Hallo,
ich bin neu in diesem Forum, nachdem ich bis jetzt meine Symptome immer nur gegoogelt habe aber nicht schlauer wurde, dachte ich, ich erzähle hier mal meine Geschichte.
Bis ich 13 Jahre alt war, war alles ganz normal, ich war ein aufgewecktes Kind ohne auch nur irgendwelche körperliche Beschwerden. Ich war viel in der Natur, also fast immer draußen und hatte Freude an der Bewegung.
Mit ca. 13 habe ich bei meiner besten Freundin übernachtet, wir haben abends ein Red Bull getrunken und die Nacht durchgemacht. Am kommenden Vormittag hatte ich plötzlich das Gefühl, als würde es mir durch den Körper "fahren" und ich habe mich selbst von innen nicht mehr richtig gespürt. (Aber ich stand nicht in dem Sinne neben mir, dass ich mir selbst hätte zuschauen können). Es war einfach irgendwie "komisch". Ich bin dann heimgefahren und habe einen Tag lang geschlafen, danach war wieder alles normal.
Einige Wochen später hatte ich wieder so einen "Anfall", das war in den Osterferien. Da kam dann auch Panik dazu. Die Symptome waren wieder das Gefühl, mich von innen nicht richtig zu spüren, extremer Schüttelfrost, eiskalte Hände und ein Schwächegefühl.
Dies hielt einige Tage lang an. Man ging mit mir als Kind dann zum Neurologen, es wurde allerdings nichts gefunden. Ich hatte dann in unregelmäßigen Abständen immer wieder solche "Anfälle", die dauerten ein paar Stunden, wenn ich dann geschlafen hatte dauerte es noch 2-3 Tage wo ich "neben" mir stand, bis es wieder gut wurde. Eine damalige sehr enge Bekannte hat alles auf die Eso-Schiene geschoben und mir erklärt, ich wäre eben hochsensibel und die Ärzte würden da ohnehin nichts finden, deswegen bin ich bis vor kurzem auch zu keinem Arzt mehr gegangen.
Zu diesen "Zuständen" kamen folgende Symptome im Laufe von zehn Jahren:
- das Gefühl, wie auf "rohen Eiern" zu laufen, Unsicherheit, Benommenheit, mir ist "schwummelig" und ich habe das Gefühl, ich könnte meine Umwelt nicht in vollem Ausmaß wahrnehmen
- das Gefühl, meine Sehkraft würde zeitweise "nachlassen" und ich muss mich dann sehr konzentrieren, damit ich wieder gut sehe (bin Brillenträgerin und kurzsichtig) Das dauert immer einige Sek. bis zu einer Minute; bin außerdem sehr lichtempfindlich
- Nackenschmerzen, Druck am Kopf, manchmal Kopfschmerzen, "Gesichtsschmerzen" z.B. Druck am Oberkiefer, seitlich an der Nase usw. - ich spüre dann die Gesichtsknochen unangenehm
- extrem heißer Kopf, der ein Benommenheitsgefühl erzeugt, in Verbindung mit einem kalten Körper, dabei oft kalter Achselschweiß
(hatte auch von ca. 15-18 ein Problem mit übermäßigem Achselschweiß, ging von selbst wieder weg)
- das Gefühl der Boden wäre schief, ich würde links oder rechts vom Stuhl kippen und so ähnlich -> dies erschwerte mir sehr oft den Schul- bzw. Unisbesuch, da ich dache, ich könne nicht länger so sitzen bleiben
- plötzliches innerliches "Erschrecken" gefolgt von Drehschwindel, dem Gefühl ich würde umkippen und ich müsse mich wo festhalten
Diese Symptome treten nicht immer und auch nicht immer alle gleichzeitig auf, manchmal ist einige Tage lang oder früher auch einige Wochen lang alles in Ordnung, dann gab es wieder Tage, wo ich durchgehend "schwummelig" und benommen war bzw. bin.
