Amerikanische Zulassungsbehörde FDA warnt vor Kontrastmitteln
Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA warnt vor gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln, die bei der Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie) eingesetzt werden. Diese stehen in dringendem Verdacht, bei Patienten mit Niereninsuffizienz so genannte "nephrogene systemische Fibrosen" (NSF) auszulösen.
MRT: seltene Risiken
MRT: seltene Risiken
Als Fibrose wird eine krankhafte Vermehrung des Bindegewebes in menschlichen Geweben und Organen bezeichnet, dessen Hauptbestandteil Kollagenfasern sind. Betroffen ist in erster Linie das Bindegewebe unmittelbar unter der Haut, es verdickt und verhärtet sich, und es entstehen narbige Veränderungen. Dadurch wird die Bewegungsfähigkeit der Patienten zunehmend eingeschränkt. Die Krankheit kann aber auch die inneren Organe befallen und dabei im fortgeschrittenen Stadium zu Einschränkungen der Organfunktionen führen und schlimmstenfalls tödlich enden.
Die Warnung betrifft die Mittel Omniscan®, Magnevist®, MultiHance®, OptiMARK® und ProHance®, die nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Deutschland eingesetzt werden. Vor diesem Hintergrund hat auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Zulassungsänderung für Omniscan®, das mit den meisten Fällen von NSF in Verbindung gebracht wurde, verfügt und Warnhinweise für die anderen Kontrastmittel angekündigt.
Das Risiko sollte allerdings auch nicht überschätzt werden: Die Mittel wurden seit Jahrzehnten millionenfach eingesetzt, ohne dass erhebliche Risiken aufgetreten wären. Auch jetzt schätzen Forscher das Risiko für NSF durch Kontrastmittel selbst bei Patienten mit Niereninsuffizienz nur auf vier Prozent.
Über den genauen Wirkungszusammenhang haben sie folgende Vermutung aufgestellt: Das paramagnetische Metall Gadolinium ist in reiner Form hochgiftig und liegt darum im Kontrastmittel in gebundener Form vor. Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz dauert es länger, bis der Körper das Kontrastmittel eliminiert hat. Möglicherweise kann sich das Gadolinium in dieser Zeit aus seiner Bindung lösen. Dies würde auch erklären, warum es bei den Patienten im Bindegewebe nachgewiesen werden konnte.
Für Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sind Kernspintomografien vor allem bei Untersuchungen an Dünndarm und Leber relevant. Hier sollten zusammen mit dem Arzt verschiedene Untersuchungstechniken gegeneinander abgewogen werden.
Quellen:
Meldung im Ärzteblatt vom 24. Mai 2007.
externhttp://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=28555
High WA, Ayers RA, Chandler J, Zito G, Cowper SE: Gadolinium is detectable within the tissue of patients with nephrogenic systemic fibrosis. In: J Am Acad Dermatol. 2007 Jan;56(1):21-6. Epub 2006 Nov 9.
externhttp://www.sciencedirect.com/
Marckmann P, Skov L, Rossen K, Dupont A, Damholt MB, Heaf JG, Thomsen HS: Nephrogenic systemic fibrosis: suspected causative role of gadodiamide used for contrast-enhanced magnetic resonance imaging.In: J Am Soc Nephrol. 2006 Sep;17(9):2359-62. Epub 2006 Aug 2.
Abstract online unter externhttp://jasn.asnjournals.org/
Marckmann P, Skov L, Rossen K, Heaf JG, Thomsen HS: Case-control study of gadodiamide-related nephrogenic systemic fibrosis. In: Nephrol Dial Transplant. 2007 May 4; [Epub ahead of print].
Abstract online unter externhttp://ndt.oxfordjournals.org/
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