Zufriedenheit in (med.) Beruf und Ausbildung?
Hallo allerseits! :)
Ich bin erst gestern im MS-Lebensbaum auf den Link zu Eurem Forum gestoßen und muß mich noch ein bißchen einlesen. Vorstellung kommt noch, bitte ein wenig Geduld.
Als Gegengewicht zum "Unzufriedene Patienten"-Thread würde mich aber gleich ein Thread der "anderen Seite" interessieren.
Wie zufrieden/unzufrieden seid Ihr mit der Ausbildung zum Mediziner/Physiotherapeuten/Krankenpfleger? Was wünscht Ihr Euch von den Patienten?
Wie seht Ihr Eure Zukunft im dt./österr. etc. Gesundheitssystem? Auch finanziell? Was macht Euch Sorgen? Und und und ...
Ich freue mich auf Eure Antworten! :) :) :)
Liebe Grüße
von
Ulrike
Zufriedenheit in (med.) Beruf und Ausbildung?
Hallo Ulrike
Was ich im deutschen Medizinstudium noch vermisse ist eine stärkere klinikorientierte Ausbildung.
Zwar hat sich die klinische Orientierung seit der neuen Studienordnung eindeutig verbessert, aber aus meiner Sicht reicht es noch nicht aus.
Auch wird im Studium keinerlei Wert gelegt auf Arzt-Patienten Kontakte.
Man ist z.B. völlig auf sich gestellt, wenn es darum geht, wie ich Patienten eine schlimme Diagnose mitteilen muss.
Dort gäbe es bestimmt noch Ansatzpunkte, um Ärzte auf solch schwierige Situationen richtig vorzubereiten.
Über die Bezahlung von Ärzten brauch man ja garnicht einzugehen, in Deutschland ist die absolut nicht angemessen.
In Österreich verdienen Ärzte meines Wissens nach mindestens das Doppelte eines Deutschen Arztes.
Gruß
Michael
Zufriedenheit in (med.) Beruf und Ausbildung?
Also ich red jetzt mal von der Ausbildung zur Physiotherapeutin...
Da ich als eine von 50 Leutchen im Jahr die einzigartige Chance bekommen hab an einer sehr sehr renomierten deutschen Schule eine kombinierte Ausbildung zur Physiotharpeutin, Gymnastiklehrerin und Sporttherapeutin zu machen, möchte ich diese Ausbildungsstätte mal sehr sehr loben...
Ich bin fachlich wie auch menschlich sehr zufrieden...
Alle pädagogischen Mitarbeiter, die von meiner Situation wissen, verstehen es und verkraften auch das ich seltener da bin. Trotzdem wird Leistung erwartet und daies nicht zu wenig...
Theoretisches und praktisches Wissen wird uns jeden Tag von 7.45h-18.15h eingetrichtert...
Also schon stressig und manchmel ist es auch wirklich anstrengend sich zu motivieren, aber die Arbeit im KH und im Kindergarten mit behinderten Kids entschädigt alles...
Ich möchte nie mehr etwas anderes lernen und erst recht nicht an einer anderen Institution.
Zur Zukunft kann ich nur sagen das ich anschließend gerne noch bis zum Bachelor weiter machen möchte, wenn es bis dahin den Master gibt, dann den und hoffe dann entweder in der Onkologie oder Psychiatrie Arbeiten zu können oder ins Ausland zu gehn.
Finanziell gesehen ist dieser Beruf wie viele andere im medizinischen Bereich völlig unterbezahlt aber wenn es mein Traumjob ist und ich daurch glücklich bin dann kann ich denke ich auch damit leben...
Und ein Urlaub im Jahr ist doch auch okay ;)
Lg Küken
Zufriedenheit in (med.) Beruf und Ausbildung?
Hallo Ulrike!
Also mit meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin (nannte man bis vor kurzen Krankenschwester) bin ich sehr zufrieden im Großen und Ganzen. Auch was das Psychische anbelangt, steht unsere Schule voll hinter uns! :jumps_1:
An den finanziellen Aspekt denke ich ehrlich gesagt lieber selten. sonst werd ich noch frustriert. Aber ich bin auch oft froh, etwas gefunden zu haben, in dem ich voll aufgehe, ist mir lieber wie nen Batzen Kohle auf dem Konto zu haben aber mir ständig den nächsten Urlaub herbei zu sehenen.
