Unklarer Befund

Guten Tag,
ich bin 70 J. alt, leide seit einigen Monaten an großer Müdigkeit (CFS?), auch tagsüber, schlafe oft sogar im Sitzen ein und muss beim Autofahren höllisch aufpassen. Es spielt keine Rolle ob vor oder nach dem Essen. Meist tritt die Müdigkeit jedoch nachmittags auf und dauert bis in die Abendstunden. Wenn ich mich nachmittags hinlege, schlafe ich oft 1-2 Stunden, ohne dass es mir hinterher besser geht.

Durch Zufall kam bei einer Blutuntersuchung heraus, dass mein Gamma-GT bei 230 liegt. Alle anderen Werte sind mehr oder weniger normal, also keine erhöhten Werte bei Triglyceriden, Cholesterin, usw. Nur leicht erhöhte Werte bei Eros, RDW, Monozyten, HbA1c, Kalium i.S. und mittl. Glucose. Leicht zu niedrig waren MCV und MCH. Sonst nix.
Bin allerdings leicht übergewichtig (BMI 29-30) und habe seit 2 J. einen leichten Diabetes Mell., Typ2.

Mein Hausarzt sagte: Cholezystektomie.
Der Internist/Gastroenterologe sagte heute: Unsinn, das liegt am Übergewicht und dem Diabetes. Es wurde die Gallenblase sonographiert und es waren einige mittelgroße Steine (ca. 1cm) sichtbar, ohne Schmerzen.
Der Internist bei meiner Krankenkasse sagte (natürlich nur telefonisch): Cholezystekomie.

Weitere Untersuchungen FT3, FT4, Hepatitis A, B und C waren alle negativ.

Es wurde auch eine kardiorespiratorische Polygraphie gemacht, o.B.

Was kann/sollte ich noch tun? Tumore? MRT vom Bauchraum?
Oder sollte ich einer Cholzystekomie zustimmen und abwarten, ob Gamma-GT besser wird?

Danke für jede Hilfestellung!

Hallo duke400,

beides ist nicht falsch. Durchaus kann ein erhöhter GGT-Wert auf eine mögliche Erkrankung der Gallenblase hinweisen, was eine evtl. Cholezystektomie mit sich bringen würde. Oftmals ist der Wert auch erhöht, ohne das Beschwerden vorliegen. Die GGT zeigt nämlich sehr frühzeitig schon Veränderungen an, ohne Symptomatik.

Ein paar Fragen stehen aber noch offen:

- regelmäßige Medikamenteneinnahme? Wenn ja, welche?
- wurde auch bei der Sonographie nach der Leber, Bauchspeicheldrüse und Niere geschaut?
- kardiologische Vorerkrankungen? (z.B. Herzinfarkt..)

Ob eine Cholezystektomie jetzt sinnvoll ist und eine Besserung bringt, kann ich nicht beurteilen. Nur sehe ich wenig Sinn, bei fehlender Symptomatik eine Cholezystektomie durchzuführen. Denn ein paar Steinchen, die zudem keine Beschwerden verursachen, begründen den Eingriff meiner Meinung nach nicht.

Sicherlich, nach der Entfernung kann es sich bessern. Aber es kann auch sein, dass es daran gar nicht gelegen hat und entsprechend keine Besserung eintritt.

Leider wäre es natürlich hilfreicher, wenn man die kompletten Laborergebnisse inkl. der Werte sehen könnte. Dann lässt sich in diesem Bezug sicherlich auch mehr sagen. Denn so kann man sich sonst keinen richtigen Zusammenhang daraus bilden.

Ich würde persönlich noch gar nicht zur Operation raten, da für mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt - wenn ich das alles richtig verstanden habe - die Indikation dazu fehlt.



Viele Grüße

Sehr geehrter Herr Dr.Baumann,

vielen Dank für Ihre erste Einschätzung!

Hier meine Antworten auf Ihre Fragen:
1. Medis - nur Metformin 500 - - 1-0-1
2. Sono wurde nur von Gallenblase gemacht.
3. Keine kardiologischen Vorerkrankungen.
4. Laborwerte (Abweichungen von den
Referenzwerten sind rot gekennzeichnet):