Ich hatte bis jetzt (zum Glück selten) auch einige Drehschwindelattacken,
einmal direkt nach dem Aufstehen (brauchte vier Stunden um rausgehen zu können), einmal kam das einfach so während dem Sitzen auf der Couch, einmal an der Bushaltestelle, ... Ich habe dann immer mein Bett aufgesucht und mich hingelegt - erst nach einigen Minuten in absoluter Ruhelage ging es halbwegs, kaum habe ich den Kopf ein wenig gedreht, fuhr das Bett schon wieder Karussell mit mir. Der Schwindel war wieder weg nachdem ich geschlafen hatte.
Ich habe für diese Zustände keine Zusammenhänge gefunden, was die Ärzte sagen, erzähle ich weiter unten.
Einzig und allein in folgenden Situationen treten Symptome regelmäßig auf:
- Benommenheit und Schwindelgefühle oft nach dem Haare fönen
- Schwindel, Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern in Zugtoiletten wenn ich keine Sicht nach draußen habe (die Ärztin sagt, das wären Probleme mit dem Gleichgewicht bzw. Kinestose)
- das Selbe auch wenn ich in einem Zug gehe und der Zug fährt gleichzeitig los und ich sehe nicht nach draußen weil es schon dunkel ist
- nach einem Kinobesuch ist mir ebenfalls schwummelig und ich bin benommen, ich kann auch in Vergnügungsparks mit keinen Geräten fahren, die sich drehen, etc. Auch bei gewissen X-Box-Spielen wird mir schwummelig (spiele selbst nicht, ist mir nur aufgefallen, als ich bei Freunden war)
- habe von 16-22 Jahren geraucht, zum Schluss hin wurde mir beim Rauchen (allerdings witzigerweise nur draußen) ebenfalls schwummelig und schwindelig
- wenn ich mich fest schnäuze tritt ab und an der selbe Schwindel auf
Dieser Drehschwindel ist immer verbunden mit einer plötzlichen extremen inneren Unruhe, auch dem Gefühl ich müsse davonlaufen, ich würde umkippen, ... Dazu kommt dann auch Panik. Ich habe mich in eine Psychotherapie begeben weil ich mir dachte ok, das ist psychisch, finde dich damit ab wenn kein Arzt was findet aber der Psychtherapeut hat mir dann gesagt, dass klassische Panikattacken anders aussehen würden.
Ich bin bei diesen Schwindelattacken noch nie in Ohnmacht gefallen und habe auch noch nie beim Schwindel erbrochen.
In meinem ganzen Leben habe ich mit ca. 18 Jahren zwei mal gekifft, einmal passierte gar nichts, beim zweiten Mal bekam ich ebenfalls so eine Attacke (Schwindel, Panik, das unangenehme Gefühl mich von innen nicht richtig zu spüren). Ich habe sonst NIE Drogen genommen, auch keine Medikamente (höchstens mal eine Aspirin C), ich trinke keinen Alkohol.
Was wichtig zu sagen ist:
Ich habe KEINE grundlegende Angst vorm Zug Fahren, vor engen Räumen etc.
Diese Zustände treten auch NICHT vermehrt auf, wenn ich nervös bin, z.B. vor einer Prüfung, Vorstellungsgespräch o.Ä. Die Symptome kommen völlig wahllos, beim Bummeln in der Stadt genauso wie daheim auf der Couch (wo ich entspannt bin), daher ist es für mich sehr unlogisch, dass das alles rein psychisch sein soll.
Natürlich haben alle meine Symptome zu einer Vermeidungshaltung geführt und ich habe Probleme z.B. allein zu verreisen, aber nicht aus Angst vor z.B. Transportmitteln, Menschen o.Ä. sondern schlichtweg aus Angst, diese Symptome zu bekommen und ihnen wo anders hilflos ausgeliefert zu sein.