Wovor ich in der Zukunft Angst habe, ist irgendwann mal so abgebrüht zu sein, wie ich es z.T. bei einigen älteren Kollegen erlebe. "Was ein Notfall? Der muss jetzt auch mal 15 Minuten warten, ich will noch kurz zu Ende rauchen!" Mal etwas überspitzt gesagt... (aber so ähnlich heute wieder erlebt):angry_hair:
Liebe Grüße Julia
Zufriedenheit in (med.) Beruf und Ausbildung?
Grüß Euch!
Daß Ihr jungen Frauen mit Eurer Ausbildung so zufrieden seid, freut mich sehr :-)
Die Bezahlung scheint leider in vielen medizinischen/pflegerischen Berufen ein Witz zu sein, und zwar ein sehr schlechter.
Ein befreundeter Arzt in Ausbildung hat in der Wartezeit auf den Turnusplatz in Wien eine Zeitlang als Pfleger gearbeitet, weil er Kontakt zu den Patienten haben wollte. Aber er hat dann einen Schreibtischjob angenommen, weil er sich mit dem Pfleger-Gehalt nicht auf die Dauer über Wasser halten konnte (er hat auch eine kleine Tochter).
Auch auf der Neuro-Ambulanz in Graz sind deutsche Ärzte. Ob Österreich aber in Zukunft für Mediziner aus Deutschland attraktiv bleiben wird, frage ich mich schon, schließlich wird bei uns und in der Schweiz zunehmend im Gesundheitswesen gespart.
Hm, Zynismus (von wegen "der Notfall kann warten") ist wohl eine Möglichkeit, mit dem Dauerstreß und der großen Verantwortung fertigzuwerden. Keine gute, aber eben eine menschliche.
Auf den Neurologien fehlt mir jedenfalls eine seelische Betreuung, eventuell durch einen Geistlichen. Denn wie sollte ein Krankenhausarzt oder eine Pflegeperson im KH immer alles können: fachlich kompetent sein, Seelentröster, aufgrund der Bürokratie auch noch Sekretäre.
Da ist der Frust im Grunde vorprogrammiert.
Lieben Dank für Eure Antworten :-)
Liebe Grüße
von
Ulrike
Zufriedenheit in (med.) Beruf und Ausbildung?
Ulrike, hast du mal gefragt, ob du mit einem Psychologen sprechen kannst?
Oder hast du das schon versucht/gemacht?
Zufriedenheit in (med.) Beruf und Ausbildung?
Also ich für meinen Teil muss, der ja nur die Ausbildung im KH gemacht hat und nun, wie schon mal erwähnt, mit behinderten Menschen zusammenarbeite; ich möchte nicht mehr in nem KH arbeiten.
Denn den größten Unterschied hab ich echt darin gemerkt, dass ich im KH kaum Zeit für die Patienten hatte, um mich wirklich um sie zu kümmern (mal reden z.B).
Gut, "meine" Leute auf der Wohngruppe können jetzt nicht wirklich sprechen (Schwerstmehrfach Behinderte), aber ich hab Zeit mich um sie zu kümmern.
Auch fahren wir 1x im Jahr für ne Woche in Gruppenfreizeit- mach dat ma mitte Intensiv (sorry).
Also wie gesagt, zurück ins KH- nein danke.
Zufriedenheit in (med.) Beruf und Ausbildung?
Meine Ausbildung: Medizinstudium (4 Semester bisher)
Habe da sehr gemischte Gefühle
Einerseits:
Die Inhalte sind sehr sehr interessant. Viele Vorlesungen sind sehr gut. Ich lerne Sachen, die ich wirklich gerne wissen will.
Mit Medizin habe ich so viele Möglichkeiten: Ich kann in die Forschung. Ich kann was ganz anderes machen. Ich kann in die Klinik, und mir eine Fachrichtung aussuchen aus einer riesigen Vielfalt - das macht mir zuversichtlich, dass für jeden etwas dabei sein muss, also auch für mich.
Ich treffe an der Uni jeden Tag wunderbare Menschen. Ich habe viel Spaß.
Ich habe vielleicht noch nicht so viel, womit ich es vergleichen könnte, aber meine Studentenzeit definitiv die beste Zeit meines Lebens bisher.