BSG 8 mm/h (0 - 20)
Leukos 5,06 /nl (3,92 - 9,81)
Eros 5,87 /pl (4,54 - 5,77)
Hb 15,6 g/dl (13,5 - 17,6)
Hämatokrit 46,8 % (39,6 - 50,6)
MCV 79,7 fl (80 - 95,5)
RDW 15,4 % (12,1 - 14,8)
MCH (Hb/E) 26,6 pg (27,6 - 32,8)
MCHC 33,3 g/dl (32,8 - 36,6)
Thrombos 234 /nl (146 - 328)
Neutrophile 2,71 /nl (1,78 - 6,23)
Lymphozyten 1,53 /nl (1,05 - 3,24)
Monozyten 0,66 /nl (0,26 - 0,87)
Eosinophile 0,12 /nl (0,03 - 0,44)
Basophile 0,04 /nl (0,01 - 0,08)
Neutrophile 53,6 % (41 - 70)
Lymphozyten 30,2 % (22 - 48)
Monozyten 13,0 % (4,7 - 12,5)
Eosinophile 2,4 % (0,8 - 6,2)
Basophile 0,8 % (0,2 - 1,3)
HbA1c immun. 6,3 % (4,2 - 6)
HbA1c IFCC 46 mmol/mol (22-42)
Mittl.Gluc. 135 mg/dl (74 - 126)
Glucose i.S. 96 mg/dl (60 - 100)
Kreatinin i.S. 0,95 mg/dl (0 - 1,3)
eGFR CKD-EPI 81 ml/min
Harnsäure i.S. 5,9 mg/dl (0 - 7)
Cholesterin 178 mg/dl (0 - 240)
Triglyceride 122 mg/dl (0 - 200)
Natrium i.S. 138 mmol/l (136 - 145)
Kalium i.S. 5,4 mmol/l (3,5 - 5,1)
Calcium i.S. 2,44 mmol/l (2,2 - 2,65)
Eisen i.S. 834 ug/l (330 - 1930)
GOT 31 U/l (0 - 50)
GPT 44 U/l (0 - 50)
Gamma-GT 228 U/l (0 - 60)
Alk.Phosphatase 94 U/l (40 - 130)
CRP turbidimet. <1,0 mg/l (0 - 5)
TSH basal 1,08 mlU/l (0,4 - 3,8)
FT4 14 pmol/l (12 - 22)
FT3 5,25 pmol/l (3,1 - 6,8)
Hepatitis-A Antikörper -- positiv
Hepatitis-A-AK, IgM-Klasse -- negativ
Das Befundmuster gibt keine Hinweise auf eine akute Hepatitis-A-Infektion.
Der Nachweis der Anti-HAV lässt Immunität ggü einer Reinfektion mit
Hepatitis-A-Virus erwarten.
HBs-Antigen -- negativ
anti-HBs -- <10 U/l
anti HBc -- negativ
Dzt kein Hinweis auf eine frische oder abgelaufene Hepatitis B Infektion,
es besteht keine Immunität.
Hepatitis C Antikörper - - negativ
Der fehlende Antikörpernachweis kann eine Infektion mit
Hepatitis-C-Virus dzt nicht völlig ausschließen.
+++++++++ Ende Laborbefunde +++++++++++

Was würden Sie an Diagnostik noch vorschlagen?
Und, kann es "nur" am Übergewicht und Diabetes liegen?

Vielen Dank für Ihre Mühe!

Grüße
Ulrich

Hallo Ulrich,

die Laborwerte an sich sind jetzt nicht besorgniserregend.
Das sind alles nur geringe Abweichungen. Lediglich, wie Du schon sagtest, ist die Gamma-GT sehr hoch.

Zitat:

---

Was würden Sie an Diagnostik noch vorschlagen?

---

1. In geraumer Zeit nochmal eine Kontrolle des Laborbefundes machen.
2. Es wäre nicht schlecht gewesen, wenn man bei der Sonographie nicht nur die Galle und Gallenwege geschallt hätte. Ein Blick auf weitere Organe wäre meiner Meinung nach eine sinnvolle Option gewesen. Denn eine Gallen- oder Lebererkrankung ist kein muss.
3. Bei einer isolierten GGT-Erhöhung sollte man auch das Herz- und Gefäßsystem im Kopf behalten.

Zitat:

---

Und, kann es "nur" am Übergewicht und Diabetes liegen?

---

Ja, auch Übergewicht und Diabetes gehören - neben Medikamente und Alkohol - zu den häufigsten Ursachen einer GGT-Erhöhung. Es wäre also durchaus denkbar, dass das ggf. der Auslöser wäre.


Wie schon gesagt:
Bei fehlender Symptomatik würde ich nicht zu einer Operation raten. Das wäre unnötig. Wie ich gesehen habe, hast Du keinerlei Beschwerden. Keine Schmerzen, keine Koliken. Die Galle und die Gallenwege sind unauffällig. Für mich persönlich kein Grund...


Grüße