Was ich bis jetzt im Akutfall dagegen genommen habe:
Rescue Remedy Tropfen von Bach und Passelyt Beruhigungstropfen pflanzlich
Nachdem ich im August 2011 aufgrund der Zustände nicht mehr arbeiten konnte, begann ein Ärztemarathon und folgende Dinge wurden untersucht und diagnostiziert:
Neurologische Untersuchung: EEG unauffällig, alle anderen Tests (Finger-Nase, Reflexe etc.) unauffällig aber eindeutiges Sakkadieren bei den Blickfolgebewegungen
-> man sagte mir ich hätte eine generalisierte Angststörung, Cipralex wurden verordnet, hab ich aber bis jetzt nicht eingenommen
Augenärztliche Untersuchung inkl. Blickfelduntersuchung: unauffällig, abgesehen von der Kurzsichtigkeit
dazu muss ich sagen, dass ich einmal Kontaktlinsen hatte, nun seit Jahren eine Brille trage aber es mir nicht mehr möglich war, auf Kontaktlinsen zurückzuwechseln weil ich damit einfach nicht mehr scharf sehe (obwohl die Stärke stimmt), Astigmatismus ist vorhanden; auch ein anderer Schliff bei einem neuen Brillenglas verursachte Probleme -> der Augenarzt sagte, ich wäre extrem empfindlich und würde jede ¼ Dioptrie wahrnehmen
Röntgen: Hyftdysplasie, Eingeschränkte Retroflexion C6 bei der HWS, sonst unauffällig
Schildrüsenuntersuchung mit Ultraschall: alles normal obwohl der Blutbefund Verdacht zur Annahme einer Schilddrüsenfehlfunktion gab
MRT des Gehirnschädels: unauffällig, die NNH frei
Ultraschall der Halsschlagadern: unauffällig
Untersuchung beim Ohrenarzt: unauffällig
Untersuchung beim Frauenarzt: Borderline Hyperandrogenämie bei Neigung zu verlängertem Zyklus (es gab Verdacht auf PCOS aber alles unauffällig)
keine Nahrungsmittelunverträglichkeiten, keine Histaminintoleranz (bin Pescetarierin)
ein anderer Neurologe sagte wieder generalisierte Angststörung, die (Wahl-) Ärztin bei der ich jetzt bin sagte es wäre alles körperlich und schrieb mir folgenden Befund:
-vertebragener Schwindel
-Verlust der circadianen Rhytmik
-entleerte Eisenspeicher
-Vit. D Unterversorgung
-Vd.a uf latente Hypothyreose
-Kieferfehlstellung (hatte als Kind von 9-12 Jahren eine festsitzende Zahnspange oben, das Ganze hat sich aber leider danach wieder verschoben, ich habe einen Überbiss und mein Unterkiefer liegt zu weit hinten)
-Hyftdysplasie
Folgende Medikamente wurden mir verordnet:
-Vitamin D
-5 HTP 600mg täglich gegen die reaktive Depressio, der Seratoninspiegel wurde anhand einer Urinprobe gemessen und ist sehr niedrig
-Mo Ferrin (Eisen)
Die Ärztin ist der Meinung es gehe alles von der HWS aus und ich mache nun eine Physiotherapie. Außerdem mache ich täglich 5 dynamische Yogaübungen, die mir insgesamt sehr gut tun. Ich habe einen Hund mit dem ich täglich draußen bin, ansonsten bin ich wenig sportlich aktiv. (Außer Sport just for fun, also ab und zu Rad fahren, Inline skaten, schwimmen)
Als Kind ging ich noch Skifahren und wandern, aber seit ich diese Zustände habe ist auch eine Höhenangst dazugekommen, da mir in großen Höhen auch sehr "schwummelig " wird und ich mich benommen fühle. Habe aber kein Problem auf eine Leiter zu steigen, mir wird auch nicht übel.
Ich weiß, es ist sehr viel und ich habe das Ganze viel zu lang anstehen lassen, außerdem wurde mir sehr viel immer mit "spirituellen" Erklärungsmodellen erklärt, wie schon gesagt, ich sei hochsensibel, Seele und Körper wären nicht im Einklang etc.
Ich war, weil die Ärzte nichts gefunden haben, auch bei Energetikern, da wurde mir z.B. gesagt ich hätte was im Kleinhirn, ein anderer meinte wieder ich wäre körperlich 100% gesund, aber Körper und Seele würden nicht richtig zusammenarbeiten usw.
