Tinnitus mit Vorgeschichte
Hallo,
vielen Dank schonmal für das Lesen des doch etwas längeren Beitrags. Bin männlich und 33 Jahre alt.
Der Tinnitus ging los um die Weihnachtszeit. Ich muss dazu sagen dass ich etwas angespannt war einfach weil uns ein neuer Chef angekündigt wurde und es da schonmal richtig Ärger gab. Angefangen hat's mit einem leichten Rauschen bzw. Pochen (wie wenn jemand Hämmert) auf beiden Ohren, relativ konstant, tagsüber stärker als nachts. Und einem gewissen Ohrendruck wie bei einer Erkältung, Knacken beim Schlucken usw.
Ich ließ es dann doch mal HNO-ärztlich abklären und war danach schockierter als vorher. Leichte Hörminderung auf beiden Ohren (aber noch < 20 dB; Knochenleitung wurde nie getestet, Trommelfell schwingt normal). Ich soll es ignorieren wenn's eh schon besser wird, viel trinken, Magnesium, abwarten. Schon witzig, im Internet liest man immer „Sofort zum Arzt“, wenn man dann mal hingeht bekommt man erstens ewig keinen Termin und zweitens soll man dann abwarten.
Dann kam irgendwann ein Pfeifen/Säuseln auf dem linken Ohr dazu, nochmal zu nem anderen HNO-Arzt, Hörtest in Ordnung, konnte sich gar nicht erklären was der andere gesagt hat, Ginko-Tabletten nehmen, irgendwann als es nicht besser wurde Kortison-Tabletten. Kein Mensch hat mir gesagt dass es davon auch schlimmer werden kann, das Wochenende war das schlimmste meines Lebens. Dazwischen hatte ich noch ne heftige Erkältung, da war es dann richtig schlimm. War aber noch hoffnungsvoll dass es besser wird, die 3-Monats-Frist war ja noch nicht vorbei, ansonsten hätte ich das glaub ich damals nicht durchgestanden und hätte mir gleich die Kugel gegeben.
Die dritte HNO-Ärztin hat dann den Zusammenhang zu CMD (Kiefergelenk) und Verspannungen aufgemacht. Es wurde da tatsächlich was gefunden, habe mittlerweile eine Knirscherschiene die zwar die schlimmsten Katastrophen nachts verhindert aber andererseits glaub ich dafür sorgt dass sich alles noch mehr verspannt dadurch dass sie den Kiefer wieder in eine andere Position bringt und das Pressen nachts ja auch nicht verhindern kann.
Außerdem ne gewisse Ärzteodysee hinter mir (wobei ich jetzt Physiotherapie/Osteopathie auch mal als Arzt bezeichne), nach ner Zahnbehandlung durch das lange Öffnen des Kiefers richtig schlimm, dumemrweise habe ich noch zwei weitere Behandlungen vor mir und weiß nicht wie ich das durchstehen soll. 14 Tage krank schreiben hat auch nicht wirklich was gebracht weil ich mich dann noch mehr mit Arztterminen beschäftigt habe.
Bin mittlerweile so weit dass ich zum Psychologen gehen möchte, wenn ich denn einen Termin bekommen würde. 15 Ärzte durchtelefoniert, ein paar waren ziemlich komisch, alle hatten in naher Zukunft keinen Termin, das alles neben der Arbeit, muss das ja auch alles „nacharbeiten“ (außer die Arzttermine, dafür habe ich jetzt eine Lösung gefunden). Zum Glück habe ich verständnisvolle Kollegen, sonst würde ich das alles nicht durchstehen.
Dazu ne wahnsinnige Angst irgendwann schwerhörig zu werden bzw. dass der Tinnitus schlimmer wird. Kann ja auch an der Durchblutung liegen. Jede Behandlung kann das Ganze ja auch verschlechtern, sagt einem halt keiner bzw. hinterher kann man eh nichts machen, wird dann halt abgestritten bzw. der Arzt interessiert sich sich meistens ja gar nicht dafür wie's einem geht, sind ja schon die nächsten 10 Leute im Wartezimmer bzw. wichtig ist halt dass man was abrechnen kann.
Ansonsten wurde noch ein Blutbild gemacht, alle Werte sind bestens.
