Ich werde wohl einen polnischen Pflegedienst in Anspruch nehmen müssen.
Zunächst gefiel mir der Gedanke überhaupt nicht, weil mir die Arbeitssituation der Menschen nicht behagt.
Meine polnische Arbeitskollegin ( Krankenschwester) konnte mich dahingehend überzeugen, daß die
Summe, die man in Euro bezahlt für die Menschen mit 4 multipliziert werden muß.
Ein solches Angebot hört sich dann attraktiver an, sodaß ich mir vorstellen könnte, daß sich zu vergleichbaren
Konditionen auch deutsche Pflegekräfte finden würden.
( Für meine Mutter käme das nach ihren Kriegserlebnissen weniger infrage. Die Schwiegereltern haben keine derartigen Erlebnisse, sodaß man diese Lösung ins Auge fassen konnte.)
Für beide schwerpflegebedürftigen Senioren werden wir ca 2000€ (plus Kost und Logies) aufbringen müssen.
Es kommt für uns auch nur ein legal geführter Pflegedienst infrage, und wir werden darauf achten, daß
der Pflegekraft angemessen freie Tage gewährt werden.
Leider sind die Schwiegereltern mit ambulanten Pflegedienstbesuchen nicht ausreichend versorgt.
Dazu gäbe es nur noch die Alternative einer Heimnotwendigkeit, und ich müßte das Ehepaar, daß 58 Jahre
verheiratet ist ersteinmal trennen.
Die beiden leiden jedoch schon durch die notwendige Trennung durch die Klinikaufenthalte stark und bauen dadurch
sichtlich ab.
Selbst für die Kurzzeitpflege müßte ich beide trennen, da es nahezu unmöglich ist zwei alte Menschen, die von keiner Pflegestufe auf Pflegestufe 2 plus Härtefallregelung landen, in einer Einrichtung unterzubringen.
Schade ist, daß sich die alten Menschen auch nicht in einer WG pflegen lassen, denn ich hätte 3 dieser
Fälle zu versorgen.
Es ist zwar verständlich, daß die alten Menschen ihren Wohnort nicht wechseln wollen, aber das kann auch nicht
heißen, daß man die Versorgerfamilie auseinander reissen muß.
Diese alten Sprichwörter, daß man einen alten Baum nicht mehr verpflanzt gehören reformiert, denn man schaut eigentlich bevor man einen Baum pflanzt, wo man ihn hinpflanzt und setzt ihn nicht mitten auf die Autobahn, sondern
schafft im Vorraus die Vorraussetzungen, daß sein Bäumchen dort gedeihen und anwachsen kann, wo man es pflanzt.
Da sehe ich bei den meißten alten Menschen, daß nicht viel vorher nachgedacht wurde.
Das mag daran liegen, daß unsere Gesellschaft den Eindruck von ewiger Jugend vermitteln möchte.
Schaue ich mir an, was nun alles improvisiert geändert werden mußte, dann rollen sich mir nahezu die Fußnägel auf, denn die Schwiegereltern haben sich vehement geweigert sich mit dem Thema zu irgendeinem Zeitpunkt auseinander zu setzen.
Nun liegt zur Zeit zwar eine Situation vor, in der man das nicht mehr abändern kann, aber man kann mit denen auch in dem Zustand zwar über Friseurbesuche, Besuche von Freunden usw. reden.
Die würden noch einen Autokauf oder
Urlaub planen, aber alles was damit zu tun hat, daß sie das Bett nicht verlassen können, das nehmen die nicht auf und blenden es aus und nehmen davon nichts auf.
Ich glaube die meinen sie hätten soetwas ähnliches wie eine vorrübergehende Grippe.
Dieser Zustand ist jedoch nicht mehr reversibel.
Meine Mom ( ebenfalls Pflegestufe 2) neigt etwas zur Hypochondrie.
Ich dachte, das wäre schon
unerträglich. Das ist allerdings einfacher zu pflegen, als jemand der die Schwere seiner Situation
vollkommen ignoriert. Mit dem ist nämlich überhaupt nicht zu reden, und man kann ihm auch
nicht erklären, warum man seine Wohnung bleibend umrüsten muß, und warum das nun so
anders ausschaut als vorher.
Das beginnt schon damit, daß man Platz für ein Pflegebett und den Durchgang zum Bad für einen Rollstuhl und
Lifter schaffen muß und endet damit, daß man für die einfachsten Formulare, die man vorbereitet hat, durch
ein offizielles Betreuungsverfahren mit allen Konsequenzen ersetzen muß, was bei einer vorrübergehenden Erkrankung
eher nicht notwendig wäre.
Meine Schwiegermutter nimmt nur auf, daß sie ein Bein gebrochen hat und deshalb nicht laufen kann.
Die hat jedoch kein gebrochenes Bein, sondern das ist ein Zustand nach einem Polytrauma, bei dem sie sich eine
Schultergürtelsprengung, 8 gebrochene sternale Rippen, eine doppelte Beckenringfraktur und die Funktion
der rechten Lunge verloren hat. Die linke Lunge ist vorgeschädigt. An eine Mobilisierung oder Verbesserung
des Zustandes ist nicht zu denken, weil der Brustkorb so deformiert ist, daß zum Atmen kaum Platz ist.
Sie kann überhaupt nicht mobilisiert werden, sondern wird das Bett nicht mehr verlassen können.
Der Schwiegervater plant einen neuen Autokauf und der kommt nicht mal einen Schritt ohne Hilfe weit.
Er geht davon aus mit einem Elektrorollstuhl, wäre er in der ersten Etage wieder vollkommen mobil und dieser
wäre die Lösung für seine Ruhedyspnoe und sein akutes/sowie chronisches Nierenversagen.
Nun bau denen mal das neue Schlafzimmer zu Gunsten von Pflegebetten ab, oder schmeißt die neue Ledergarnitur aus dem Wohnzimmer, auf die noch niemand sitzen durfte , weil die geschont werden muß.....
Es ist eigentlich zum "Hufe" bekommen.....
Eine andere Alternative diese Rundumpflege zu organisieren bleibt leider kaum und ich werde diese "Kröte" schlucken
müssen.
Liebe Grüße Feli