Hallo ihr lieben,
ich eröffne diesen Thread um einfach mal meinen Seelenmüll abzuladen.
Ich habe gerade durch die "Psychische Erkrankungen-Ecke" gestöbert und bin
auf den Thread einer 35 Jährigen Frau gestoßen,die im Kindesalter von ihrem
Bruder missbraucht wurde.
Allein schon die Überschrift des Themas löste bei mir Flashbacks aus,ich bin gerade
total verängstig,bevor ich jetzt irgendwelche Dummheiten mache,will ich euch jetzt
meine Geschichte erzählen,es von der Seele schreiben,einfach los werden.
Ich bin jetzt 23 Jahre alt und wurde von meinem 8 Lebensjahr bis kurz vor meinem
13. Geburtstag von meinem Bruder missbraucht.Meine Eltern ließen sich,als ich 7 Jahre alt war,scheiden und seitdem litt ich sehr an Verlustängsten.Ich hatte Angst irgendwann alleine zu sein.
Eines Tages spielte ich in meinem Zimmer,mein Bruder kam auf einmal rein,eigentlich nichts ungewöhnliches,als ich ihn dann ansah um zu fragen,was er denn möchte,da
hatte er einen Blick gehabt,den ich vorher nie bei ihn gesehen hatte.
Er forderte mich auf all das zu machen,was er will und ich dürfte niemanden davon erzählen,weil man mich sonst ganz alleine lassen würde.Das war meine größte Angst-das allein sein.Also machte ich alles was er von mir verlangte.Ich wusste nicht
was da mit mir geschieht,ich konnte dem ganzen keinen Namen geben.Ich hatte einfach nur große angst und höllische schmerzen.Ich verstand die Welt nicht mehr,was war da gerade passiert?Ist das normal?Ist das Unrecht?Ich wusste es nicht!
Als er von mir ließ spielte ich einfach weiter.So ging das mehrmals in der Woche weiter und zog sich über Jahre und verstärkte sich noch in der Intensietät.
Irgendwann im Laufe der Missbrauchsjahre lernte ich mich aus meinem Körper auszuknippsen,beinah so als würde ich über mich schweben und mich von oben betrachten.Täglich wurde ich von der Angst,dem Eckel und der Scham begleitet.
Mit mitte 12 Jahren fing ich an von zu Hause wegzulaufen und entzog mich Zeitweise der Gefahr.Kurz vor meinem 13. Geburtstag hörte er dann auf,doch für mich hörte das Ganze trotzdem nicht auf,ständige Bilder und Albträume hatten mich begleitet und es war einfach immer und überall da.Doch dann konnte ich es irgendwie ausblenden,verdrängen.Dann fing ich mit dem Ritzen an,damals noch recht harmlos.
Als ich 14 Jahre alt war,war ich mal einen Freund besuchen der 18 Jahre alt war,wir saßen auf seinem Bett und haben nen Film geguckt.Bis er dann plötzlich aufsprang,mich gewaltsam aufs Bett drückte,mir dann die Arme fest hielt und mir an die Wäsche wollte.In diesem Moment kam die ganzen alten Bilder wieder hoch,ich befreite mich aus der jetzigen Situation und lief unter Tränen,mit den Bildern im Kopf nach Hause.
Dort ganz aufgelöst angekommen,sah mich meine Mutter und fragte mich was los ist.
Ich hab sie angeschrien,habe getobt,dass sie mich in Ruhe lassen soll.Doch sie packte mich am Handgelenk und blieb hartnäckig.Ich sagte ihr,dass mein Bruder was mit mir
gemacht hat.Darauf hin ging sie zu ihn und er stritt alles ab.
Dann kam sie wieder zu mir und sagte " Das manche Menschen sich so sehr etwas einreden,dass sie glauben es sei etwas passiert" .
Ich war fassungslos und habe mir an dem Tag geschworen,dass ich ihr nie wieder etwas darüber sagen werde.
Am nächsten Tag ist meine Mutter wohl trotzdem noch mal zu ihm gegangen und hatte ihn darauf angesprochen.Er sagte ihr dann,dass er mich nur einmal berührt hat und dann nie wieder.Damit war das Thema für sie erledigt nd ich musste weiterhin mit ihm unter einem Dach wohnen.
Ein paar Monate später kam ich wegen starken Verhaltensstörungen in eine Kinder und Jugendpsychiatrie,hauptsächlich halt wegen dem Schuleschwänzen,von zu Hause abhauen und meiner Gewaltbereitschaft gegen alles.
