Nachdem ich in meiner Kolumne im vorhergehenden Beitrag die grundsätzlichen Zusammenhänge erläutert habe, weshalb der Konsum von Alkohol gefährlich ist, möchte ich Ihnen nun einige Zahlen und Fakten vorstellen, welche gesundheitlichen Schäden Alkohol anrichtet.
Sterblichkeit:

• Die Universitäten Cambridge und Innsbruck haben 83 Studien mit 600.000 Teilnehmern aus 19 Ländern ausgewertet. Demnach haben bereits Menschen, die vier Gläser Bier oder mehr als sieben Gläser Wein pro Woche trinken, ein deutlich erhöhtes Risiko, früher zu sterben.

• Im Detail: Wer pro Woche rund 100 bis 200 Gramm Alkohol zu sich nimmt, verringert im Durchschnitt seine Lebenserwartung um sechs Monate. Bei 200 bis 350 Gramm Alkohol sind es minus zwei Jahre. Bei mehr als 350 Gramm Alkohol pro Woche sind es minus vier bis fünf Jahre. Diese Zahlen treffen auf Frauen und Männer gleichermaßen zu.

Schlaf:

• Wer ein Glas Bier oder ein Glas Wein vor dem Schlafengehen trinkt, mag schneller und anfangs gut schlafen. Der Alkoholabbau führt aber zu häufigem wach werden und insgesamt zu einer Verkürzung der Schlafdauer. Gedächtnisinhalte werden schlechter gespeichert, Sie erinnern sich später schlechter.

• Alkohol verkürzt auch den sogenannten REM-Schlaf. Weniger REM-Schlaf bedeutet weniger Erholung. Nach rund einer Woche ohne Alkohol normalisiert sich der REM-Zyklus, man ist morgens erholter und ausgeruhter.

Gewicht:

• Ein Glas Bier entspricht 240 kcal, ein Glas Wein rund 130 kcal. Den Kalorien des Alkohols steht kein Nährwert entgegen. Der Körper wandelt die Kalorien direkt in Fetteinlagerungen um.

• 1g Alkohol = 9 kcal, 100g Alkohol bedeuten mehr als der halbe tägliche Kalorienbedarf. Dies ist auch die Ursache des sogenannten „Bierbauches“.

Krebs:

• Alkohol steigert das Krebsrisiko für Darmkrebs, Brustkrebs, Speiseröhrenkrebs, Krebs der Mundhöhle, Leberkrebs, Krebs im Rachenraum, Kehlkopfkrebs.

• Jährlich erzeugt Alkohol über 20.000 Krebsneuerkrankungen in Deutschland.

• Rund 50 Prozent der dem Alkohol zurechenbaren Krebsfälle in Europa werden durch „leichten bis moderaten“ Alkoholkonsum ausgelöst – also weniger als 1,5 Liter Wein oder weniger als 3,5 Liter Bier pro Woche.

• Das Deutsche Krebsforschungszentrum bezeichnet acht von 100 Brustkrebserkrankungen als alkoholbedingt.

• Schon ein alkoholisches Getränk am Tag erhöht das Risiko, im Laufe des Lebens an Krebs zu erkranken. Es gibt demnach keine Schwelle der krebserregenden Wirkungen des Alkohols.

Sonstige Erkrankungen:

• Der Abbau von Alkohol schädigt die Leber, erhöht dadurch die Müdigkeit und kann zu einer Fettleber beziehungsweise einer Leberzirrhose führen.

• Der Konsum von Alkohol erhöht den Blutdruck und das Schlaganfallrisiko.

• Auch Herzschwäche, Vorhofflimmern und das Holiday Heart Syndrom können mit Alkohol zusammenhängen.

• Zudem wirkt sich Alkohol unter anderem auf die Menge und die Wirkung verschiedener Geschlechtshormone aus.

• Alkohol führt zur Freisetzung von Acetaldehyd. Acetaldehyd ist für das Körpergewebe Gift. Die Haut trocknet aus. Trockene Schleimhäute erhöhen Infektionsrisiken. Das Risiko für Hautausschläge, Akne, Schuppenflechte nimmt zu.

• Alkohol verringert die Gedächtnisleistung.

Gene:

• Die vom Alkohol ausgelösten Stoffwechselprodukte sind sehr reaktionsfreudig und gehen leicht Bindungen mit anderen Molekülen ein, darunter auch mit Bausteinen der Erbsubstanz. Dadurch kann es zu direkten Mutationen kommen, also Fehlern im „Bauplan“.

• Möglich sind auch Veränderungen, die zwar nicht die Erbinformation selbst zerstören, aber das Ablesen der Gene beeinflussen und so ebenfalls die Krebsentstehung fördern können.

• Entstehung einer Alkoholabhängigkeit ist zu 50-60 Prozent durch genetische Faktoren bestimmt.

Mein Fazit: Bei dieser eindeutigen medizinischen Faktenlage ist jeder Tag ohne Alkohol ein guter Tag für die Gesundheit. Aus ärztlicher Sicht gibt es viele gute Argumente, um auf Alkohol (weitgehende) zu verzichten.


Zur Person


Professor Dr. Manfred Zehender ist Ärztlicher Direktor der Max Grundig Klinik und einer der führenden Herzspezialisten in Deutschland.

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