Auch die medizinische Wissenschaft hat teil an den technischen Fortschritten. Die Entdeckung von Krankheitserregern hat die Entstehungsweise mancher Infektionskrankheiten geklärt und zur Verhütung gefährlicher Seuchen geführt. Die pharmazeutische Industrie hat Arzneimittel geschaffen, die zur Beherrschung vieler Infektionskrankheiten beiträgt.
Da die Infektionskrankheiten in früheren Zeiten die Hauptursache darstellten und da die davon Betroffenen meist in verhältnismäßig jungen Jahren starben, hört man heute, vor allem aus medizinalpolitischen Kreisen, der Gesundheitsstand der zivilisierten Völker sei noch nie so hoch gewesen wie jetzt. Als statistischer Beweis wird die steigende Lebenserwartung angeführt, d.h. die Tatsache, dass das Durchschnittsalter der Menschen früher viel niedriger lag als heute. Die aus der Todesstatistik gewonnenen Zahlen geben aber keinerlei Aufschluß über die Krankheitshäufigkeit und vermitteln daher den irreführenden Eindruck einer zunehmenden Verbesserung der Gesundheit. Wenn z.B. ein Mensch mit 90 Jahren stirbt und zwei Säuglinge bei der Geburt sterben, so ergibt dies für diese drei Menschen ein durchschnittliches Lebensalter von nur 30 jahren. Daran ist zu erkennen, dass eine höhere Säuglingssterblichkeit statistisch eine niedrige Lebenserwartung vortäuscht. Da früher nicht nur die Kinderzahl höher lag als heute, errechnete sich natürlich auch ein erheblich niedrigers Durchschnittsalter. Mißt man aber den Gesundheitszustand einer Bevölkerung nicht an der Lebenserwartung und den Statistiken auf Grund der Todesursachen, sondern an der Krankheitsstatistik, so ergibt sich für die zivilisierten Völker heute ein ganz anderes Bild. Noch nie war der Gesundheitszustand der Menschen in den zivilisierten Völkern so schlecht wie heute. Dem Tod gehen langdauernde Gesundheitsschäden voraus.
Es besteht die groteske Tatsache, dass die Menschen immer häufiger Krank werden und dass immer mehr Krankheiten entstehen, die immer weniger beeinflussbar sind, je weiter die medizinische Forschung fortschreitet. An Stelle der großen Infektionskrankheiten haben sich andere Erkrankungen breitgemacht, die uns vor neue Probleme stellen.
Wenn auch dem einzelnen das erschreckende Anwachsen der Krankenziffern nicht deutlich zum Bewusstsein kommt, da er das Kranksein als unabwendbare Tatsache hinnimmt und sich daran als etwas Selbstverständliches, wenn auch Unangenehmes, gewöhnt hat, so sehen doch erfahrene Fachleute mit größter Besorgnis, dass sich eine bedrohliche Entwicklung anbahnt. Man spricht brereits von einem katastrophalen Gesundheitsverfall. Es ist anzunehmen, dass diese zunehmende Verschlechterung des Gesundheitszustandes zivilisierter Völker keine zufällige Entwicklung ist…………………..