- ADHS
Woher nun die Überzeugung kommt, dass
ADHS a) „ständig zunimmt“ und b) das auf Umweltschadstoffe zurück zu führen ist, ist noch schleierhafter, als bei den anderen genannten Erkrankungen.
Was nun die Ursachenforschung angeht, kann man feststellen, dass das Wissen um
ADHS in den letzten 2 Jahrzehnten sprunghaft angestiegen ist.
Derzeit sind in der Diskussion zwei sehr gegensätzliche Positionen zu verzeichnen, die - wohlgemerkt - von Ärzten und Betroffenen vertreten werden:
a) Unter der Annahme einer genetisch regulierten Störung im Neurotransmitter –Stoffwechsel werden multimodale Therapiemaßnahmen, insbesondere aber eine medikamentöse Therapie mit Methylphenidat oder DL – Amphetamin als „ zwingend indiziert“ angesehen.
b) Die andere Seite argumentiert mit der Klage „Eine Generation wird krankgeschrieben“ – die betroffenen Kinder seien gesunde Wesen, deren Verhaltensauffälligkeiten nur aktive Reaktionen
eines Kindes auf soziale, emotionale und erzieherische Missstände seien.
Vor allem die zweite Position zeigt die Überzeugung, dass überhaupt kein pathologisches Geschehen existiert, so dass nur die erste These einen exogenen Einfluss durch Umweltschadstoffe vermuten lässt.
Dagegen spricht aber, dass dem Phänomen des unruhigen Kindes schon zur Mitte des 19. Jahrhunderts durch den frühen englischen Kinderpsychologen Henry Mandsley ein Krankheitswert zugewiesen wird - in einer Zeit also, als Begriffe wie Umweltschadstoffe und Umweltverschmutzung im Sinne der heutigen Verwendung nicht existierten.