Man kommt sich teilweise auch als Simulant vor weil man ja gesund aussieht, dabei ist jeder Tag für mich eine neue Herausforderung, ich weiß nicht mehr was ich mir zumuten kann und was nicht. Lärm? Stress? Könnte alles einen neuen Hörsturz auslösen wobei ich ja noch nichtmal weiß ob ich überhaupt einen gehabt habe.
So, und jetzt zur Vorgeschichte: Bis ich 22 war war ich eigentlich kerngesund, zwar übergewichtig aber trotzdem gesund. Dann hatte ich einen minimalen Autounfall in einer doch stressigen Zeit (viel vorm Computer da Diplomarbeit), gefolgt von leichten Kopfschmerzen und anschließend heftigen Zahnschmerzen mit zwei Behandlungen. An diesem Wochenende entwickelte sich dann eine Benommenheit (was ich heute weiß kann das mit den Augenmuskeln zusammenhängen), irgendwann dann ein komisches Gefühl an Fingern und Füßen/Zehen (quasi die Vor-Vorstufe vom "Einschlafen"), nur zeitweise, ansonsten immer mal wieder so ein komisches Gefühl im Gesicht links und im Ohr links. Damals auch ein leichtes Rauschen am linken Ohr, aber wirklich nur minimal.
Im Gegensatz zu heute war ich damals ständig müde. Vorteil war halt dass ich keinen Tinnitus hatte und mich daher hinlegen konnte um zu entspannen. Momentan geht das irgendwie nicht mehr da es beim Liegen schlimmer wird, vor allem in Rückenlage. Ich kann eigentlich nur schlafen indem ich mich auf das pfeifende Ohr lege weil der Pfeifton dann weniger wird.
Naja, nach Check der HWS, HNO, ja sogar Neurologe mit EEG und MRT (Ausschluss MS) kam überhaupt nichts dabei raus, wurde auf die Psyche geschoben, ich bekam Tabletten gegen die Depression (wovon ich nicht schlafen konnte und sie daher dann nicht nahm). Irgendwann nach 1-2 Jahren, Studium beendet, neuer Job, Umzug find ich dann an Sport zu machen, nahm irgendwann auch ziemlich viel ab und war seitdem fast beschwerdefrei. War zwar nie so ein Powertyp der morgens um 6 aufsteht, erst ne runde Joggen geht und dann 10 Stunden arbeitet um dann abends noch feiern zu gehen aber ich war zufrieden.
Bis das jetzt mit dem Tinnitus kam. Das fiese ist ja auch dass das Innenohr fast das einzige Organ ist was man nicht wirklich behandeln kann und was – wenn es einmal kaputt ist – immer kaputt bleibt. :-(
Naja, und dann hatte ich vor einigen Monaten (also eigentlich in einer Zeit wo die 3-Monats-Frist schon überschritten war) so ein Erlebnis: War Klettern zur Ablenkung, hat mich ziemliche Überwindung gekostet, dachte schon dass es davon schlimmer wird wegen dem Lärm in der Halle, und als ich nach Hause kam war Totenstille im Ohr. Keine Ahnung welche Bewegung ich da gemacht habe ich konnte es leider nicht reproduzieren.
Wenn ihr irgendwelche Tipps für mich habt – leider gibt es in Nürnberg auch keine Selbsthilfegruppe – dann her damit. Wie gesagt, ich bin eigentlich ziemlich am Ende und hätte eigentlich noch viel vor im Leben.
Viele Grüße,
Kranker83
AW: Tinnitus mit Vorgeschichte
Hallo ,
Du hast ja jede Menge geschrieben.
Allerdings wei sich nicht ob Du da etwas übertreibst. Ein Hörverlust von < 20 dB; (kleiner als 20 dB) Wir hören irgendwo zwischen 20 Hertz und 20 Khz
Wenn es zu einer Durchblutungsstörung kommt die einen Hörsturz auslöst so ist der Hörverlust schon deutlich! Man hat das Gefühl im Ohr sei jede Menge Watte. In solch einem Fall ist es zu einer Unterversorgung des Hörnervs gekommen.
In Deinem Fall würde ich Dich fragen, ob Du Probleme mit dem Kiefer hast. Ob Du ein Iphon hast und gerne laut Musik hörst odgl.. Ob es Dir ab und an schwindlig ist.
