Hallo!
Hier sind ja einige, die beruflich mit Helfen und Pflegen zu tun haben.
Wie schafft Ihr das, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr?
Und - wie ertragt Ihr das?
Ich habe nur meine Mutter – ich kann nicht mehr, ich ertrage es nicht mehr.
Vor Jahren bin ich zu meiner Mutter gezogen, da sie es nicht mehr schaffte alleine in der Wohnung.
Damals waren es nur kleinere Handreichungen und Hilfen, die sie benötigte.
Im Laufe der Jahre baute sie körperlich immer weiter ab, heute benötigt sie ständig Hilfe. Leider wurde sie mit zunehmendem körperlichen Verfall auch immer unerträglicher. Nichts, absolut nichts kann man ihr Recht machen. Das betrifft nicht nur mich, sondern alles und jeden. Ihre Mitmenschen, die prinzipiell alles falsch und schlecht machen, das Wetter, die Vögel im Garten, egal was. Und sie wurde immer verletzender und unleidlicher.
Ich habe einen Wannenlift einbauen lassen, ich habe einen Rolator gekauft und ein „Krankenhausbett“ besorgt. Wann immer es möglich war, habe ich ihr diverse Hilfsmittel besorgt, damit sie so eigenständig als möglich leben kann. Aber all das passt ihr nicht.
Sie kann es einfach nicht akzeptieren, das sie körperlich abbaut und lässt diese Unzufriedenheit darüber an Allem und Jeden aus.
Vor fünf Jahren habe ich das letzte Mal für eine Woche Urlaub gemacht. Seit dem kein einziger freier Tag mehr, da sie jede fremder Hilfe kategorisch ablehnt und schneller wieder aus der Wohnung rauswirft, als diese überhaupt reingekommen ist. Sie steht auf dem Standpunkt, es sei schließlich meine Pflicht, für sie zu sorgen.
Vor einiger Zeit habe ich nun wieder mal das Thema Urlaub angesprochen, nur mal für eine einzige Woche raus hier, einfach nur mal eine Woche frei sein. Von da an ist es dann ganz extrem geworden mit ihrer Nörgelei, Meckerei, Selbstbemitleidung. Bis ich dann vor einigen Tagen, als sie sich mal wieder so richtig reingesteigert hatte, mich umgedreht, das Wohnzimmer verlassen und mir die Pulsader aufgeschnitten habe.
Ich bin heilfroh, das ich noch da bin, denn ich hatte und habe nie irgendwelche Gedanken an Selbstmord gehabt. Im Gegenteil. Ich bin gerade dabei, mich freiberuflich mit einer Tätigkeit, die mir sehr viel Freude bereitet, selbständig zu machen, damit ich bei freier Zeiteinteilung von zu Hause aus arbeiten kann und aus der Arbeitslosigkeit wieder rauskomme. Was mich in dem Moment „geritten hat“, ich weiß es einfach nicht. Und ich verstehe es auch nicht.
Bitte sagt mir, wie Ihr es schafft. Noch dazu, da Ihr Euch nicht nur um einen einzigen Menschen kümmern müsst, sondern um viele.
Mit freundlichem Gruß
Die „Fragende“