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Thema: Was hat er noch mitbekommen?

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In dieser Diskussion geht es um "Was hat er noch mitbekommen?" im "Erste Hilfe" Forum, als Teil von Patientenfragen.net
...

  1. #11

    Standard AW: Was hat er noch mitbekommen?

    Hallo Feli, Danke!

    So langsam läßt das "Kopfkino" nach und die Wirklichkeit fängt wieder an, zu mir durchzudringen.
    Habe für Mittwoch erst einmal einen Termin bei meinem HA gemacht, obwohl krank in dem Sinne bin ich ja nicht

    Liebe Grüße

    Bücherwurm

  2. #12
    Rettungsassistent Avatar von Polarbear
    Name
    OURS POLAIRE
    Geschlecht
    maennlich
    Alter
    67 Jahre
    Wohnort
    SÜDWESTEN
    Mitglied seit
    18.03.2010
    Beiträge
    76
    Diese Person ist in einem medizinischen Beruf tätig

    Standard AW: Was hat er noch mitbekommen?

    Nein, krank im herkömmlichen Sinne bist du nicht, du bist
    untröstlich im wahrsten Sinne des Wortes Bedeutung.

    In deinem jetzigen Stadium kann dich niemand trösten
    und so schwer es dir fällt, es dir einzugestehen, ohne
    Hilfe von außen wird es nicht gehen.

    lg ours polaire

  3. #13
    Ärztin (Innere Medizin / Kardiologie)
    Geschlecht
    weiblich
    Alter
    44 Jahre
    Mitglied seit
    24.12.2007
    Beiträge
    1.181
    Diese Person ist in einem medizinischen Beruf tätig

    Standard AW: Was hat er noch mitbekommen?

    Erst wenn die Trauer die 6 Monate überschreitet spricht man von einer pathologischen Trauerreaktion und evtl von einer Belastungsstörung. Es ist völlig normal, dass du im Moment geschockt bist und das Ganze noch nicht fassen kannst. Und es ist sicher gut, wenn du dich jemand anvertrauen kannst (das kann dein Hausarzt sein, aber auch ein guter Freund/Freundin), evtl gibt es noch die Notfallseelsorge, die dir in der akuten Situation helfen kann. Im Moment brauchst du keinen Therapeuten - das zeigt sich im Verlauf.
    Unser Körper hat in Stresssituationen eine wunderbare Funktion: das Gehirn schaltet sozusagen ab und derjenige kann sich auch an das, was kurz vor dem Ereignis passiert ist, nicht erinnern. Das ist eine Schutzfunktion. Mir konnte noch kein Mensch, dem etwas derart schlimmes widerfahren ist, genau berichten, was passiert ist. Meistens hört die Erinnerung irgendwann vorher auf und setzt (sofern das Ganze überlebt wird) erst wieder im Krankenhaus ein. Damit werden auch Schmerzen ausgeblendet - die kommen erst sehr viel später.

  4. #14

    Standard AW: Was hat er noch mitbekommen?

    Dank all Eurer lieben Erklärungen und dem Gespräch mit dem Ha kann ich nun doch beruhigt sein, das er wenigstens wirklich nichts von alle dem mitbekommen hat.
    Für mich eine große Erleichterung.


    Bücherwurm

  5. #15

    Standard AW: Was hat er noch mitbekommen?

    Hallo!
    Ich war lange nicht mehr hier.
    Inzwischen kann ich schon relativ gut damit umgehen, obwohl mir Andy immer noch sehr fehlt. Ich kann inzwischen sogar wieder unsere vielen Zettelchen, die wir uns immer geschrieben haben, lesen ohne weinen zu müssen, sondern in Wärme und Liebe dabei an ihn denken.
    Nur mit einem habe ich Probleme. In längeren Abständen kommen plötzlich wieder die Bilder vom Bahnhof in mir auf. Das viele Blut, der zerstörte Körper, der abgetrennte Arm im Gras. Das ist dann so brutal real, als würde es gerade passieren. Damit komme ich immer noch nicht klar. Diese brutalen Bilder sind zwar seltener geworden, aber sie belasten mich jedesmal wieder aufs Neue enorm. Werden diese Bilder je vergehen?

    Liebe Grüße
    Bücherwurm

  6. #16
    Krankenschwester
    Geschlecht
    weiblich
    Wohnort
    Neukirchen-Vluyn
    Mitglied seit
    27.08.2009
    Beiträge
    439
    Diese Person ist in einem medizinischen Beruf tätig

    Standard AW: Was hat er noch mitbekommen?

