Hallo
Ich bin Angehörige einer Frau (Schwiegermutter = SM) mit histrionischer Persönlichkeitsstörung. Letztere ist gesichert, es besteht jedoch keine Krankheitseinsicht und entsprechend auch keine Motivation für eine Therapie. Ich sehe es auch nicht als meine Aufgabe an, dies zu fördern.
Die interaktionelle Störung war im Vorfeld nicht extrem belastend für uns. Aspekte waren da, aber es war aushaltbar (wir haben es dazumal auch noch nicht erkannt). Wir wohnen auch weit genug weg. Was sich zeigte war vor allem das Opfer-spiel, das arme-Schwein-spiel, starkes Betonen wie toll sie ist, Aufmerksamkeitssucht und sie macht keine Fehler. Auffällig war, dass immer mehr Freunde von uns absolut nicht mehr vorbei kommen wollten, wenn auch sie gleichzeitig zu Besuch da war. Aber auch damit konnten wir leben, schließlich war sie ja Familie, da muss man auch mal Dinge ertragen die einem nicht so passen.
Extrem Auffällig wurde es, als eine Krise bezüglich der Wechseljahr meiner SM entstand. Während der ersten Krisenphase wurde ich zum ersten mal Schwanger und verlor das Kind. Ich wusste schon vorher, dass meine SM dagegen war, dass wir ein Kind haben (das Hausfrauen vs. arbeitende Frauen Dilemma), dass sie aber wirklich keinerlei Mitgefühl zeigen würde damit habe ich nicht gerechnet. Äußerungen in die Richtung "ich bin eh noch zu jung um Großmutter zu werden", "du hast dich für die Uni und gegen ein Kind entschieden, das hat die Kinderseele gewusst und wollte nicht zu dir" und "das ist doch positiv dass du es verloren hast, du hättest ein Kind eh nur vernachlässigt weil du arbeiten gegangen wärst" haben mich mitten in der Trauer regelrecht geschockt. Ich reduzierte im Anschluss im Sinne der Selbstfürsorge die Kommunikation auf ein Minimum. Mein Mann war zu dem Zeitpunkt noch nicht in der Lage zu glauben, dass seine Mutter sowas sagen würde. Auch als sich das ganze Drama und die Aussagen bei meiner zweiten Fehlgeburt wiederholte. Und natürlich musste sie durch Geschichten zeigen, dass es ihr ja viel schlechter ging als uns/mir. Problem dabei ist auch, dass sie alles umkehrt: "Das hab ich so nie gesagt, dass hast du falsch interpretiert" etc. Sie macht ja keine Fehler. Aussprachen sind somit extrem schwierig. Selbstreflektion = 0.
Vor einem Jahr, aufgrund des Verhaltens meiner SM gegenüber ihrere Tochter, fing bei meinem Mann der Realisierungsprozess an, der ein Jahr brauchen würde an. Das war der Zeitpunkt, wo ich definitv den Kontakt zu ihr abbrach, aufgrund ihrer Abwertung mir gegenüber. Ein halbes Jahr später wurde mir die Diagnose klar. Sie hat schon vorher gebrütet, aber ich habe lange gebraucht es wahrhaben zu können.
Vor einigen Monaten sickerte die Erkenntnis auch zu meinem Mann durch. Er stellte sehr klare Kommunikationsregeln auf (Telefonat wird per Ansage abgebrochen, wenn jemand aus der Familie abgewertet wird oder sonstige "Spiele" ersichtlich werden - diese sind auch klar definiert worden). Es gingen ein paar unschöne Emails hin und her (ich schätze, das werden nicht die letzten sein).
Ich bin nun seit ein paar Monaten wieder schwanger und meine Schwägerin hat es ihr leider gesagt, weil sie eine Versöhnung herbeiführen wollte.
In den Emails hat mein Mann versucht ihr klar zu machen, dass es uns um ihr Verhalten geht. Dabei ist uns bewusst, dass nur kleinschrittig vorangegangen werden kann und normales Verhalten (wenn es denn endlich wieder mal auftreten würde) belohnt werden muss. Leider hat es sich nur noch extremer zugespitzt.
In der letzten Email wurde die Störung in sehr extremen Maße offensichtlich.
Klar ist auch, dass sie mich als die "Böse" darstellt, die meinen Mann zu einer Entscheidung zwischen ihr und mich zwingt, dass sie Märtyrerhaft so viel für uns getan hat und wir es ihr nie genug belohnt haben.
Außer dass sie erwähnte, dass sie ja jetzt weiß, dass ich ein Kind erwarte und mein Mann sich deshalb jetzt von mir so schön manipulieren lässt und er schon sehen werde, was ein Kind für Probleme bringe kam keine Reaktion bezüglich meiner Schwangerschaft. (ich denke, diese wird erst kommen, wenn sie von anderen positives Feedback kriegt "toll, du wirst oma" und sich mit "die böse Schwiegertochter lässt mich nicht mein Enkel sehen, ich bin ja so arm" wieder in den Mittelpunkt stellen kann. Wir haben mittlerweile gemeinsam beschlossen, dass sie so wie die Dinge jetzt stehen, keinen Kontakt zu unserem Kind haben wird. Um dies zu ändern müsste zuerst eine Verhaltensänderung von ihr meinem Mann und mir gegenüber kommen.
Dennoch macht es mich unglaublich traurig. Ich weiß es ist ihr Störung, ich erkenne die Dynamik der Störung.
Mein Mann wird ihr keine Emails mehr schreiben, weil es nichts bringt, getreu nach dem Motto "schlechtes Verhalten wird ignoriert, gutes belohnt". Weiterhin werden wir starke Grenzen aufrecht erhalten, damit wir geschützt werden.
Meine Vermutung ist, da sie immer so sehr auf "Fleisch und Blut" und "Blut ist dicker als Wasser" pocht, dass es gar nie um mich ging, sondern immer nur darum, dass ein Kind wahrscheinlich stärker als ich (ich bin ja nur Wasser) die Aufmerksamkeit von meinem Mann binden würde und so von ihr abziehen würde (er ist Gesprächs-ersatz-mann und beste Freundinersatz nach eigenen Aussagen). Diese Vermutung wird auch noch von den Erfahrungen einer mir bekannten schwangeren Therapeutin unterstrichen die meinte, dass Histrioniker besonders stark darauf reagieren "können sie sich denn überhaupt genug auf mein Problem konzentrieren?".
Da ich leider feststellen musste, dass es für Angehörige von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen sehr wenig Hilfestellungen gibt, würde ich gerne einen Austausch haben. Mich interessiert vor allem die Frage, ob andere bezüglich Schwangerschaft Kinder /Enkelkinder auch ähnliche Erlebnisse hatten.
Würde mich freuen, wenn hier noch einige ihre Erfahrungen posten könnten.
Vielen Dank.
Liebe Grüße
Yue