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Dieses Buch wurde mit einigem Zögern geschrieben. In meiner Praxis ist es schon immer mein Hauptanliegen gewesen, den Patienten zu helfen, die direkt zu mir kamen. In der Vergangenheit habe ich auch jede Werbung für meine Behandlungsmethode vermieden - ich wollte die Streitigkeiten vermeiden, die bei der Behandlung einer namenlosen Krankheit, deren Existenz andere Ärzte anzweifelten, unweigerlich auftreten würden. Aufgrund dieses Zweifels zögerte ich sogar, diese seltsame Krankheit mit meinen Kollegen und der großen Gruppe von Medizinern, deren Vorgesetzter ich war, zu besprechen. Bald jedoch merkte ich, dass mir keine andere Wahl blieb und ich ihre Zweifel einfach ignorieren musste, denn was in der Medizin wirklich zählt, sind die Ergebnisse - und die konnte ich vorweisen.
Ich war auf mich selbst gestellt. Anhand von selbst gefertigten Skizzen versuchte ich meinen Patienten zu helfen, die Krankheit und den von mir empfohlenen Behandlungsverlauf zu verstehen. Meine von "Fibronebel" beeinträchtigten Patienten brauchten etwas Schriftliches zum Durchlesen für sich und ihre Familien zu Hause. Die Patienten benötigten anschauliches Material. Dieses Material wurde kopiert und unter vielen Fibromyalgikern, auch denen, die gar nicht meine Patienten waren, sowie deren Freunden, Verwandten und Nachbarn herumgereicht. In meinen wildesten Träumen hätte ich nie mit einer solchen Anzahl von Patienten aus den gesamten Vereinigten Staaten und schließlich aus der ganzen Welt gerechnet, die durch dieses Informationsmaterial den Weg in meine Praxis fanden.
Als vor ungefähr 17 Jahren die Bezeichnung "Fibromyalgie" geprägt wurde, nahm ich diesen Terminus dankbar an, auch wenn es eine Fehlbezeichnung war! Endlich hatte diese alte Krankheit einen "richtigen" Namen bekommen, was dazu beitrug, dass sie von einigen Mitgliedern der Ärzteschaft mehr Akzeptanz erfuhr. Da diese Krankheit nun "offiziell" existierte, konnte ich mein Versteck verlassen. Obwohl meine Methode unkonventionell war und nicht der allgemeinen Lehrmeinung entsprach, wurde ich immer häufiger gebeten, Vorträge zu halten und Berichte zu schreiben über meine Erfahrungen mit Fibromyalgie und deren Begleiterscheinungen, von denen die Hypoglykämie (Unterzuckerung) am häufigsten auftritt.
Während ich mehr über die namenlose Krankheit forschte und erfuhr, die wir jetzt Fibromyalgie nennen, bemerkte ich, dass ich selber daran litt - ein Vermächtnis meines Vaters, wie sich später herausstellte. Er trug das Gen in sich und gab es unwissentlich an meine beiden Schwestern und mich weiter. Im Laufe mehrerer Jahre bemerkte ich, wie meine drei heranwachsenden Töchter eine nach der anderen die gleichen Symptome entwickelten. Krankheiten nehmen eine besondere Bedeutung an, wenn sie die eigene Familie betreffen. Dass es meine Familie getroffen hatte, führte sicherlich dazu, dass ich meine Fähigkeiten noch mehr schärfte.
Über lange Jahre setzten wir fünf verschiedene Medikamente ein, bis wir kürzlich das wirksamste und sicherste entdeckten. Nach meinem Erfolg mit dem ersten Medikament machte ich mir Gedanken über dessen Wirkungsweise. Dieses "Warum?" führte zu Möglichkeiten und dann zu Theorien, die ich gelegentlich änderte und anpasste, was ich auch weiterhin tun werde. Eine Theorie ist nur eine Vermutung, die auf möglichst vielen Fakten beruht. Fehler in unserer Theorie werden den Erfolg unserer Behandlung nicht schmälern. Meine Arbeitshypothese hat mich weiter angespornt, einschlägige Veröffentlichungen zu studieren, die monatlich neue und aufregende Informationen über die Physiologie der Zellen bringen. Oder um es einfach auszudrücken: Was wirkt, das wirkt. Meine Theorie ist im Kern so grundlegend, dass sie in vier einfachen Sätzen wiedergegeben werden kann:
1. Es gibt eine vererbte Krankheit, die als Fibromyalgie-Syndrom (FMS) bekannt ist - ein Name, der in Wirklichkeit eine Fehlbezeichnung ist.
2. Es existiert eine wirksame, sichere Behandlung mit einem sehr alten Medikament: Guaifenesin.
3. Das ganze Krankheitsspektrum lässt sich als Unfähigkeit erklären, genügend Energie im betroffenen Gewebe zu mobilisieren.
