AW: Mein kleiner Bruder :(
Hi CK,
ich hatte drei drogenabhängige Geschwister und kann dir nur sagen das dein Bruder ganz alleine eine Entscheidung für oder gegen Drogen treffen muss.
Es wird allgemein geraten Drogenabhängige raus zuwerfen und nicht mehr zu unterstützen, damit sie irgendwann ganz unten sind und der Leidens druck sehr hoch wird, dann trifft der ein oder andere die Entscheidung sich helfen zu lassen was aber nicht immer gelingt.
Wir hatten es damals so gehalten das meine Geschwister immer einen Platz zum Schlafen hatten und jederzeit zum Essen vorbei kommen konnten, ein Rausschmiss geschweige denn den Kontakt abzubrechen hätte niemand fertig gebracht. Natürlich mussten auch sämtliche Wertsachen in Sicherheit gebracht werden, wenn sie da waren. Man kann eigentlich nur ein offenes Ohr anbieten und Unterstützung/Begleitung falls die Entscheidung für einen Entzug und eine Therapie getroffen wird.
Es ist hart aber im Grunde steht man dem machtlos gegenüber und kann nur warten und hoffen das irgendwann in dem Süchtigen der Wille aufzuhören entsteht und das dann auch während und nach dem Entzug so bleibt.
Psychosen können durch Drogen verstärkt und auch ausgelöst werden, was du beschreibst könnte aber genausogut eine Reaktion auf die Umwelt aus der Hilflosigkeit und Überforderung heraus gewesen sein, genauso wie eine bipolare Störung und etliches Möglichkeiten mehr. Da müsste ein Psychiater ran um das genau abzuklären (Falls ihr noch keine offizielle Diagnose habt), es gibt auch gute Medikamente die einiges bewirken, das geht aber nur wenn dein Bruder mitarbeitet und darauf hast du kaum Einfluss, leider.
Es gibt einen sehr wahren Satz: Man kann andere nicht ändern, nur sich selber.
D.h. du kannst deinen Bruder nicht zum besseren ändern, aber er selber kann es, vielleicht findet er irgendwann den Anreiz der nötig ist um die Sucht anzugehen.
L.G.
AW: Mein kleiner Bruder :(
Hallo Sei!
Vielen Dank für deine ehrliche Antwort. Es ist schlimm, so machtlos zu sein, aber du hast Recht, er muss selber erkennen, dass er sein leben ändern möchte. Ich habe nur so Angst, dass das nie passieren wird und sein Leben viel zu früh zu Ende sein wird.
Darf ich fragen, haben deine Geschwister es geschafft von den Drogen wegzukommen? Bzw. haben sie sich helfen lassen?
Ich glaube ernsthaft, dass er wahrscheinlich schon vorher große psychische Probleme hatte und wie du sagst, wahrscheinlich durch den Drogenkonsum verstärkt wurden. Ich hab ihm auch schon gesagt, dass ich immer für ihn da bin und dass er jederzeit zu mir kommen kann, wenn er das Bedürfnis danach hat, einfach einen sauberen, warmen Schlafplatz zu haben oder einfach nur zu reden.
ich hätte mir früher nie gedacht, dass es bei uns in der Familie soweit kommen kann.... wir waren immer füreinander da und hatten großes Glück und es hat uns nie etwas gefehlt.
Vielen Dank, mit deinem Beiträg hast du mir sehr viel weitergeholfen, ich kann eigentlich nur hoffen und bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.
LG CK
AW: Mein kleiner Bruder :(
Hi CK,
naja, zu der Zeit war es mit psychiatrischer Hilfe noch nicht so gut bestellt da hat sich in der Zwischenzeit eine Menge getan, gerade auf dem Gebiet der Depressionen, die fast jeder Abhängige kennt und was einen Rückfall fördert.
Mein einer Bruder hat das Leben nie besonders lebenswert gefunden und wohl deshalb mit Drogen angefangen, irgendwann kamen die Suizidversuche und eines Tages hat es dann geklappt, seine Freundin hat das mit ihm zusammen gemacht und sie liegt jetzt in einem Pflegeheim.
Meine Schwester hingegen hatte es mit der Unterstützung und Leidensfähigkeit ihres Freundes geschafft, sie war 11 Jahre clean, ist dann aber an den Spätfolgen des Drogenkonsums gestorben.
Ein anderer Bruder hat "nur" gekifft, leider sind in unserer Familie Psychosen und dergleichen genetisch veranlagt und durch das Kiffen ist wohl eine Psychose ausgelöst worden.
Er kann die Wohnung nicht mehr verlassen, ist extrem depressiv und gelegentlich auch sehr aggressiv. Komplett ausgetickt und vegetiert regelrecht vor sich hin, wahrscheinlich könnte er Besserung erreichen wenn er sich in Behandlung begäbe, macht er aber nicht weil er der Meinung ist das ihm sowieso niemand helfen kann.
Er hat mich lange Zeit, Tag und Nacht, terrorisiert so das ich den Kontakt weitgehend abgebrochen habe, wir sind nur noch über Dritte in Verbindung und diese Dritten müssen einiges aushalten was über ihre Grenzen geht.
Ich kenne aber verhältnismäßig viele ehemalige Abhängige die es geschafft haben, die meisten aus eigener Kraft, nur beim Entzug haben sie sich helfen lassen und die führen jetzt ein sehr gutes Leben. Es geht also, braucht aber einen sehr festen Willen und auch ein Ziel, einen Grund der motiviert. Bei meiner Schwester war die treibende Kraft der Freund, er hat sie auch nach dem Entzug 24Std. am Tag nicht aus den Augen gelassen und am Drogenkauf gehindert. Für sie war das der richtige Weg, andere werden durch Kontrolle erst angestachelt wieder anzufangen, könnte man mit Trotz vergleichen.
Es gibt viele Wege um clean zu werden, das Problem ist den Richtigen zu finden was wieder einige Versuche bedeuten kann und dazu reicht der Wille oftmals nicht aus. Es gibt aber Programme die gut helfen können. Hier bei uns gibt es eins in dem sich die Abhängigen zwei/drei mal am Tag ihren Schuss abholen können und so ein recht normales Leben führen. Es gibt auch Kliniken die statt Methadon zum Entzug Heroin verwenden was anscheinend relativ gute Erfolge erzielt soweit ich gehört habe sogar erfolgreicher ist als Methadon. Ich weiß aber nicht ob das im Versuchsstadium ist, also noch nicht für jeden zur Verfügung steht, meine aber irgendwo gelesen zu haben das es in manche Kliniken angewendet wird.
Vielleicht gibt es ja irgendein Programm auf das sich dein Bruder einlassen würde und das ihm nicht soviel Angst macht, es ist ja auch beängstigend zum Entzug in eine Psychiatrie zu gehen wenn man nichts darüber weiß was die dort machen und wie der Ablauf ist. Allerdings haben Langzeit abhängige fast immer Erfahrung mit dieser Institution, vielleicht hat dein Bruder da ja auch schon Erfahrungen die nicht besonders gut sind, dann würde es nochmal schwieriger sein ihm da gut zu zureden.
L.G.
Sei