    Lieber Bücherwurm!

    Das ist für diese Situation alles doch noch sehr frisch und jeder hat eine andere Art mit Trauer und
    dem Verlust umzugehen , bzw. zu lernen damit weiterzuleben oder die Situation zu verarbeiten.
    Das ist ein ziemlich großer " Happen" den Du zu verarbeiten/verkraften hast.

    Wenn ein Berg so hoch ist, daß man ihn nicht auf einmal bewältigen kann, dann kann man nur
    in kleinen Schritten, die man schaffen kann über ihn hinweg kommen.
    Ein Schritt nach dem anderen und vor allem nicht alle auf einmal.

    Weglaufen vor der Situation geht ja leider nicht.

    Das wird sicherlich noch eine ganze Zeit schmerzen.
    Ich denke nicht, daß man das vergessen wird.
    Aber der Schmerz wird in der Regel mit der Zeit dumpfer.

    Ich denke, Du machst das schon ganz gut und tapfer.

    So unschön diese Situation auch ist, und man gönnt sie wirklich keinem Menschen.
    Wenn Du da durch bist, dann wirst Du merken, daß Du um eine ganze Menge
    stärker geworden bist.

    Das sind sicherlich ganz verschiedene Phasen die man durchleben muß.
    Das Leben ist leider nicht platt, sondern es hat so viele Facetten, daß man sie manchmal
    nicht einmal auf einmal erfassen kann.

    Wichtig ist in kleinen Schritten voran zu gehen und nicht in den Phasen stecken zu bleiben.
    Ein Patentrezept gibt es nicht.

    Es gibt viele Menschen, die bleiben in einer Phase zeitlebens stecken.
    Bitte lies das jetzt nicht falsch, sodaß Du dich von dem nächsten Satz angesprochen
    fühlst. Bei meiner Mutter zb. entwickelte sich die Trauerphase um ihren Partner zu
    einer Situation in der sie sich seit 25 Jahren wohl fühlt.
    Dann wendet sich das Blatt als "Opfer" irgendwann und man schafft andere Opfer,
    anstatt das sinnvoll und positiv zu verarbeiten.

    Es gibt im Leben immer wieder Situationen, die sind einfach bescheiden und Sch.....
    Durch die muß man durch. Dazu hat man am besten Freunde die einem zuhören können und die
    einen begleiten.
    Und eines Tages muß man die Situation loslassen können.
    Es ist aber nicht so, daß man das Loslassen erzwingen kann, oder über die Situation einfach
    hinweg gehen kann. In dem Fall wird man irgendwann einfach davon wieder eingeholt.
    Es gibt keine Vorschrift für das Tempo in dem Du das bewältigt haben mußt.

    Nicht weinen können, nach einer solchen Situation ist oft noch schockierender.

    Als mein Vater damals starb, ( an dem ich sehr hing) habe ich über 2 Jahre nicht weinen können,
    und wunderte mich darüber. Er war damals mein Patient auf der Intensivstation. Ich hatte an der Reanimation
    teilgenommen und nach ein paar Tagen nach den erforderlichen Reiz-EEGs auch seine Beatmung abgestellt. ( Diese Entscheidung war gut, daran bestand nie ein Zweifel.)

    Nach über 2 Jahren weinte ich plötzlich grundlos an irgendeinem Nachmittag.
    Ich denke, daß es einfacher ist, wenn man sofort weinen kann, denn nach so langer Zeit findet man kaum
    noch einen der sich erinnert oder erinnern möchte. Ich finde es persönlich wichtig, daß man weinen und trauern kann. ( Es sollte keiner erwarten, daß Du nicht immer mal wieder traurig darüber bist und weinen mußt. Das gehört leider einfach zur Verarbeitung der Situation. Stell nicht zu große Ansprüche an Dich.)

    Du solltest Dich aber auf keinen Fall dazu zwingen, die Situation immer wieder ansehen zu müssen.
    Irgendwann ist man oft auch schockiert, weil man Probleme hat sich zu erinnern, wie der geliebte Mensch
    ausgesehen hat. ( das weiß man natürlich, aber man hat das Gefühl, daß man sich an das Gesicht nicht mehr
    so erinnern kann, wie es gewesen ist und man fühlt sich mit der Situation auch nicht wohl, weil man vor dem Vergessen Angst hat. )

    Es nutzt nichts. Man muß da hindurch, weiterleben und einen neuen Sinn finden, sich dann auch verzeihen
    können, daß man einen neuen Sinn sucht und auch finden kann.

