Hallo Michael,
obwohl ich den Spiegel-Artikel noch nicht gelesen habe, möchte ich zum Thema Placebo als Wirkmechanismus folgendes anmerken:
Alle "Alternativen" weisen es mit Nachdruck zurück, dass Erfolge ihres Verfahrens auf den Placebo-Effekt zurückzuführen sind. Dadurch würde ja faktisch die Unwirksamkeit des Verfahrens zugegeben und der Erfolg der Behandlung auf die Selbstsuggestion des Patienten zurückgeführt.
Wie soll dann noch teurer HokusPokus gerechtfertigt werden ?
Das Ziel der Diskussionen alternativer Heilverfahren muss also weiterhin sein, zu klären, ob die Therapie einen tatsächlichen Heilerfolg erzeugen kann oder ausschließlich der Placebo-Effekt eine Rolle spielt.
Denn trotz der enormen Bedeutung des Placebo-Effekts für einige Krankheitszustände ist die Wirkungsanteil der Suggestion auf Heilungsprozesse doch sehr unterschiedlich.
Während bei antibiotische Therapien der Placebo-Effekt nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt, ist seine Bedeutung besonders bei Erkrankungen mit einem starken psychosomatischen Anteil - beispielweise bei der Behandlung von Schmerzprozessen - enorm groß.
Leider ist der Placebo-Effekt nicht gezielt steuerbar, sondern u.a. abhängig von der positiven Grundhaltung des Patienten zu Therapie und Therapeut.
Aufgabe von euch Hochschulmedizinern sollte es also sein, den unbestreitbaren Vertrauensverlust der Wissenschaftsmedizin umzukehren, und dabei auch immer wieder deutlich zu machen, dass die Wissenschaftsmedizin über die besseren, ideologisch offenen Konzepte verfügt.
Kein auf Dauer erfolgsversprechender Weg ist es, Zauberei, schamanischen Rituale oder einem Exorzismus in der Wissenschaftsmedizin einen Platz zu verschaffen.
Denn in Wirklichkeit hat nie ein Medizinmann Regen herbeigetanzt.
Pianoman