OAT -> Azoospermie

Liebe/r Frau/Herr Dr. med.,

Kurz zur Vorgeschichte: mein Mann hat einen im Alter von ca. 1,5 Jahren medikamentös "behobenen", linksseitigen Hodenhochstand (der Hoden war bis ins Grundschulalter z.T. nicht im Hodensack -> Pendelhoden? und ist deutlich kleiner). Zudem wurde ihm 2005 nach einem Leistenbruch (rechts) ein Netz implantiert. Ab 2015 spürte er ein sich verschlimmerndes Zwicken und Brenne in der rechten Leistengegend und ging zum Urologen, der eine Varikozele entdeckte (Spermiogramm 1 und Antibiotika-Behandlung wegen erhöhter Leukozyten-Werte). Nach längeren Beschwerden in der Leiste (mit Abklärung durch CT, MRT, Orthopäden,...) hat mein Mann erneut den Urologen aufgesucht (Spermiogramm 2), der telefonisch eine Azoospermie feststellte & ihn zum Andrologen überwies und meinte, die Varikozele sei verschwunden. Bei einem erneuten Termin wurde mein Mann kommentarlos (nach einem kurzen Hoden-Ultraschall) nach Hause geschickt und all unsere Fragen bleiben nun leider offen.

Nun zu den Eckdaten (genaue Werte siehe Anhang):

Spermiogramm1 (OAT): massenhaft Leukozyten, Spermatozoendichte 5,26 Mio/mL, Spermatozoenanzahl gesamt 21,1 Mio/mL, lebend (Eosintest) 50%, Globalmotilität 13%, progressiv motil 8%, immotil 87%, Normalformen <4%, normale Viskosität

Spermiogramm 2 (Azoospermie): 7-9 Leukozyten, Sperma flüssig

Bestehen bei diesen Werten Chancen auf ein Kind mittels ICSI, o.Ä.? Kann es sein, dass durch Entzündung und/oder Granulom (bzw. verstärkte Verhärtung der rechte Leiste durch Narbenbildung) eine Ostruktion der Samenwege vorliegt und nun gar keine Spermien mehr ins Ejakulat transportiert werden können? Wir wundern uns nur über den "Zufall", dass die Verschlimmerung der Schmerzen mit einer Verschlechterung des Spermiogramms einhergeht...Da bei uns seit 1 Jahr ein unerfüllter Kinderwunsch besteht, wäre es natürlich super, wenn sich eine etwaige Entzündung (soweit nicht schon geschehen) nicht weiter chronifizieren würde. Wir wissen momentan nicht mal mehr, zum Arzt welcher Fachrichtung wir gehen sollen, da mein Mann immer weitergeschickt wird...
Vielen lieben Dank im Voraus!

Mit freundlichen Grüßen,
Veronika86

Hallo Veronika,
beim 1. Spermiogramm ist der Befund - bis auf die sehr hohe Leukozyten Zahl - unauffällig.
Eine so massive Entzündung, die dann zur Azoospermie führt, ist eigentlich mit starken Schmerzen und hohem Fieber begleitet. Was ich mir jedoch vorstellen kann, ist, dass sich die Samenleiter aufgrund der Entzündung verklebt haben. Ähnlich wie bei Frauen sich die Eileiter verkleben können.
Ist Dein Mann denn beim Andrologen gewesen? Wenn ja, dann hat der überweisende Urologe einen Bericht erhalten. Die Befunderöffnung findet dann beim Urologen statt. Wenn das der Termin war, wo er kommentarlos weg geschickt wurde, kann er sich dort nochmal einen Termin holen und auf die Befunderöffnung bestehen. Dann auch mit dem Arzt das weitere Prozedere besprechen. Oder er holt sich gleich bei einem anderen Urologen einen neuen Termin.
Der normale Ablauf wäre, dass ihn der Urologe nochmal untersucht, auch ein Kontrollspermiogramm. Dann werdet Ihr wohl in eine Kinderwunschklinik überwiesen. Das ist sicher das Beste. Kinderwunschkliniken gibt es in der Regel an Unikliniken. Aber das weiß dann der Urologe wohin er Euch schicken will.
Es gibt heute tolle Verfahren, bei denen die Samenleiter wieder durchgängig gemacht werden können. Also die Hoffnung nicht aufgeben!
Alles Gute und viel Erfolg
gisie

Liebe Gisie,

vielen Dank für Deine schnellen & aufbauenden Worte! Der Termin beim Andrologen ist erst am 3.11.. Der Termin beim Urologen, bei dem er kommentarlos heimgeschickt wurde, war ein Besprechungstermin des Azoospermie-Befundes und mein Mann hat den Arzt zudem aufgesucht, da er starke Schmerzen in der Leisten-Gegend (die bis in Hoden und Oberschenkel ausstrahlen) hat, die sich seit letzter Woche verschlimmert haben. Danke für die Erläuterung des weiteren Prozedere, dann werden wir jetzt wohl erst einmal abwarten müssen & hoffen, dass die Ursache der Schmerzen baldmöglichst abgeklärt und behoben wird! Liebe Grüße & danke nochmal, Veronika

Jetzt habe ich doch nochmal eine Frage: Gisie, du meintest ja, der Befund des 1. SG sei -abgesehen von der Leukozytenanzahl- unauffällig. Mit einer solchen Qualität und Anzahl an Spermien, wovon auch noch 87% immotil sind, ist die Zeugungsfähigkeit aber doch stark bis komplett eingeschränkt (so die Worte des Urologen, der OAT III diagnostiziert hat), oder irre ich? Danke & LG!

Hallo Veronika,
ich habe das immotil falsch verstanden/gelesen: soll wohl inmobil, also unbeweglich heißen.
Nun das ist leider nicht so gut. Ein Normal Befund wäre >50% Spermienanteil. Aber das wäre"normal". Ich bin mir sehr sicher, dass das behandelt werden kann. Dafür sind die in einer Kinderwunschklinik einfach spezialisiert. Da gibt es viele Fachrichtungen die alle zusammen arbeiten.
Wenn Dein Mann immer noch so starke Schmerzen hat, muss er unbedingt nochmal zum Arzt! Er darf sich da nicht abwimmeln lassen. Er kann auch zum Hausarzt gehen! Schmerzen sind immer ein Warnsignal. Das sollte man schon ernst nehmen.
LG gisie

Hallo Gisie, lieben Dank für die schnelle Antwort und die aufmunternden Worte! Die Schmerzen werden jetzt sowieso noch bei einem anderen Urologen und zusätzlich hausärztlich abgeklärt, bzgl. Kinderwunsch werden wir mal auf den Andrologen-Termin warten. Lg, Veronika