Frage zu Laborwerten

Hallo!

Es geht um diese Laborwerte:

Anhang 1078

Fragestellung war wegen Gicht: Ist die Harnsäure erhöht?
Sie ist erhöht.

Ich brauche keine Erklärung der verschiedenen Werte. Meine jetzige Fragestellung bezieht sich auf die erhöhten Werte bei BSG und CRP, die auf eine Entzündung hinweisen. Der Arzt meinte, die Hinweise auf Entzündung seien wahrscheinlich ein Symptom des aktuellen Gichtanfalls, der zu der Zeit bestand. Nach Herabsenken des Harnsäurewertes (mit Allopurinol) würden BSG und CRP wahrscheinlich wieder in Ordnung sein.

Meine Fragen:

- Ist die Erklärung des Arztes befriedigend?
- Nach welcher Zeit sollte eine neue Blutuntersuchung durchgeführt werden?

Gruß
Charles

Hallo Charles!

Die Erklärung des Arztes ist jedenfalls richtig. Befriedigend ist sie wahrscheinlich für Sie nicht, sonst würden Sie nicht in dieses Forum schreiben.

Nun zu den Laborwerten:
BSG: Das ist die Blutsenkungsgeschwindigkeit, ein Entzündungsparameter. Aus diesem Laborwert kann man nicht viel mehr Information gewinnen.
CRP: Bei diesem Wert ist es genau wie mit der BSG. Sie bedeuten einfach Entzündung. Nach solchen Befunden ist es wichtig, die wahrscheinlichste Ursache für die Entzündung ausfindig zu machen. Und da die Harnsäure erhöht ist, ist es naheliegend, auf eine Gicht zu Schließen. Wenn nach einer medikamentösen Therapie diese zwei Werte wieder sinken, kann man mit höherer Wahrscheinlichkeit sagen, dass diese vom Gichtanfall herrühren. Bei einem Gichtanfall entzünden sich ja verschiedenste Gelenke, welche dann auch sehr schmerzhaft sein können.
Generell ist jedoch zu sagen, dass diese zwei Werte relativ schnell erhöht sind und einen deswegen auch nicht beunruhigen müssen. Beinahe jede Form einer Entzündung im Körper kann dazu führen, nachforschen ist jedenfalls angesagt. Und mit diesem Therapieversuch ist das genau das, was der Arzt macht.
HSÄU2: Harnsäure. Eine Erhöhung dieses Laborwertes kann verschiedene Ursachen haben. Entweder ist es die Niere, die nicht mehr ausreichend arbeitet. Dies ist bei Ihnen jedoch mit höchster Warscheinlichkeit nicht gegeben, da ein weiterer Wert, der für die Funktionstüchtigkeit der Nieren steht vollkommen im Normbereich ist: KREA_Enz. Des weiteren kann eine Erhöhung genetisch bedingt sein oder durch sehr fleischlastige Kost. In beiden Fällen hilft Ihnen die Therapie mit Allopurinol, sowie eine Fleischarme Ernährung (siehe unten).

Die Laborwerte sollten vierteljährlich kontrolliert werden. Wenn Sie symptome haben bzw. verunsichert sind und deswegen eine frühere Kontrolle erwarten, denke ich auch nicht, dass Ihnen der Arzt diese verwehren wird.

Im Allgemeinen ist jedoch zu sagen, dass eine Lebensstiländerung jedenfalls die beste Möglichkeit ist einen Gichtanfall vorzubeugen. Wenn Sie so ihre Harnsäurespiegel längerfristig unter 6mg/dl halten können, kann man sogar von einer medikamentösen Therapie absehen und versuchen Allopurinol auszusetzen. Dies bitte nur in Rücksprache mit Ihrem Arzt und nach regelmäßiger Kontrolle der Laborwerte.
Lebensstiländerung bezieht sich hier insbesondere auf die Umstellung der Ernährung. Die "Purine" sind es, die den Harnsäurespiegel in Ihrem Blut erhöhen können. Zum Beispiel sind sie in Fleisch und Innereien enthalten.
Für mehr Informationen diesbezüglich begutachten Sie bitte diesen Link:
Purin - Harnsäure senken - Purinarme Kost und Gicht-Diät - Purin in Wein - Gicht Ernährung - Purin in Bier - Purin-Tabelle bei Gicht-Diät - Purine in Lebensmittel - Wie Harnsäure senken - Diät bei Gicht - purinarme Diät - Harnsäurewerte senken - UGB-

Weitere Fragen bitte einfach stellen, ich werde mich bemühen, diese so schnell wie möglich zu beantworten.

