von
Vianne Moin,
ich habe hier bis jetzt nur mitgelesen, weil ich einfach zu wenig über die Situation weiß und ein wenig abwarten wollte ob ich ein paar mehr Puzzelteile kriege.
Wenn ich mir vorstelle, dass ICH diejenige wäre, die in so einer Situation steckt und dann die Antworten lese und jetzt auch noch lese, dass das ganze als "Story" gewertet werden möchte, obwohl NIEMAND wissen kann wie alles insgesamt aussieht, dann wird mir ganz schlecht.
Ich weiß was schwere Depressionen sind und dass es gar nichts nützt dann angepflaumt zu werden man solle sich zusammenreißen und jammere nur herum und alles negativ und was sonst hier noch rumschwirrt. Das ist - im Fachjargon - kontraindiziert und treibt den/die Betroffene/n noch mehr zum Rückzug. Alles was dadurch hier erreicht wurde ist dass N. nicht mehr kommt. Woher seid ihr nur so sicher, dass das hier nicht die vielleicht einzige Anbindung von N. nach draußen gewesen ist?
Ich arbeite stundenweise bei einer Psychiaterin und WEISS dass es Patienten gibt, die nach einem versuchten Suizid NICHT in eine Psychiatrie eingeliefert werden, wenn ein niedergelassener Psychiater (bei dem der Kranke in Behandlung ist) die Behandlung weiterführt UND die Ärzte der Intensivstation davon überzeugt sind, dass der Patient mitmacht und die Vereinbarungen einhält. Meine Ärztin hat derzeit zwei Patienten bei denen das so läuft und es läuft ganz gut, sie halten sich an die Verträge. Die Möglichkeit in die Psychiatrie einzuweisen bleibt natürlich offen.
Ich habe viele Stunden darüber nachgedacht ob ich hier im Forum am richtigen Platz bin, wenn Dinge, Menschen und Situation interpretiert werden. Interpretation hat nichts mit wissen oder verstehen zu tun, nur mit einstufen, einordnen und hinbiegen nach dem eigenen Erfahrungshorizont. Wenn zwischen den Zeilen gelesen wird - wie ist das möglich wenn man den Menschen gar nicht kennt? Das geht doch nur bei jemandem, mit dem ich zumindest mal persönlich gesprochen habe, dessen Situation und Umfeld ich kenne, von dem ich wenigstens ein bisschen weiß wie er tickt. Alles andere ist für mich Interpretation und da ist die Fehlerquelle wahnsinnig hoch. Kein Kranker gleicht ganz und gar einem anderen.
Was mich noch interessiert ist, woher das Wissen stammt, dass N. alles nur schlimm hinstellt? Was ist, wenn es wahr ist und ihr euch irrt? Was ist, wenn es wahr ist und ihr euch das nur nicht vorstellen könnt? Ich brauche dafür von euch keine Antwort, das ist nur ein Denkanstoss. Für mich gilt zunächst mal im Zweifel für den/die Angeklagte/n. Und je weiter der Thread hier gelaufen ist, desto mehr drehte er sich GEGEN N.
Ich möchte von niemandem so behandelt werden wie N. und schon gar nicht von einem der das Forum mitverantwortlich betreut. Die Reaktionen von N. finde ich gar nicht interessant. Ich kenne sie gut von Kranken, die mit dem Rücken an der Wand stehen und keinen Ausweg mehr sehen.
Im Gegensatz zu dem ein oder anderen hier habe ich in N.s Sätzen wörtlich gelesen, dass Hilfe gewünscht ist und man sich auch um Hilfe bemüht und die medizinischen Helfer bisher nichts erreicht haben und trotzdem weiter auf Kliniksuche sind. Das ist nicht Ablehnung aller Hilfe es wurde nur noch nichts erreicht und warum soll ich unterstellen dass N. lügt oder sich wichtig macht oder nur Aufmerksamkeit will?
Ich habe nicht die Hoffnung dass meine Zeilen zum Nachdenken anregen, aber ich wollte sie trotzdem schreiben und nicht einfach stillschweigend gehen. Ich gehe davon aus, dass auch meine Worte interpretiert werden und dass auch mir fehlende Kritikfähigkeit angehängt wird. Es ist immer einfacher nach dem Splitter des anderen zu gucken, als den Balken vor den eigenen Augen zu betrachten, sich selbst zu prüfen und vielleicht zu entdecken, dass man geirrt hat und sich verändern sollte.
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.
Vianne