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Patienten mit chronischen Rückenschmerzen haben häufig zusätzliche Erkrankungen


23.04.07

aus: Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Norbert Dörholt, 20.04.2007

Nicht nur der Rücken tut weh


Patienten mit chronischen Rückenschmerzen haben häufig zusätzliche
Erkrankungen / Studie der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg

Patienten, die an chronischen Rückenschmerzen leiden, haben besonders
häufig weitere Erkrankungen. Je länger ihr Leiden besteht, desto mehr
zusätzliche Beschwerden treten auf. Dazu gehören vor allem psychische
Störungen, Kreislauf- sowie Augenerkrankungen, die jeweils bei
mindestens 30 Prozent der Patienten auftreten.

Dies ist das Ergebnis einer Studie der Orthopädischen
Universitätsklinik Heidelberg, die jetzt in der Zeitschrift Schmerz
veröffentlicht worden ist. Ärzte, die diese Patienten behandeln,
sollten sich bewusst sein, dass chronische Rückenschmerzen nur selten
ein isoliertes gesundheitliches Problem sind, erklärt Professor Dr.
Marcus Schiltenwolf, Leiter der Sektion Schmerztherapie der
Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg, der gemeinsam mit M.
Buchner, E. Neubauer und A. Barié die Studie durchgeführt hat.

Rückenschmerzen sind weit verbreitet: Rund 30 Millionen, also
mindestens jeder dritte Bundesbürger, klagen einmal im Jahr über einen
akuten Rückenschmerz. Vom akuten zum chronischen Leiden ist der Weg
oft nicht weit. Der volkswirtschaftliche Ausfall liegt schätzungsweise
bei 20 Milliarden Euro pro Jahr.

Eingeschränkte Mobilität der Patienten kann andere Organe
beeinträchtigen


Bei der Studie wurden insgesamt 102 Männer und Frauen befragt und mit
standardisierten Fragebögen getestet: 51 litten an chronischen
Rückenschmerzen, bei den anderen Testpersonen handelt es sich um eine
vergleichbare rückengesunde Gruppe. Die Teilnehmer waren im
Durchschnitt 51 Jahre alt. Die Rückenschmerz-Patienten hatten ihr
Leiden seit durchschnittlich seit fast sieben Jahren. In ihrer Gruppe
traten zusätzliche Erkrankungen mehrfach häufiger auf als in der
Vergleichsgruppe. So litten 30 Rückenschmerz-Patienten an psychischen
und Verhaltensstörungen im Vergleich zu sechs Personen in der
Vergleichsgruppe.

Warum diese zusätzlichen Erkrankungen auftreten, ist unklar, sagt
Professor Schiltenwolf. Bei depressiven Verstimmungen könnte es sich
um eine Folge des chronischen Leidens handeln. Die eingeschränkte
Mobilität der Patienten kann Organsysteme direkt beeinträchtigen.
Gemeinsame Risikofaktoren wie Übergewicht können mehrere Beschwerden
zugleich auslösen. Ein weiterer Erklärungsansatz ist die hohe
Bereitschaft zur Somatisierung, der körperlichen und somit
medizinischen Zuordnung und Erklärung von Körperbeschwerden, der R
ückenschmerz-Patienten, die durch häufiges Aufsuchen des Arztes
verstärkt wird, so Professor Schiltenwolf.

Literatur:
Buchner M, Neubauer E, Barié A, Schiltenwolf M: Comobidity in patients
with chronic low back pain. Schmerz 2007 (Epub ahead of print)

Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Marcus Schiltenwolf
Schmerztherapie
Telefon: +49 6221/96 6323
Fax: +49 6221/96 6380
Sekretariat Frau Lueg-Damm
Email: sabine.lueg-damm@ok.uni-heidelberg.de