MfG,
Valentin

Hallo Valimau!

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. - Natürlich habe ich mich über Gicht und Allopurinol umfassend informiert, so daß ich dazu eigentlich keine weiteren Auskünfte brauche.

Etwas unbefriedigend finde ich die indirekt ausgedrückte Einstellung "Wenn die Harnsäure nach einem Vierteljahr in Ordnung ist und BSG/CRP dann immer noch erhöht sind, sehen wir weiter." Aber das entspricht wahrscheinlich dem deutschen Standard, vermutlich auch dem österreichischen.

Einige Dinge fand ich beim Arzt irritierend, so daß in mir Zweifel an seinem systematischen Vorgehen aufkamen:

1. Er hat nicht darauf hingewiesen, daß Allopurinol eingeschlichen werden soll.
2. Er hat nicht darauf hingewiesen, daß Allopurinol erst nach Abklingen des akuten Gichtanfalls genommen werden soll.
3. Er war der Meinung, daß mit der Einnahme von Allopurinol überhaupt kein Gichtanfall auftreten dürfte. In Wirklichkeit kann das Medikament zu Beginn der Einnahme Anfälle auslösen.
4. Er wußte nicht, daß die gleichzeitige Einnahme von Allopurinol und Candesartan comp 32/25 ein Widerspruch in sich ist. (Der Apotheker wußte es auch nicht.)
5. Er ist nicht der Meinung, daß Bier bei Gicht besonders schädlich ist.

Punkt 1 und 2 habe ich von mir aus durchgeführt. Allerdings stand mir zum (zeitlich wohl zu kurzen) Einschleichen nur Allopurinol 150 mg zur Verfügung statt der empfohlenen 100 mg. Punkt 4 wurde inzwischen geklärt.

Nicht beachtet werden weiterhin folgende Hinweise zu Allopurinol:

• "[Die Einschleichdosis von 100 mg] ist nur bei unzureichend gesenkten Serumharnsäurespiegeln im Blut zu erhöhen." - Der Arzt meint, ich soll 300 mg nehmen. Außerdem kann man den unzureichend gesenkten Spiegel nur feststellen, wenn man ihn erneut prüft. (Also nach drei Monaten?)
• "Nach neueren Literatur-Empfehlungen erübrigt sich unter einem Harnsäurewert von 8,5 mg/100 ml im Blut eine medikamentöse Therapie, sofern Diätvorschriften eingehalten werden und keine Nierenschäden vorliegen."

Die Diätvorschriften kann oder will ich nicht hundertprozentig einhalten, aber ich meide die schlimmsten Harnsäureverursacher, darunter Bier.

Wahrscheinlich muß man nicht alles so ernst nehmen. Zwei Monate sind seit der Blutuntersuchung vergangen. Ich warte also noch einen Monat ab, dann sehen wir weiter. Oder auch nicht.

Gruß nach Wien
Charles

Ich kann natürlich verstehen, dass Sie sich nicht ausreichend informiert und nicht richtig behandelt fühlen. Würde ich auch nicht. Aber wie ich sehe haben Sie dieses Problem in die eigene Hand genommen, deswegen kann ich dazu nicht mehr viel Fachwissen beisteuern.

Der Therapieversuch mit Allopurinol ist aus meiner Sicht rein schulmedizinisch aber auch ethisch korrekt. Falls Sie nach Abklingen des Gichtanfalles keine Symptome verspüren, so ist es schon relativ unwahrscheinlich, dass die Erhöhung der Entzündungsparameter von einer anderen Krankheit herrührt.
Der Zeitpunkt ist, wie von Ihnen bemerkt nicht korrekt. Da ist es gut, dass Sie sich schlau gemacht haben, denn Allopurinol kann (auch wenn langsam eingeschlichen) einen Gichtanfall nicht therapieren.

Laut meinen Recherchen ist die Einnahme von Allopurinol gleichzeitig mit Candesartan comp zwar problematisch aber kein Widerspruch. Aufgrund des Diuretikums (Hydrochlorothiazid) in der Kombination sollte die Einstellung mit erhöhter Vorsicht kontrolliert werden und gegebenenfalls eine Dosisanpassung erfolgen.

Zur Dosierung von Allopurinol beachten Sie folgende Angaben aus dem Beipackzettel:
100 mg bis 200 mg täglich bei milden Beschwerden 300 mg bis 600 mg täglich bei mittelstarken Beschwerden
700 mg bis 900 mg täglich bei starken Beschwerden
Ihre Situation kann ich selbstverständlich schwer nachvollziehen, da ich keine Informationen über die schwere Ihres Gichtanfalles habe.

