Nagelpilz ist nicht nur unangenehm. Er verschwindet auch nicht von allein, sondern sollte so früh wie möglich behandelt werden. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Zwischen 10 und 20 Prozent aller Deutschen leiden unter Nagelpilz – medizinisch Onychomykose genannt, vom griechischen Onycho für Nagel und Mykose für Pilz. Jährlich werden es mehr. Zumeist an den Fußnägeln können aber auch die Fingernägel erkranken. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Bei den über 70-jährigen leidet sogar jeder Zweite darunter.

Für die steigende Anzahl an Erkrankungen wird neben unserem gestiegenen Alter auch das veränderte Freizeitverhalten verantwortlich gemacht. Schwimmbad- und Saunabesuche, aber auch vorgeschädigte Fußnägel durch sportliche Aktivitäten oder zu enge Schuhe erhöhen das Infektionsrisiko signifikant.Wie die Infektion entsteht

In der Regel wird eine Nagelpilz-Infektion durch die gleichen Erreger ausgelöst, die auch für Fußpilz-Erkrankungen verantwortlich sind. Diese Fadenpilze – im Fachjargon Dermatophyten genannt – dringen beispielsweise über kleinste Verletzungen des Nagels in dessen Gewebe und verursachen so die Infektion. Darum tritt Nagelpilz auch sehr häufig als Folgeerkrankung einer Fußpilz-Infektion auf.

Am häufigsten breiten sich die Erreger dann vom Nagelende oder der Seite in das Nagelbett aus. Erst trübt sich der erkrankte Nagel ein und es zeigen sich kleine weiße Flecken, die sich im Laufe der Zeit gelb-braun verfärben. Oft wird der Nagel dann unnatürlich dick, uneben und brüchig. Unbehandelt können sich anschließend sogar einzelne Nagelschichten oder -teile ablösen. Und schließlich fällt der gesamte Nagel ab.

Das alles ist sicherlich nicht lebensbedrohlich, aber doch sehr unangenehm und kann auch stark schmerzen. Darüber hinaus haben Studien inzwischen nachgewiesen, dass die Pilz-Erkrankung die natürliche Schutzfunktion der Haut so stark einschränkt, dass auch andere Krankheitserreger leider eindringen und Infektionen auslösen können. Bei Diabetikern ist das besonders gefährlich. Nicht selten ist eine resultierende Entzündung des betroffenen Fußes dann die Ursache für eine Amputation.Fragen Sie Ihren Hautarzt

Allerdings sollten Sie bei jeder Verfärbung eines Nagels nicht sofort mit der Selbstmedikation beginnen, sondern sicherheitshalber immer vorher ihren Hautarzt zu Rate ziehen. Es gibt nämlich viele andere Nagelerkrankungen, die ähnlich aussehen, jedoch ganz andere Ursachen haben – und dementsprechend auch anders behandelt werden müssen.

Ihr Hautarzt kann anhand einer Nagelprobe unter dem Mikroskop oder durch Anlegen einer Pilzkultur schnell die Ursache eingrenzen und Ihnen die entsprechende Behandlung empfehlen. Im Falle eines Nagelpilzes übrigens ganz einfach – zum Beispiel durch Aufbringen eines speziellen, antimykotischen Nagellacks oder einer Salbe. Dafür müssen Sie jedoch Geduld mitbringen, denn bevor der Nagel wieder komplett ausgeheilt ist, kann es – je nach Grad der Erkrankung – mehrere Wochen oder sogar Monate dauern. Vielfach wird eine längerfristige Behandlung mit Tabletten erforderlich.

Gehen Sie aber bitte nicht zu nachlässig mit dem Thema um, denn von alleine heilt der Nagelpilz so gut wie nie. Im Gegenteil: Mit der Zeit wird er nicht nur immer schlimmer, er kann auch auf die anderen Nägel überspringen. Und sie gefährden auch andere, denn Nagelpilz ist ansteckend.

Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.





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