1. Trimenon: Die ausgeprägten teratogenen Eigenschaften der Retinoide waren vor der Markteinführung tierexperimentell bekannt. Retinoide sind heute die beim Menschen am stärksten teratogen wirksamen Arzneimittel seit Thalidomid. Ihre
orale Anwendung in der Frühschwangerschaft erhöht das Spontanabortrisiko und kann das charakteristische Retinoid-Syndrom verursachen: Fehlanlage der Ohren einschließlich Agenesie oder Stenose des Gehörgangs, Störungen der Gesichts- und Gaumenbildung, Mikrognathie, kardiovaskuläre Defekte und Entwicklungsstörungen im Bereich des Thymus und des ZNS, die von neurologischen Schäden mit Beteiligung von Augen und Innenohr bis zum Hydrozephalus reichen. Intelligenzdefizite wurden auch bei Kindern ohne erkennbare Fehlbildungen beobachtet. Das Fehlbildungsrisiko liegt nach Einnahme im 1. Trimenon bei bis zu 25%.
Auf Grundlage weniger publizierter Einzelfälle war der Verdacht aufgekommen, dass auch nach
dermaler Anwendung retinoidtypische Fehlbildungen nicht auszuschließen sind. In prospektiven Kohortenstudien mit über 400 Schwangerschaften konnte jedoch keine signikant erhöhte Fehlbildungs- oder Spontanabortrate nach ausschließlich dermaler Anwendung beobachtet werden, allerdings lassen Design und Fallzahlen es nicht zu, ein Risiko sicher auszuschließen.
Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie:
Die
systemische Therapie mit Retinoiden, wie dem Isotretinoin ist in der Schwangerschaft absolut kontraindiziert. Bei Frauen im gebärfähigen Alter ist eine Behandlung nur bei ausreichendem kontrazeptivem Schutz und nach Ausschluss einer Schwangerschaft erlaubt, wenn andere Therapieansätze wirkungslos waren.