Hallo Selbstheilung!
Im richtigen Leben hatte ich keinen Kontakt zu Menschen mit Autismus. Eine Zeitlang war ich Mitglied im Bundesverband "Hilfe für das autistische Kind", aber nur passiv. Selbst dort, wo ich vielleicht "Gleichgesinnte" getroffen hätte, habe ich mich nicht blicken lassen. 1994 war ich aber beim Kongreß "Autismus und Familie", der vom Bundesverband in Baunatal bei Kassel organisiert wurde. Das war ganz interessant, aber ich habe dort mit niemandem gesprochen. Nur auf der Rückfahrt im Bus nach Kassel wurde ich von der Mutter eines autistischen Kindes angesprochen, so daß sich ein kurzes Gespräch nicht vermeiden ließ.
Im Internet habe ich dagegen etliche Menschen getroffen, die irgendwo auf dem "autistischen Spektrum" diagnostiziert wurden oder sich selbst dazurechneten. In einem früheren Beitrag schrieb ich schon, daß ich mich in meinen Anfangsjahren im Internet, etwa ab 1993, fast nur im Autismus-Bereich aufhielt. Das waren damals hauptsächlich Mailinglists und IRC-Channel. Dabei habe ich gelernt, daß Menschen mit dem gleichen Etikett "Autismus" oder "Asperger" sehr verschieden sein können. Ich habe wohl über 200 Betroffene virtuell getroffen, aber nie hatte ich den Eindruck, daß jemand wie ich war. Darunter gab es aber überhaupt nur ein oder zwei, die sich selbst als "überwiegend schizoid" ansahen. Fast alle Menschen mit Aspergersyndrom erkennen sich in der Beschreibung der Schizoiden Persönlichkeitsstörung nicht wieder. Was ähnlich zu sein scheint, ist noch lange nicht gleich.
Viele Dinge, die ich eigentlich gerne täte, tu ich nicht, weil ich sie nicht alleine tun mag. Ich bin nicht gerne "alleine unter Menschen". Es stört mich, wenn mein Alleinesein auffällt und wenn man mich möglicherweise für "einsam" hält. Genaugenommen ist das ein nicht-schizoider Zug, denn eigentlich sollte es mir egal sein.
Wenn ich also jemanden hätte, mit dem ich Dinge gemeinsam unternehmen könnte, die ich alleine nicht tun mag, dann wäre es schon eine große Erleichterung. Das ist offensichtlich nicht der Wunsch nach einer Beziehung, sondern mehr die Idee eines "Begleitservices", am liebsten ohne gegenseitige Hausbesuche. Die Idee ist vielleicht gar nicht so übel. Höchstwahrscheinlich gibt es andere Menschen mit der gleichen Idee, wenn auch nicht viele. Aber der Versuch, den Gedanken zu realisieren, setzt schon allzu hohe Hürden.
Schönen Gruß
- C -