Subjektive Ursachen eines Tinnitus, sowie objektive Ursachen
· Hörsturz
· Altersschwerhörigkeit
· Schalltrauma (Lärmtrauma, Knalltrauma, Explosionstrauma)
· Fremdkörper im Gehörgang
· Entzündungen des Ohrs
· Virale und bakterielle Infekte
· Akustikusneurinom
· Morbus Ménière
· Otosklerose -> Verknöcherung und Versteifung der Gehörknöchelchenkette
· Chronische Mittelohrentzündung
· Herz-Kreislauf-Krankheiten
· Erkrankung des zentralen Nervensystems
· Dekompressionskrankheit
· Stoffwechsel- und Nierenkrankheiten
· Endolymphschwankungen
· Autoimmunerkrankungen des Innenohrs
· Funktionelle Störungen des Kiefergelenks oder der Halswirbelsäule
· Muskuläre Ursachen
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· Hämangiome (Blutschwämme)
· Gefäßmissbildungen
· Gaumensegelnystagmus
· Tubenfunktionsstörungen
· Veränderung im Blutstrom der Halsvenen
· Tumore im Mittelohr
Was die Tubenfunktionsstörung angeht haben wir die wahrscheinlich alle schon einmal kurz gehabt beim baden wenn Wasser ins Ohr gekommen ist.
Was den Tinnitus bei Dir angeht, besteht die Möglichkeit das man zu einer Kur fährt und da etwas gegen den Tinnitus tun kann. Ein Problem in dem Zusammenhang ist Übergewicht..
Mehr dazu hier und hier ob bei Rehakliniken.de auch etwas dazu steht musst Du einmal nachschauen!
Also die Ursachen können vielfältig sein – aber von einem Hörsturz bei der geringen Einschränkung?
Gruss Stefan
AW: Tinnitus mit Vorgeschichte
Zitat:
von
StefanD.
Du hast ja jede Menge geschrieben.
Allerdings wei sich nicht ob Du da etwas übertreibst. Ein Hörverlust von < 20 dB; (kleiner als 20 dB) Wir hören irgendwo zwischen 20 Hertz und 20 Khz
Die Frequenz hat nichts mit der Dämpfung zu tun.
Zitat:
von
StefanD. Wenn es zu einer Durchblutungsstörung kommt die einen Hörsturz auslöst so ist der Hörverlust schon deutlich! Man hat das Gefühl im Ohr sei jede Menge Watte. In solch einem Fall ist es zu einer Unterversorgung des Hörnervs gekommen.
In Deinem Fall würde ich Dich fragen, ob Du Probleme mit dem Kiefer hast. Ob Du ein Iphon hast und gerne laut Musik hörst odgl.. Ob es Dir ab und an schwindlig ist.
Ich hab eigentlich nie viel laute Musik gehört, viel weniger als andere Leute und hatte bis im Dezember 2016 ein sehr gutes Gehör, nie Probleme mit den Ohren (außer mal einer Mittelohrentzündung zu Bundeswehrzeiten und "Wasser" im Ohr als 16-jähriger, wo ich dann auch tatsächlich schlecht gehört habe. Ging aber mit viel Inhalieren und abschwellenden Medikamenten von selbst zurück). Davon abgesehen war ich in meinem Leben genau 2 mal in einer Disco und kann bis heute nicht verstehen dass man sich freiwillig solchem Lärm aussetzt. Meiner Meinung nach grenzt das an (Selbst-)Körperverletzung.
Und ja, ich habe Probleme mit dem Kiefer und bin da auch in Behandlung. Es gelingt wunderbar die Symptome dadurch temporär zu verschlechtern, teilweise mit Physiotherapie auch mal zu verbessern, aber dauerhaft gebracht hat mir diese Erkenntnis eigentlich nichts außer dass es Geld gekostet hat weil Ärzte mittlerweile dazu neigen mehr auf ihren Geldbeutel als auf das Wohl ihrer Patienten zu schauen.
Und das mit dem Überteiben ..., ja das bekommt man von Ärzten zu hören die gerne alles auf die Psyche schieben weil es nunmal die einfachste Diganose ist und man den Patienten halt auch loshaben will wenn er einmal im Quartal da war und man keine Diagnoseoptionen hat die man gut abrechnen kann (Bilder und Hörtests kann man anscheinend gut Geld mit verdienen, deshalb macht man das ohne dass es irgendeine Erkenntnis bringt). Oder von Leuten die selber kerngesund sind.
