Hallo zusammen!
für mein aktuelles Problem muss ich etwas ausholen: Ich bin Amateurradsportler und trainiere in der Woche bis zu 18 Stunden auf dem Rennrad. Alle meine Räder haben einen Sattel mit einem Schlitz. Vergangenes Jahr war ich mit meiner Frau zur letzten Etappe der Tour de France in Paris und musste dort um die 4 Stunden an der Strecke im Regen stehen, um einen guten Platz beim Rennen dann zu haben. Da ich sehr fixiert auf mein Gewicht bin (60kg bei 1,77m - ich weiss, dass das an der unteren Grenze ist, ist für mich aber als Bergspezialist ideal), habe ich mir einen riesen Kopf während unserer 4 Tage in Paris gemacht, dass ich auch ja nicht zunehme. Schon am ersten Abend (nach den 4 Stunden im Regen stehen) fiel mir auf, dass ich extrem oft aufs Klo zum Wasserlassen musste. Das ganze steigerte sich während der restlichen drei Tage auf jede Stunde einmal. Ich hatte keine weiteren Beschwerden wie Schmerzen beim Wasserlassen oder sonstiges.
Zuhause angekommen ging ich zum Urologen, schilderte ihm alles, vor allem auch das mit dem extremen selbstgemachten Stress mit meinem Körpergewicht. Er erklärte mir, die Blase und auch die Prostata seien Stress-Organe, und nachdem er rein körperlich nichts feststellen konnte, schätzte er mein Problem als psychosomatisch ein. Ich solle trotzdem jeden Tag das Medikament Spasmex einnehmen. Nach ungefähr drei Wochen verschwand das Problem.
Anfang Oktober diesen Jahres fuhr ich mein letztes Rennen (ein kurzes Bergzeitfahren, ca. 15min) ebenfalls wieder im Regen, es war dem Oktober entsprechend auch schon etwas kalt. Zur gleichen Zeit fand auch ein berufliches Ereignis statt, das mich sehr belastete und prompt kam das Problem mit dem übermäßig häufigen Wasserlassen wieder. Das schlimme war, dass es nun auch auf dem Rad auftrat, d.h. ich konnte ca. 1 Stunde fahren, dann merkte ich durch eine Art Spannen auf Höhe der Blase (also etwas unterhalb des Bauchnabels), dass die Blase gefüllt war und ich eigentlich anhalten müsste um Wasser zu lassen. Das ganze ist für mich sehr belastend, da ich täglich zwischen zwei und drei Stunden trainiere, manchmal auch vier, und dieses ständige Gefühl des aufs Klo müssens sehr nervig ist und vom eigentlichen Training ablenkt. Ich versuche meistens nicht anzuhalten, sondern den Drang auszuhalten, da ich mir einrede, bei meinen 3-stündigen Rennen im nächsten Jahr kann ich auch nicht anhalten. Ich war mittlerweile bei einem anderen Urologen, der mich erneut untersucht hat und nichts feststellen konnte. Dieser verschrieb mir ein anderes Medikament, was das ganze aber nur geringfügig verbesserte. Es ist nicht so, dass ich gleich platzen würde, aber allein dieses Gefühl nervt auf dem Rad sehr...
Kurz gefasst: Mein eigentliches aktuelles Problem ist, dass ich in der Vergangenheit 3, 4 Stunden auf dem Rad fahren konnte, ohne anhalten zu müssen, und im Moment ich spätestens nach 1,5h das Gefühl habe, es zu müssen. Weiterhin habe ich keine anderen Beschwerden, abseits vom Rad hat es sich sogar verbessert. Das ganze fängt auf dem Rad meistens nach einer Stunde derart an, dass ich das Gefühl habe, es sei ein winziger Tropfen Urin in meiner Blase, und weitet sich dann immer weiter aus. Gehe ich am Anfang noch aus dem Sattel, ist es verschwunden, setze ich mich wieder hin, kommt es zurück. Bis ich irgendwann ein "Dauer"-Gefühl habe. Das mag an sich normal sein, aber wie erwähnt in der Vergangenheit war das nicht so.
Meine einzige Erklärung, nachdem ich alles schon durchgewälzt habe, ist, dass es sich entweder um eine psychologisch bedingte Störung - eine selbsterfüllende Prophezeiung durch das ständige daran denken handelt (was verstörend genug wäre), oder dass dieses Aufs-Klo-Müssen vom Radfahren an sich kommt. Zu ersterem wäre die Frage, wie ich da wieder raus komme, und bei der zweiten Variante stellt sich die Frage, warum tritt das nach 8 Jahren Radsport auf wogleich ich doch nichts an meinem Set-up am Rad verändert habe? Und was ist es, dass diesen Drang erzeugt? Ist da irgendwas eingeklemmt oder sonst irgend was?
Vielen Dank für eure Antworten jeder Art, mich lässt das allgemein sehr verzweifeln im Moment. Vor allem deswegen, weil ich immer an meine Rennen denken muss, bei denen ich ums Verrecken nicht anhalten kann...