    Das sind aber alles sehr kleine Schritte, die man nicht in einem Satz abgehandelt bekommt.

    Tschechow ließ einen seiner Schauspieler in dem Stück: "Die Möwe " sinngemäß sagen:
    "Manchmal ist der Sinn des Lebens, zu lernen alles was passiert irgendwie auszuhalten."

    Oftmals hat man in so schlimmen Situationen das Gefühl, daß die Umwelt und die Mitmenschen zu schnell
    vergessen. Vor allem weil sich viele Freunde und Bekannte in solchen Situationen zurückziehen und
    wortlos bleiben.

    Auch diese Situation ist wertvoll. Sie lernt einen Lektionen, die die Situationen und Beziehungen klären,
    die man hat.
    Evtl. werden die Ansprüche, die man an seine Mitmenschen stellt größer, wenn man seinen
    Freundeskreis wählt.
    Das wirkt dann wie ein Belastungstest, den leider nicht alle bestehen von denen man das angenommen/vermutet
    hätte. Andere entwickeln sich als wertvoller, als sie auf den ersten Blick erschienen.

    Enttäuschungen allerdings sind in dem Zusammenhang immer positiv, denn sie heben eine Täuschung auf, der man erlegen ist.

    Wenn Du die Situation irgendwann so gemeistert hast, daß sie erträglich wird, dann hast Du im Endeffekt sehr
    viel gelernt.
    Man wünschte sich, daß einem diese Lektionen unter den Umständen erspart geblieben wären.

    Auch wenn es Dir auf den ersten Blick grausam erscheint: In jeder Situation läßt sich für sein Leben etwas lernen, daß
    letztlich auch positive Facetten hat, was aber nicht heißen soll: Die Situation an sich ist positiv oder wünschenswert.

    Es wäre aber schön, wenn Du für Dich im Endergebnis einen Funken Positives für Deine persönliche Entwicklung suchen und finden könntest.

    Erwarte nicht zu große Fortschritte auf einmal von Dir.

    Du machst das schon ganz toll wie Du mit der Situation umgehst.
    Das ist Schwerstarbeit. Laß Dich mal loben: Wie tapfer und toll, Du das meisterst.

    " Nur Sonne macht eine Wüste."




    Alles Gute
    Geändert von feli (31.12.2013 um 14:15 Uhr)

  7. #17
    Krankenschwester
    Geschlecht
    weiblich
    Wohnort
    Neukirchen-Vluyn
    Mitglied seit
    27.08.2009
    Beiträge
    439
    Diese Person ist in einem medizinischen Beruf tätig

    Standard AW: Was hat er noch mitbekommen?

    Nach dem schweren Unfall ( am 29.1.2013) meiner Schwiegermutter, war unsere Mutter noch etliche Zeit ansprechbar und sie hat das Bewustsein beim Unfall nicht verloren.

    Sie hatte keinerlei Erkenntnis über den Ausmaß ihrer schweren Verletzungen, sondern war die ganze Zeit über der Ansicht, sie hätte nur ein gebrochenes Bein, weshalb sie sie im Bett liegen müsse.
    Alle anderen Verletzungen nahm sie nicht wahr. Das Ausmaß ihrer Verletzungen war letztlich mit dem Leben nicht mehr vereinbar.

    Es war sogar so, daß sie noch im Rettungswagen und später auf der Intensivstation der Klinik nicht begriff, warum man sie in die Klinik brachte und warum sie überhaupt dort unter diesen Umständen an der Beatmung lag.
    Sie war nach dem Unfall zu den anderen Verletzungen sehr schwerhörig und konnte wegen mit dem Tubus nicht sprechen.
    Allerdings war es ihr eine Zeitlang möglich zu lesen und aufzuschreiben, was sie bewegte. Innerhalb dieser Kommunikation fragten wir sie, was geschehen war.
    ( wie gesagt, war sie direkt nach dem Unfall nicht bewustlos.) Sie schrieb auf, sie habe einen dunklen Schatten auf sich zukommen sehen und einen Stoß verspürt, dann wüßte sie nichts mehr..... Also konnte sie sich an weiteres nicht erinnern.

    Die Polizeibeamten , Ärzte und das Klinikpersonal gab an sich mit der Schwiegermutter nach dem Unfall normal unterhalten zu haben, als sei ihr nicht viel passiert.
    Wir waren irritiert, daß die Angehörigen erst 1 Tag später informiert worden waren.