Mein Problem ist vor allem die Unberechenbarkeit der Krankheit (ja, ich bezeichne Tinnitus genauso wie Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen als Krankheit und nicht als Symptom) und die Nächte. Es muss ja einen Grund haben dass das Pfeifen am Morgen am schlimmsten ist und mittlerweile auch auf beiden Ohren ist, wenn auch in unterschiedlicher Intensität und das linke Pfeifen etwas leiser geworden ist.
Viele Grüße,
Bernhard
AW: Tinnitus mit Vorgeschichte
Nun es ist allerdings so das man von einer geringfügigen Schwerhörigkeit spricht wenn der 7 die betroffen eerst Töne oberhalb von 20 db hört. Also direkt zwischen 25 db und 40 db Bei Dir steht allerdings < 20 dB;
Zur besseren Überschaubarkeit die mittelgradige Schwerhörigkeit Hörverlust von 40 db dabei hört man Töne zwischen 40 db und 60 db.
Bei hochgradiger Schwerhörigkeit Hörverlust 60 db da ist ein normales Gespräch nicht mehr machbar. Bei einem Hörverlust von 80 db ist man eigentlich taub.
Also eine geringe Schwerhörigkeit liegt vor wenn man als Beispiel nicht mehr das Ticken einer Armbanduhr z.B. hört.
Wenn man Tinnitus hat ist das schon heftig, dazu habe ich Dir geschrieben das es in dem Fall entsprechende Rehakliniken gibt. In so einer Rehaklinik lernt man mit dem Tinnitus umzugehen die entsprechende Töne zu überhören oder durch andere Töne "auszuschalten" so weit wie das möglich ist. wie hier ein Stück beschrieben.
Wie man weiter vorgeht musst Du allerdings mit Deinem HNO-Arzt vor Ort abklären! Warum nun bei Dir gerade am Morgen das Problem am größten ist ob es wieder Erwarten doch mit dem Kiefer zusammenhängt? Denn in der Nacht sind wir nicht ganz so untätig wie wir hoffen.
VG Stefan
AW: Tinnitus mit Vorgeschichte
Hallo, Kranker83, also Tinnitus habe ich auch, seit circa 4 Jahren. Du wirst dich vielleicht daran gewöhnen müssen, sieh es einfach als Betriebsgeräusch. Wie du nebenan in meinem Beitrag lesen kannst hab ich seit knapp 2 Jahren Nervenschmerzen. Das ist ein ganz anderes Kaliber, über den Tinnitus sieht man dann eher hinweg. Außerdem ist er ja nicht immer da, oft am Tag bei Beschäftigung hört man ihn auch gar nicht, ich denke das wird bei dir genauso sein. In der Ruhe dreht er aber oft hoch. Zimmerspringbrunnen oder USB Ventilator schafft dann beruhigendes Rauschen zum einschlafen.
Wenn du immer daran denkst und das negativ fokussierst machst du es damit erst richtig schlimm. Es ist so, Zitat: „Unter einem kompensierten Tinnitus versteht man Ohrgeräusche, die vom Betroffenen ohne wesentliche Beeinträchtigung hingenommen werden, von Anfang an oder im Verlaufe des Leidens.“
Wenn du also plötzlich denkst, oh, der Tinnitus pfeift aber heute wieder laut und ich habe schon x Tage nicht mehr dran gedacht und du sogleich wieder an was anderes denkst und der Tinnitus ins Unterbewusstsein verschwindet, weil er als unrelevant eingestuft ist, dann hast du einen kompensierten Tinnitus.
So ist es inzwischen bei mir. Der Tinnitus ist da aber er belastet mich kaum. Selbst an Tagen wenn er richtig hochdreht hab ich ihn nur kurze Zeiten überhaupt im Bewusstsein. Weil ich sogleich wieder auf was anderes konzentriert bin. Wenn du eine andere Krankheit hättest mit richtig starken Schmerzen würde das auch so laufen, weil man sich mit was schlimmeren rumplagt. Das funktioniert auch wenn man es schafft eine "scheißegal" Einstellung zum Tinnitus zu entwickeln. Es bleibt einem ja sowieso nichts anderes übrig, als damit zu leben.