Sieben Jahre nach der Vorstellung ihrer Idee im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2003; 326: 1419-24) machen Nicholas Wald und Malcolm Law vom Wolfson Institute of Preventive Medicine in London ernst: In London hat die erste europäische Studie zur Polypille begonnen. In einer placebokontrollierten Cross-Over-Studie werden insgesamt 100 Probanden in den nächsten 24 Wochen täglich eine Pille schlucken, die entweder ein Placebo enthält oder vier Wirkstoffe, durch die nach den Berechnungen der Forscher die meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermieden werden sollen. Die Pille, die der indische Generikahersteller Cipla gedreht hat, enthält den Cholesterinsenker Simvastatin und die drei Antihypertensiva Losartan, Hydrochlorthiazid und Amlodopin. Ursprünglich sollte die Pille noch Aspirin enthalten. Doch darauf wird jetzt aus Sicherheitsgründen verzichtet. Aspirin senkt zwar das Herz-Kreislauf-Risiko, doch zum Preis einer erhöhten Rate von gastrointestinalen Blutungen, die den Effekt in den Primärprävention aufhebt, was durch Studien gut belegt ist. Die anderen Wirkstoffe sind nach Ansicht der Autoren unbedenklich.Die Forscher sind vom Erfolg überzeugt. Damit niemand auf den Nutzen der Polypille verzichten muss, wird die Studie nach der ersten Phase noch über 2 Jahre fortgesetzt, damit alle in den Genuss der angeblich lebensverlängernden Pille kommen. Dass die Studie dem Konzept zum Durchbruch verhilft, ist nicht zu erwarten. Eine ernsthafte Studie zur Primärprävention müsste eine weitaus größere Teilnehmerzahl haben, um einen positiven Einfluss auf „harte“ Endpunkte wie Herzinfarkte, Schlaganfall oder periphere arterielle Verschlusskrankheiten zu belegen.Die Ergebnisse dürften die gleichen sein, die vor zwei Jahren in den Indian Polycap Study erzielt wurden. Damals waren über 2.000 Personen ohne kardiovaskuläre Erkrankungen mit der Kombination aus einem Thiazid, Atenolol, Ramipril, Simvastatin, und Aspirin oder den einzelnen Komponenten behandelt worden.Cholesterin, Blutdruck, Herzfrequenz und Thrombozytenfunktion wurden im zu erwartenden Ausmaß gesenkt. Ob dies aber auch zu der erhofften Reduktion des kardiovaskulären Risikos führt, konnte nach 12 Wochen Therapie noch nicht ermittelt werden (Lancet 2009; 373: 1341-51).

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