Mir geht es seit längerem schon nicht gut. Als Kind und auch noch mit 15/16 Jahren rum war ich im Großen und Ganzen glücklich. Ich war immer optimistisch und lebensfroh. Auch wenn es mal nicht so toll lief, hatte ich immer die Einstellung: Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Ich hatte immer etwas auf was ich mich freuen konnte und wenn es nur ein gemütlicher Fernsehabend war. Ich war einfach zufrieden mit meinem Leben. Das ist seit ein paar Jahren anders. Ich bin jetzt 24 und totunglücklich. Wenn ich überlege, wann ich das letzte Mal glücklich war, kann ich mich nicht dran erinnern. Vielleicht vor 5 Jahren, als ich das letzte Mal verliebt war?
Ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben. Abends schlafe ich immer mit dem Fernseher ein. Weil wenn ich ihn ausschalten müsste, wäre es still und ich müsste nachdenken…. Morgens bin ich dann oft sehr müde. Ich wache morgens auf und bin sofort unglücklich. Ich habe keine Lust zum Aufstehen. Wenn der Wecker in der froh klingelt, bin ich schlagartig traurig und unglücklich. Weil ich mir denke, das wieder ein sinnloser Tag begonnen hat. Ich habe das Gefühl, dass mein Leben an mir vorbeizieht. Früher war jeder Tag aufregend, oder zumindest habe ich immer wieder etwas aufregendes erlebt. Als Kind und auch noch als Jugendliche. Aber ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal etwas erlebt habe, an das ich gerne zurückdenke. Da gibt es nichts… die letzten Jahre könnte man streichen, ohne dass ich etwas vermissen würde. Traurige Vorstellung.
Ich kann ja auch nicht viel unternehmen, weil ich nicht viele Leute kenne. Ich fühle mich oft einsam. Ich war schon immer eher ein Einzelgänger und gern allein. Aber trotzdem habe ich gerne Freunde. Leider fällt es mir schwer neue Kontakte zu knüpfen und seit ich allein in einer großen Stadt wohne (seit 2 Jahren), habe ich eigentlich so gut wie keine Freunde mehr, nur oberflächliche Kontakte. Ich glaube niemanden davon wäre ernsthaft traurig, wenn ich sterben würde. Ich habe oft das Gefühl dass einfach niemand zu mir passt. Dass ich nicht in diese Welt passe. Weil viele Menschen mich einfach seltsam finden. Meine letzte Beziehung ist 6 Jahre her. Die einzigen Menschen, von denen ich weiß, dass sie mich lieben, sind meine Eltern! Das ist mir in den letzten Jahren mehr den je bewusst geworden. Diese werden aber langsam alt. Und der Gedanke, dass sie irgendwann nicht mehr da sein werden, macht mich fertig. Dann bin ich ganz allein. Ich will sie nicht verlieren. Ich kann mich nicht mal mehr auf Weihnachten freuen, weil ich mir dann vorstelle, dass das das letzte gemeinsame Weihnachten sein könnte. Von zwei Bekannten von mir sind in den letzten Monaten überraschend ein Elternteil gestorben. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Wenn ich daran denke, weine ich… Wenn ich erkenne, dass sie älter werden, dass zum Beispiel ich jetzt fitter in Sachen Computer bin, während früher mein Papa mir immer alles erklärt und gezeigt hat, macht mich das so traurig. Ohne meine Eltern will ich nicht mehr leben. Dann habe ich niemanden mehr.
Das alles macht mich so traurig. Am Wochenende liege ich oft bis spätnachmittags in meinem Bett und starre an die Decke. Ich kann mich nicht dazu aufraffen aufzustehen und mich einfach fertigzumachen und auf den Balkon zu setzen. Ich kann mich nicht überwinden, meine Wohnung sauber zu machen, in der Küche stapelt sich das Geschirr – nur wenn Besuch ansteht, dann werde ich ja quasi dazu gezwungen. Ich kann mich nicht überwinden zu duschen… Geschweige denn Papierkram zu erledigen. Ich kann mich einfach zu nichts überwinden.
Meinen Job mag ich eigentlich gerne. Wenn ich mal dort bin, bin ich auch abgelenkt und komme gut gelaunt rüber. Niemand ahnt, wie es in mir drin aussieht. Aber sobald ich die Arbeit verlasse und in mein Auto steige, falle ich sofort wieder in ein tiefes Loch. Von einer Sekunde auf die andere. Allgemein – wenn ich mich mal mit jemandem treffe, würde die Person nie ahnen, dass ich eigentlich totunglücklich bin. Ich kann das gut verbergen, bin dann ja wie gesagt abgelenkt.
Ich habe schon oft Tiefschläge erlitten, aber ich habe nie meinen Optimismus verloren. Aber mittlerweile haben die negativen Gefühle komplett Besitz von mir ergriffen, ich habe keine positiven Gedanken mehr. Ich habe das Gefühl, ich komme aus diesem Loch nicht mehr raus… Aber was soll ich tun? Ich traue mich nicht, mich meinen Eltern anzuvertrauen. Sie haben genug Probleme, vor einem Jahr haben sie sich benahe getrennt und meine Schwester macht schon immer Probleme… Ich will ihnen nicht noch mehr Sorgen machen. Soll ich mich an einen Arzt wenden? An welchen? Ich habe hier noch gar keinen Hausarzt…