Dort vertraute ich mich dann meiner Bezugsbetreuerin an über mein Tagebuch,aber sie konnte mit meine Last nicht so ganz umgehen und begründete mir das dadurch,dass sie dafür nicht richtig ausgebildet sei und wies mich somit ab,ich solle zu der Stationspsychologin gehen.Damals war das ein Schlag ins Gesicht,heute verstehe ich meine damalige Betreuerin.
Die Selbstverletzungen verstärkten sich während meines Aufenthaltes dort,da ich von Gefühlen,Bilder,Ängsten,Eckel,Scham und noch mehr gerade zu überrollt wurde.
Ich habe bis heute nie über den Missbrauch sprechen können,ich hatte damals Bruchstücke ins Tagebuch geschrieben und meiner Betreuerin gegeben,diese gab es dann mit meinem Einverständnis der Psychologin.
Aber eine Therapie hat nie statt gefunden,eigentlich drehte man sich nur im Kreis ohne Ergebniss.Also wurde meine Mutter nach vier Monaten nahegelegt mich aus der Klinik zu nehmen,da sie mit mir überfordert wären und nicht weiter kommen.Ende November 99 stand meine Mutter auf einmal schlagartig abends,ohne das ich was davon wusste,vor mir in der Klinik und ich musste mit nach Hause.
Mein Bruder musste in der Zeit als ich in der Klink war ausziehen,doch kam noch regelmäßig zu Besuch.
Mich quälten weiter hin täglich die Bilder,am 27. Dezember 99 habe ich mich dann versucht umzubringen,ich schnitt mir beide Arme auf und trank ne ganze Flasche von meinem verordneten Neurocil.Irgendeine Frau hatte mich auf der Stadttoilette gefunden und den Notarzt gerufen.Ich lag dann ein paar Tage auf der Intensivstation und der Arzt dort wollte mich eigentlich in eine geschlossene Klinik überweisen.Doch meine Mutter konnte dies abwenden,da sie im erzählte,dass ich erst in einer Klinik war und die mich dort besser beurteilen können.Also ist sie zu einem Gespräch mit mir dort hingefahren und die schickten mich wieder weg.
Dann lebte ich mein Leben weiter und wurde immer besser in meine Rolle mit dem Verdrängen und legte ne lächelnde Maske auf,zwischen zeitig hatte ich nen paar aussetzer,Psychologen-Versuche gestartet und wie immer gescheitert.
Mit 17 Jahren bekam ich auf einmal Post von der Staatsanwaltschaft,da diese gegen meinen Bruder wegen Sexuellen Missbrauchs zu meinen Lasten ermittelten.
Meine Welt brach mal wieder zusammen und somit mein Masken-Dasein.Die Klinik in der ich damals war hatte meinen fall,ohne das ich davon wusste,zur Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gebracht mit der Empfehlung mindestens zwei Jahre abzuwarten,bevor sie mich kontaktieren,da ich bisdahin vielleicht eine Thearpie gemacht habe.
Dem war ja nun nicht so.Erst habe ich auf die Briefe nicht reagiert,bis dann eine Androhung kam,dass man mich sonst mit der Polizei abholen lässt.
Ich bin mit dem Staatsanwalt dann so verbleiben das er mir ein Jahr zeit lassen soll,damit ich vorher eine Therapie machen kann.Er gab mir dann eine Adresse von einer Frau die beim Weißen Ring arbeitet.Ich hatte ein Termin bei ihr und bein dann nie wieder hin gegangen.Ich fühlte mich von der Frau nur verarscht,da sie ständig mit Büchern ankam,die mir helfen sollten den Täter besser zu verstehen.Davon wollte ich nichts wissen und machte komplett zu.
Seitdem werde ich ständig von der Staatsanwaltschaft und ner spezial Beauftragte der Polizei angeschrieben und angerufen,da die von mir eine Antwort haben wollen.
Wenn ich aber sage "Nein,ich mache keine Aussage" dann darf ich das nie wieder zur Anzeige bringen und wenn ich sage "Ja,ich mache eine Aussage" .Dann geht gleich alles los und davor habe ich angst.
Die Klinik hat mit der Anzeige bei der Staatsanwaltschaft mir einen wichtigen Schritt weggenommen,denn ich hätte von mir selber zur Polizei gehen müssen und ihn anzeigen müssen.Ich weiß das die Verjährungsfrist ab den 18 lebensjahr eintritt und 10 Jahre dauert.
Ich weiß gar nicht wie was weiter gehen soll,seit zwei Jahren läuft mein Leben,meine Tochter wird im März 2 Jahre alt.Klar habe ich immer wieder Rückfälle,aber ich Verletze mich nichgt mehr selbst und lebe eigentlich okay.
Falls sich das hier jemand durchgelesen hat,schreibt einfach eure Gedanke dazu.
Danke fürs Lesen .