssanitäter nicht nur Tippse an der Anmeldung
AW: Was mache ich wenn ich zu einem Notfall komme?
NICHT DIREKT ZU DIESEM THEMA, ABER IN DEN LANDKREISEN,
IN DENEN ICH TÄTIG WAR, WAR ES USUS DIE AUTOKENNZEICHEN
DER GAFFER VON DER POLIZEI NOTIEREN ZU LASSEN UND DANN
GESAMMELT ANZEIGE GEM § 323c (UNTERLASSENE HILFELEISTUNG)
ZU ERSTATTEN, NACH EINEM HALBEN JAHR GING DIE ANZAHL DER
GAFFER STARK ZURÜCK.
AW: Was mache ich wenn ich zu einem Notfall komme?
Hallo Polarbär,
ich wollte dich mal fragen, ob deine Shifttaste kaputt ist oder warum du immer groß schreibst? Dieses Großgeschriebene bedeutet im Netz das gebrüllt wird. Das ist doch nicht nötig, oder? ;)
Gruß
spokes