Grundsätzlich ist das mit der Grenze von 8,5 mg/dl richtig, in manchen Quellen wird sogar von 6 mg/dl gesprochen. Jedoch ist hier gesondert Ihr Fall zu sehen. Da Sie Symptome hatten und wie Sie mir jetzt berichten auch nicht vorhaben Ihre Ernährung adäquat umzustellen ist bei Ihnen wohl der beste Weg die Medikamentöse Therapie.
Bezüglich Ernährung ist hier am ehesten der exzessive Konsum purinreicher Lebensmittel zu vermeiden. Sie müssen nun kein Vegetarier werden oder zur Gänze auf Alkohol verzichten. Die Entscheidung liegt letztendlich bei Ihnen. Nur führen weitere Gichtanfälle nicht nur zu extrem unangenehmen körperlichen Zuständen sondern können auch weitere Folgeerkrankungen fördern.

Bier ist wohl das gefährlichste Genussmittel und der Konsum desselben ist bei Gicht jedenfalls zu meiden. Bier enthält nicht nur purine, sondern auch Alkohol, welcher mit der Ausscheidung der Harnsäure in der Niere konkurriert.

Während eines akuten Gichtanfalls bleibt Ihnen nicht viel anderes übrig als eine symptomatische sowie entzündungshemmende Therapie. Dazu sind im Allgemeinen NSAR empfohlen. Ich würde hier ein Ibuprofen-Präparat empfehlen, welches Sie auch rezeptfrei in der Apotheke bekommen.

Ich würde Ihren Arzt auf die Misstände in der Behandlung hinweisen. Nur so kann man verhindern, dass so etwas nicht noch einmal passiert.

MfG,
Valentin

Vielen Dank für die ergänzende Antwort.

Daß eine Kombination von Allopurinol und Candesartan comp nicht sinnvoll ist, ergibt sich für mich aus dem Satz im Beipackzettel: »Candesartan HEXAL comp darf NICHT eingenommen werden, wenn Sie jemals Gicht hatten.«

Daß man bei erhöhter Vorsicht und häufigerer Kontrolle die Medikamente eventuell trotzdem kombinieren kann, glaube ich schon, jedoch scheint mir die erhöhte Vorsicht und häufigere Kontrolle nicht stattzufinden. Es wurde inzwischen umgestellt auf Candesartan ohne Hydrochlorothiazid. Es gab sowieso keinen Grund für die "Entwässerung".

Ich habe Bedenken wegen der hohen Dosis von 300 mg Allopurinol, die der Arzt verschrieben hat und die ich seiner Meinung nach auch nehmen soll. Das entspricht nicht der empfohlenen Vorgehensweise. Seit heute halbiere ich die Tabletten wieder, so daß ich nur 150 mg einnehme. Der Harnsäurewert von 8,3 mg/dl erscheint mir nicht übermäßig hoch, so daß ich hoffe, ihn mit 150 mg Allopurinol und mit purinärmerer Ernährung in den Sollbereich zu bringen. 100-mg-Tabletten habe ich ja nicht.

Ich hatte seit langem - ausschließlich an den Händen - gelegentlich gichtartige Erscheinungen, die ich auch ganz richtig als solche deutete. Sie waren nicht schwer und dauerten meistens nur einen Tag. Aber in letzter Zeit häuften sie sich und vor zwei Monaten kam es zu einem ernsteren Anfall, der länger dauerte und mich schließlich zum Arzt trieb.

Vor zwei Wochen hatte ich den letzten (leichten) Gichtanfall; vielleicht kommt keiner mehr. Aber theoretisch müßte ich die Einnahme von Allopurinol beenden, wenn ich mich streng an den Beipackzettel halte. Dort steht nämlich, daß man die Einnahme sofort beenden soll, wenn u.a. Kopfschmerzen, Fieber und Schüttelfrost auftreten. Tatsächlich habe ich Kopfschmerzen und gestern hatte ich eine Art Schüttelfrost im Bett. Doch beides ist bzw. war so schwach ausgeprägt, daß ich hoffe, dies durch die reduzierte Dosis abzustellen.

MfG
Charles

Hallo!

Falls es jemanden interessiert: Nach drei Monaten war der Harnsäurewert sensationell gut, er sank von 8,3 auf 4,9 mg/dl. Der BSG-Wert ist auch gesunken, liegt aber mit 17 mm/h noch aus der Toleranz. Ist wohl nicht so schlimm.

Die halbierte Allopurinoldosis in Verbindung mit purinärmerer Ernährung war also ein voller Erfolg. Ich mache so weiter.

MfG
Charles