Die Praktika an unserer Uniklinik waren toll, ich hab viel gelernt und die Leute waren sehr nett. Ich habe den Eindruck (im Gegensatz zu dem was Leute von anderen Unis erzählen) wohl was über Psychosomatik oder Anamnese zu lernen, wir haben da Kurse.
Ich erlebe Interessantes. Ich denke trotz allem ("Sklaverei in weiß", Einkommen bäh, bla bla bla), dass Arzt immer noch ein echt guter Beruf ist, so im Vergleich und ich kann mich darauf freuen.
Andererseits:
Habe ich den Verdacht, so wie wir die Sachen an der Uni lernen (müssen), nützt mir dieses Wissen im echten Leben nichts. Klar, nimmt mein Wissen zu. Aber vor allem mülle ich mir mein Hirn mit irgendwelchem auswendiggelerntem Kleinscheiß voll (Zeug, dass ich innerhalb von Wochen wieder vergessen werde), aber wichtige Zusammenhänge bleiben auf der Strecke. Ich frage mich, ob ich auf die Weise je das werde wissen und anwenden können, was ich wissen muss.
An der Form der Ausbildung ärgert mich, dass alles so durchgeregelt ist: nur Pflichtkurse; man kann sich kaum aussuchen, was einem mehr interessiert. Der Spaß bleibt auch auf der Strecke, irgendwann lernt man aus Pflicht und fängt an das zu hassen, was man lernen muss (obwohl man es eigentlich interessant findet). Ich lerne gern, sonst würd ich ja nicht studieren, aber diese ewige Paukerei nervt sehr. Und es nervt, dass man zu sehr unter Druck gesetzt wird. So bekommt man als Student Angst vor den Prüfungen, und dann macht das erst recht keinen Spaß. Find ich schlecht.
Die praktische Ausbildung ist vorhanden, ok, aber im Vergleich zu den theoretischen Details, die wir uns einverleiben müssen, doch ziemlich dürftig. Ich finde man sollte früher kleine Handgriffe lernen (Blut abnehmen..etc), man sollte mehr mit Patienten zu tun haben und nicht nur in den Semesterferien in Praktika, man sollte viel mehr praktisch üben. Das sag ich jetzt nach 2 Jahren Studium, aber ich fürchte es wird aber nicht besser.
Was ich an einer zukünftigen Arbeit in der Klinik fürchte ist zum einen, dass ich anfangs voll überfordert sein könnte, weil ich im Studium nicht das gelernt habe, was ich dann wirklich brauche; und zum anderen wenn es so bleibt miese Arbeitszeiten, weil ich irgendwie schon nach 8 oder so Stunden nicht mehr so fit bin und gern in den Feierabend will, und wenn ich noch viel länger arbeiten muss, dann wird da sicher nichts Gutes daraus.
Also wie gesagt, sehr durchwachsen. Noch bereue ich es nicht. ^^
Zufriedenheit in (med.) Beruf und Ausbildung?
Hallo Nick
Ein kluger Prof. hat mal zu mir gesagt, das, was du wirklich brauchst, das lernst du erst nach der Ausbildung, das Leben selbst ist der beste Lehrmeister...den Müll...der fällt halt an und den musst du lernen zu erkennen und zu entsorgen...
während der Ausbildung konnte ich mit diesem Satz wenig anfangen...aber im Laufe der Jahre immer mehr...
es ist gut, eine Art Grundwissen zu bekommen, dieses jedoch immer zu hinterfragen, offen zu sein, zu wissen, das sind auch nur Menschen, die dir das vermitteln und sie können irren...das Gelernte NIEMALS als Dogma zu begreifen...dann ist der Weg offen für eine gute Zukunft...
Zufriedenheit in (med.) Beruf und Ausbildung?
Ich glaube Geld € $ ist heute kein Aspekt mehr einen Beruf zu wählen
von dem soziales Verhalten, Mitgefühl..usw. gegenüber Mitmenschen (Patienten, Alten und Kindern) verlangt wird.
:pointing01:
Ein bischen Maso gehört schon dazu.
:pointing02:
Doch ich verneige mich vor all den Menschen die sich für das Wohl anderer
einsetzten und sich selbst in den Hindergrund stellen.
Grüßle
Obelix1962