Ich war noch bei einem anderen Neurologen, da stand im Befund:
Drehschwindelattacken würden eine Migräneaura nahelegen, organische Grundlage wegen den sakkadierenden Blickfolgebewegungen und er würde mit einer Migräneprophylaxe mit Depakine chrono ret. 300mg beginnen, im Entfernten denke er auch an eine Heredoataxie, welche oft mit solchen Schwindelanfällen beginnen kann.
Diese Diagnose kommt mir, nach dem ich Ataxie gegoogelt habe, weit hergeholt vor, auch was ich zum Thema Migräneaura gelesen habe, passen meine Symptome da nicht wirklich.
Die Erklärung meiner Ärztin mit der HWS klingt für mich einleuchtend aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles sein soll (immerhin hab ich seit 10 Jahren Beschwerden, da müsste meine HWS ja komplett deformiert sein)
Was meine Psyche betrifft: Ich hatte sicher nicht die schönste Kindheit (Vater Alkoholiker) und es gab natürlich, wie bei jedem Menschen, unschöne Erlebnisse im Laufe meines Erwachsenwerdens (schlimmer Liebeskummer, familiäre Probleme, finanzielle Einschränkungen …) aber ich würde nicht sagen, dass mich das so wahnsinnig extrem belastet.
Ich gehe in eine Gesprächstherapie um Dinge aus der Kindheit aufzuarbeiten aber mein größtes Problem sind wirklich diese körperlichen Zustände und meine meisten anderen Probleme sind Folgeerscheinungen davon (deswegen im Krankenstand, single, teilweiser sozialer Rückzug, finanzieller Engpass, Verlust von Lebensfreude, aus eigener Wohnung ausgezogen, das Gefühl mein Leben zu verpassen, …)
Ich habe nicht das Gefühl psychisch irgendwie nicht "normal" zu sein, bin ein aufgeschlossener und im Grunde auch selbstbewusster Mensch, ich habe trotz meiner Beschwerden ca. 250 km von zu Hause weg 4 Jahre in einer WG (von 16-20) und danach in einer eigenen Wohnung gewohnt, hatte 3 Beziehungen (von einer Dauer von 1-2 Jahren), großer Freundeskreis, habe einen Hund, habe Abitur gemacht, studiert, nebenbei gearbeitet und so gut wie es eben ging mein Leben gelebt aber diese Zustände schränken mich immer mehr ein. Und so macht das Leben auch einfach keinen Spaß mehr. (Also fühle ich mich von dem, schon so oft „gut gemeinten“ Rat der Ärzte, ich solle doch EINFACH mein Leben leben, wieder arbeiten und ein wenig Sport machen und raus gehen, extremst veräppelt, denn genau das habe ich gemacht, bis es einfach nicht mehr ging)
Bin jetzt seit Oktober 2011 im Krankenstand und inzwischen zu meiner Mutter gezogen, weil ich einfach nicht mehr weiter wusste. Aber ich will endlich wieder mein Leben leben ohne diesen ganzen Mist. Ich will arbeiten, Spaß in meiner Freizeit haben, reisen, wieder selbstständig sein!!!
Leute, die mich kennenlernen, fühlen sich im Regelfall zu mir hingezogen und finden mich sympathisch, sie sagen ich wäre sehr nett und intelligent und ich wirke auf niemanden so, als wäre ich psychisch irgendwie nicht normal und dieses Gefühl habe auch ich nicht.
Ich habe von meiner Ärztin jetzt noch eine Überweisung zu einer Kieferorthopädin die auf CMD spezialisiert ist und ich soll orthopädische Einlagen bekommen. Sie ist der Meinung es wäre alles ein HWS- und Gleichgewichtsproblem. Vom Neurologen habe ich eine Überweisung zu einer klinisch-psychologischen-Diagnostik, ich denke aber nicht, dass mir das noch viel weiterhelfen wird. Habe den Ärztemarathon schon sowas von satt, weil ich mit den meisten Ärzten sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe. (hören nicht zu, schieben sofort alles auf die Psyche und verordnen Antidepressiva; daher gehe ich jetzt auch zu einer Wahlärztin)
Wenn irgendjemand eine Idee hat, ähnliche Symptome hat, noch einen Rat hat was es sein könnte - BITTE BITTE antwortet mir!
DANKE fürs Lesen meines "Romans"!