4. Hypoglykämie (Unterzuckerung) ist eine häufige Begleiterkrankung.
Dieses Buch wurde ebenso aus Verzweiflung wie aus Hingabe an die Sache geschrieben. Die Verzweiflung kam mit zunehmendem Alter und meinem Anliegen, meine über 40-jährige Erfahrung in der Behandlung von Fibromyalgie weiterzugeben. Hingabe lässt sich als dringendes Bedürfnis übersetzen, die zahllosen Patienten mit Information zu versorgen, die selbst die Verantwortung für die erfolgreiche Behandlung ihrer Krankheit übernehmen müssen. Die Patienten verlassen sich darauf, dass die Ärzte ihre Krankheit diagnostizieren und ihre Symptome lindern. Wir legen ihnen ans Herz, sich einen Arzt zu suchen, der bereit ist, mit ihnen zusammen den Behandlungsplan zu befolgen und das - meiner Meinung nach - Wundermedikament Guaifenesin anzuwenden. Gleichzeitig ist es unrealistisch für einen Patienten, zu erwarten, dass der Arzt ihm hilft, wenn er sich nicht gleichzeitig selber hilft - dies bedeutet, die in diesem Buch beschriebenen Behandlungsanweisungen sehr sorgfältig zu befolgen.
Mir ist klar, dass manche Leute behaupten werden, wir hätten dieses Buch aus rein kommerziellen Gründen geschrieben. Kritiker mit akademischem Hintergrund werden darauf hinweisen, dass die Wirksamkeit einer Behandlung mit Guaifenesin nicht durch eine Doppelblindstudie erwiesen ist. Technisch bewanderte Kritiker werden sich fragen, warum wir uns so tief auf die Biochemie einlassen, wo wir doch so wenige Beweise haben. Einige dieser Skeptiker werden zweifellos den Eindruck haben, dass wir es uns bei der Behandlung einer so komplexen Krankheit mithilfe eines so simplen Medikaments zu einfach machen.
An dieser Stelle möchte ich zu jedem Kritikpunkt Stellung nehmen. Als Erstes bin ich davon überzeugt, dass dieses Unternehmen profitabel sein wird. Der gute, altbewährte Unternehmergeist kann hier nicht schaden. Zweitens, wurde an der Universität von Oregon der Versuch unternommen, den Erfolg unserer Behandlung durch eine Doppelblindstudie aufzuzeigen. Dieser Versuch misslang aufgrund einiger Fehler - Fehler, die wir mittlerweile beheben können. Als Berater der Studie trage ich einen Teil der Verantwortung für ihr Scheitern. Der erste Fehler entstand durch meine Unwissenheit, dass die Wirksamkeit von Guaifenesin, die Gegenstand unseres Tests war, von bestimmten Präparaten blockiert wird. Der zweite Fehler bestand darin, dass Hypoglykämiker nicht grundsätzlich aus der Studie ausgeklammert wurden. Dennoch möchte ich der Familie Scott, durch deren großzügige Unterstützung das Projekt zustande kam, versichern, dass uns das bei der Studie erworbene Wissen ein großes Stück weitergeholfen hat - wenn uns auch leider der Standard einer erfolgreich durchgeführten Studie noch fehlt.
Zu guter Letzt möchte ich noch die Befürchtungen der chemisch bewanderten Minderheit ansprechen. Bitte seien Sie sich bewusst, dass die von mir beschriebene Chemie auf dem Stand ist, der bei Herausgabe dieses Buches aktuell war. Meines Erachtens werden zukünftige Entwicklungen in der Biochemie aufzeigen, dass unsere Theorie stimmig ist. Wenn wir Recht haben, wird bald so manches Geheimnis der Fibromyalgie gelüftet.
Millionen von unbehandelten Patienten, von denen viele schreckliche Qualen erleiden und verzweifelt nach Information suchen, haben mich dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben. Wir versuchen, all die Briefe und E-Mails zu beantworten, die zu Hunderten unsere Praxis erreichen, aber wir brauchen auch Zeit für unsere eigenen Patienten und um die vielen Anrufe entgegenzunehmen. Tagtäglich hören wir traurige und komplexe Geschichten. Ich kann mich auch an Tausende von Gesichtern, verletzten Seelen, zerstörten Beziehungen und tragischen Leidensgeschichten aus vier Jahrzehnten Arbeit in meiner Praxis erinnern. Besonders aber erinnere mich an die Fälle, in denen wir versagten. Doch jeder Lösung geht ein Prozess von Versuch und Scheitern voraus.
Unseren Erfolg verdanken wir unseren Patienten, von denen wir lernen durften. Ihre Beobachtungen von scheinbar unbedeutenden Kleinigkeiten und ihre Bereitschaft, ihre Erfahrungen weiterzugeben, waren für uns alle von unschätzbarem Wert. Ich widme dieses Buch den Patienten, die uns zur Seite standen und während unserer Versuchsphase unsere Lehrer waren. Sie waren und sind nach wie vor das Fleisch und Blut meiner Erkenntnisse über Fibromyalgie und "Fibroglykämie". Sie haben dazu beigetragen, dass ich Ihnen dieses lebensrettende Programm, das in diesem Buch beschrieben ist, zur Verfügung stellen kann. Ich bedanke mich bei ihnen und weiß, dass Sie dasselbe tun werden.
R. Paul St. Amand, M.D.
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