    Beim Ausmaß dieser Verletzungen war eigentlich klar, daß die Chancen für sie diese letztlich zu überleben sehr gering
    waren.
    Wenn ich mit ihr sprach, und ihr erklärte, daß die Situation ernst ist, weil sie danach fragte ( ich wollte sie nicht belügen und obwohl ich nicht ihre Wunschschwiegertochter war, schrieb sie mir damals auf, daß sie mir vertrauen würde, weil ich sie noch nie belogen hätte.) konnte sie die Tatsache, daß es sich nicht nur um einen Beinbruch handeln
    würde nicht behalten und realisieren.

    Dein Partner hat davon nichts mitbekommen. Das ist die Situation von der Du ausgehen mußt.
    Mein Schwiegervater, der vor dem Unfall noch normal funktionierte, der verlor über diese Situation regelrecht den Verstand und er verstarb ohne zu wissen, daß er verheiratet und wie es seiner Ehefrau ergangen war.

    Als ich der Schwiegermutter an der Beatmung mitteilen mußte, daß ihr Ehemann nicht mehr kommen würde, weil er vorausgegangen ist, war sie selbst in einem mental kräftigeren Zustand als ihr Ehemann.
    Nach 60 Ehejahren fragt man natürlich nach seinem Partner und Gefährten, warum der nicht mehr kommt wenn man auf ihn wartet.
    Mach nicht den Fehler, daß Du in der Situation stecken bleibst, daß Du dich mit der Frage was Dein Partner gefühlt /gespürt haben könnte zermaterst.


    Und wenn Dir danach ist dann weine ruhig und versuche mit Deinen Freunden darüber zu reden.
    Manchmal hilft aufschreiben, wenn keiner zu reden greifbar ist, denn was man anfassen kann empfindet man oft weniger beängstigend.
    Irgendwann kannst du das was Du aufgeschrieben hast dann vielleicht verbrennen und loslassen.



    Nochmals alles Liebe Feli
    Geändert von feli (31.12.2013 um 14:21 Uhr)

  8. #18

    Standard AW: Was hat er noch mitbekommen?

    Hallo Feli!
    Vielen lieben Dank für Deine Worte!
    Da hast Du ja auch schon einiges mitgemacht. Das tut mir leid.
    Ich habe von Andy u.a. seinen Lieblingspullover aufgehoben. Der ist mir zwar viel zu groß doch manchmal, wenn ich ihm ganz nah sein möchte, ziehe ich diesen an und kuschel mich darein. Das hilft dann.
    Ich hoffe halt, das diese Bilder seltener werden, denn sie kosten mich immer wieder viel Kraft, dem standzuhalten. Wenigstens schaffe ich es schon, mich nach solchen Situationen, wieder abzulenken und zu trösten. Sie beherrschen mich nicht mehr die ganze Zeit.

    Bücherwurm

  9. #19
    Noch neu hier
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    30.11.2013
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    Standard AW: Was hat er noch mitbekommen?

    Hallo, zuerst einmal wünsche ich dir viel Kraft diesen schweren Schlag zu überstehen. Wenn das Gefühl aufkommt damit nicht fertig zu werden, ist es keine Schande sich Hilfe zu holen. Erster Anlaufpunkt wäre da zum Beispiel die Telefonseelsorge, der Hausarzt, der einen dann weiterüberweist oder (wenn man gläubig ist) die Kirche.

    Ich denke nicht, dass Ihr Partner etwas davon mitbekommen hat. Wie schon geschrieben wurde, schaltet der Körper bei einem großen Schock/ großen Schmerzen ab. Mein Bruder ist einmal vom Dach gefallen, als er die Ziegel mit meinem Vater saubergemacht hat.
    Er schlug unten auf dem Aspahlt auf, blieb liegen, war ansprechbar und alles was ihm einfiel war "Papa, ich kann nicht mehr aufstehen. Ich glaube du musst alleine sauber machen."
    Er hatte gar nicht realisiert das er gefallen war. Bald darauf wurde er bewusstlos.

    Ich wünsche dir alles Gute um diese schwere Situation zu überstehen.

  10. #20

    Standard AW: Was hat er noch mitbekommen?

    Hallo MichaelRRR!
    Danke für Deine Worte. Ich hoffe einfach darauf, das diese Bilder seltener werden. Was anderes bleibt mir wohl nicht übrig.

    Liebe Grüße
    Bücherwurm

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