Danke für eure Gedanken und eure Zeit.
Zitat:
Du selbst hast ja schon sehr gut beschrieben, dass Du eigentlich keine andere Hilfe an Dich heranlässt.
Woraus liest du das, Petra?
Zitat:
Ich bin mir sicher, dass bei den unmöglichen Versuchen Dich zu behandeln, auch kleine Hilfen dabei waren.
Das ist schön für dich, dass du dir da sicher bist. Es entspricht nur leider nicht den Tatsachen. Bisher fand überhaupt keine Behandlung statt. Aber das macht nichts. Wenn es für dich so leichter ist, dann ist das in Ordnung.
Zitat:
Du musst all die Hilfen (medizinisch und menschlich) zulassen auch wenn sie dir vorerst widerstreben.
Sie widerstreben mir keineswegs, wenn, ja wenn es denn welche gäbe.
Zitat:
Schau,- stell Dir vor ich schreibe jetzt etwas falsches und Du beendest dann Dein Leben, dann bleibe ich zurück und habe den Rest meines Lebens ein schlechtes Gewissen und er geht mir damit total mies.
Niemand trägt die Verantwortung für meine Entscheidungen und mein Handeln als ich allein. Kein Grund, ein schlechtes Gewissen oder ähnliches zu haben – nicht mal hypothetisch.
Zitat:
er sich einen anderen Freundeskreis aufbauen konnte die ihn wie ein Netz auffangen können. Das bekommt man natürlich nicht auf Anhieb sondern es dauert seine Zeit, bis man dieses aufgebaut hat.
Ich habe einen Freundeskreis, investierte viele Jahre meines Lebens in Beziehungen – das ist nicht der Punkt.
Es mag sein, dass ich dem ein oder anderen wichtig bin – aber es bedeutet mir nichts mehr. So grausam das auch sein mag – es ist die Wahrheit.
Es geht um Zwänge, denen ich seit über zehn Jahren ausgeliefert bin und denen ich nicht entkommen kann. Umstände, die vom Gesetzgeber vorgegeben sind und an denen ich nicht vorbeikomme, egal wie sehr sie mich triggern. Und niemand, wirklich niemand kann etwas daran ändern. Die, die mich begleiten und mich medizinisch versorgen, stehen genauso hilflos daneben, können nichts tun als zu versuchen ein bisschen Schadensbegrenzung zu machen.
Und entweder ich überstehe das oder eben nicht. Und so wie es aussieht, überstehe ich es dieses Mal halt nicht mehr. Es war einfach schon zu oft und mit jedem mal wurde es schlimmer und unerträglicher. Ich möchte mein Leben lieber überlegt beschließen, als durch eine Kurzschlusshandlung, die dann evtl. Schaden anrichtet, als wenn ich es in Ruhe angehe.
Für manche mag es weglaufen sein, bitte, das ist jedem unbenommen wie er es betrachten möchte. Für mich hat es sehr viel Ruhe. Nicht mehr kämpfen gegen Windmühlen, nicht mehr warten, zittern, bangen, nicht mehr auf Pfiff „bei Fuß“ gehen müssen. Nicht mehr wildfremden Menschen das Innerste offenbaren müssen und die dürfen dann urteilen und werten wie es ihnen gefällt und ich kann mich nicht mal wehren, weil ich die Gutachten nicht zu sehen kriege. Einmal etwas nicht getan, schon kippt der Antrag „mangels Mitarbeit“.
Zitat:
dann hast Du die Chance ein sehr starker Mensch zu werden, der viele Situationen meistern kann, die andere nicht unbedingt bewältigen würden,
Ich werde nie wieder ein starker Mensch sein können, keine Chance, zuviel zerstört. Früher oder später wird es darauf hinauslaufen, dass ich in irgend einer beschützten Einrichtung werde leben müssen, weil ich das Leben in unserer Gesellschaft entgültig nicht mehr bewältige. Die nächste Stufe ist dann Pflegefall, weil ich mich nicht mehr versorgen kann. Das ist absehbar. Will ich das? Nein, das will ich definitiv nicht. Ich ertrage schon jetzt kaum noch die Menschen.
Zitat:
Was mich interessiert: geht es dir dauerhaft schlecht? Oder ist es möglicherweise nur eine miese Phase? Kannst du dir nicht vorstellen, dass das Leben irgendwann wieder lebenswert sein könnte?
Es geht seit über zehn Jahren nahezu ausschließlich bergab; leise aber stetig. Kaum mal ein paar Monate zum Luft holen und Kraft sammeln. Sollte es eine miese Phase sein, dann hat sie einen verdammt langen Atem.
Nein, ich kann es mir nicht mehr vorstellen, auch wenn ich mich lange dagegen gewehrt habe. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre lehrten mich, dass es keine Besserung geben wird. Das ist kein Schwarz sehen, sondern eine Tatsache und Tatsachen muss man akzeptieren.
Ich bin schwer krank, körperlich und mittlerweile auch psychisch, zerstört durch das, was sich „Sozialstaat“ nennt und wo es nicht um Menschen sondern um Gelder geht. Und muss doch jedes Mal aufs Neue beweisen, dass ich wirklich krank bin und nicht einfach faul herumschmarotze, wie es so gerne propagiert wird. Ich lebe am Existenzminimum, meine Zukunftsaussichten sind gleich null, die Altersarmut wartet auf mich.
Es kommen ständig weitere Erkrankungen dazu, mittlerweile bin ich bei Morphinen angelangt und kriege doch keine Ruhe. Jeder Arztbesuch bei einem neuen Arzt ist ein Spießrutenlauf, weil es doch sehr viele Mediziner gibt, die das Rad neu erfinden wollen und sich schlicht mit den Erkrankungen nicht auskennen. Auch da muss ich immer und immer wieder beweisen, was schon lange klar ist, weil alles angezweifelt wird was ich sage. Selbst mit harten Befunden in der Tasche. Ich ertrage diese immer wiederkehrenden Demontagen einfach nicht mehr.
Es ist nicht so dass ich sagen würde ich kann nicht mehr. Das ist schon lange Schnee von gestern. Schon lange zieht mir jede Kleinigkeit den Boden unter den Füßen weg, wirft mich in schwere Depressionen und in Dissoziationen, aus denen ich fast nicht mehr herausfinde. Da ist nichts mehr, was ich den Ereignissen entgegensetzen könnte, schon lange nicht mehr - beim besten Willen nicht.
Es ist vielmehr so dass ich sage – ich mache da nicht mehr mit. Ich steige aus aus diesem mörderischen Karussell. Befreie mich vom Würgegriff der Maschinerie. Ich stehe nicht mehr zur Verfügung. Ich gebe zurück was mir zur Verfügung gestellt wurde und verlasse diesen Ort, ganz bewusst und das fühlt sich sehr gut und stimmig an.
N.