Ich habe vor 5 Wochen, nach jahrerlanger Einsamkeit, in einem bestimmten Chat einen Mann kennengelernt, von dem ich total fasziniert war und bin. Ich muss dabei sagen, ich vor 17 Jahren Opfer einer versuchten Vergewaltigung mit anschliessendem Versuch, mich zu erwürgen, geworden. Verständlicherweise hatte sich mein Vertrauen, gerade bei Männern um ein Minimum reduziert.
Nun habe ich allen Mut zusammen genommen und mich in einen bestimmten Chat für eine Partnersuche angemeldet. Ich habe extra kein "Free-Chat" gewählt, um Hohlköpfe und Spinner auszuschliessen. Für mich unerwartet, haben sich auch einige Männer gemeldet. U.a. auch dieser besagte neue Partner, Micha. Wir beide hatten sofort eine für mich unerklärliche Vertrautheit und die E-Mails wurden immer persönlicher, gefühlsvoller und mit einem Tick Erotik. Wir beide waren uns sofort einig, wir melden uns in diesem Chat ab (wir hatten beide einen Mitgliedsbeitrag bezahlt) und kommunizieren nur noch in unserem Privatbereich. Wir telefonierten zusammen und waren beide fasziniert von unseren Gemeinsamkeiten, unseren Stimmen und das Bedürfnis uns zu treffen war riesengross. Da ich in meinem bisherigen Leben sehr viel Schmerz, Enttäuschung und Gewalt kennengelernt habe, habe ich Micha meinen persönlichen Lebenslauf zugesandt, damit er direkt entscheiden kann, ob er bereit ist, mich und mein Leben zu akzeptieren. Seltsamerweise schickte auch er mir "seinen Lebenslauf", der eigentlich genau so viel "Mist und Schmerz" enthielt.
Nach einer Woche fand das Treffen auch in einem neutralen Cafe statt. Ich war von dem ganzen Erscheinungsbild von Micha überwältigt und trotz meiner Riesenanstrengung vibrierte ich am ganzen Körper. Micha bedrängte mich nicht, aber seine Streicheleinheiten liessen mich zerschmelzen; tja es kam, wie es kommen musste: wir landeten bei mir zu Hause im Bett und das Schlimme: es war super schön!
Danach litt ich Höllenqualen: ich machte mir Vorwürfe, sah mich als Schlampe an und zweifelte an mir, an meinen Gefühlen und meiner Handlung.
Micha gab mir aber immer das Gefühl, es ist O.K. Auch er war über das "Ausmaß" unseres ersten Treffens überrascht, versuchte mir aber sehr lieb, von meinen Gewissensbissen wegzukommen.
Ein zweites Treffen nach ein paar Tagen musste kurzfristig abgesagt werden, da er (Selbstständiger Unternehmen) kurzfristig nach Amerika musste.
Unsere "Liebe" baut sich zur Zeit durch "Mails" auf.
Und ich werde immer ängstlicher, depressiver: Micha sieht es als ganz grossen "Liebesbeweis" an, wenn ich seinen Saft schlucke.
Als er für ein paar Tage wieder in Deutschland war, wollte er auch sofort zu mir nach Hause kommen, immer mit der Betonung, was für ihn der absolute Liebesbeweis ist. Ich bekam Angst, teilte ihm dies auch mit (es erinnerte mich an den Überfall) und sagte kurzentschlossen das Treffen ab. Er war superenttäuscht und reiste wieder nach Amerika.
In mir wächst eine Riesenangst, diesen Mann zu verlieren, aber auch Dinge zu tun, zu denen ich momentan noch nicht 100%ig stehe.
Mein Verlangen nach Micha ist bereits schmerzhaft gross und seit 3 Tagen habe ich wieder begonnen gezielt zu essen und wieder zu erbrechen -nur um diesen Druck loszuwerden.
Meine Familie hat von Anfang an keine Verständnis für "diese Beziehung"; aber ich bin bzw. war glücklich. Ich wurde von Bekannten angesprochen, dass ich ja "richtig aufblühe", selbstbewusst wirke und strahle. Nur meiner Freundin kann ich mich anvertrauen; sie weiss über alles Bescheid!
Jetzt meine Frage: Verrenne ich mich da in etwas? Ich will diesen Mann nicht verlieren, kann aber auch nicht mehr hundertprozentig sagen, ob er in mir nur einen "Spielgefährten" sieht.
Ich dachte, mein Leben hätte endlich einen Sinn und bin jetzt nur noch verzweifelt und voller Verlustängsten.
Hat jemand einen Rat für mich
Liebe Grüße
Anja