Vor zwei Monaten versuchte ich mein Leben zu beenden. Wurde jedoch zu früh gefunden und "gerettet". Es gab verschiedene Vereinbarungen, u.a. dass ich in eine bestimmte psychosomatische Akutklinik gehen solle. Obwohl ich keinen Sinn darin sah und sehe, habe ich zugestimmt und alles von meiner Seite getan, um meinen Part zu 100 Prozent zu erfüllen, auch wenn mir immer deutlicher bewusst wurde, dass ich dafür sehr gegen mich selbst arbeiten muss.
Die andere Seite (Ärzte) scheint jedoch den Mund etwas zu voll genommen zu haben. Nach zwei ausführlichen Gesprächen zieht sich die Klinik jetzt zurück. Sie könne mir keine Behandlung anbieten. Gründe kenne ich nicht - evtl. bin ich ein zu heißes Eisen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hatte einen für mich perfekten Zeitpunkt gewählt, wurde von außen gezwungen weiterzumachen ohne Aussicht auf Zukunft oder auch nur ein Fünkchen Hoffnung auf Verbesserung oder irgendwie positive Veränderung und habe außer schöner Worte keinerlei Hilfe bekommen. Selbst die Nachbetreuung nach dem Suizidversuch war unter aller Kanone. Ich möchte nicht ins Detail gehen - glaubt mir oder lasst es. Es war und ist immer noch so.
Nun weiß ich einfach nicht weiter. Ich möchte so gerne für immer gehen, weiß jedoch, dass es da ein paar scharfe Augen gibt und würde mich auch irgendwie schuldig fühlen, nachdem es doch einen ziemlich großen Einsatz gab (Polizei, Rettungswagen, Intensivstation etc.) und ich immerhin zugesagt habe, mir andere, vielleicht auch neue Perspektiven vermitteln zu lassen.
Nur, wenn die Seite, die diese Aufgabe übernehmen sollte, mich nur hängen lässt und sich dann noch völlig zurückzieht, wie soll das dann gehen? Welche Alternativen gibt es und ist es denn wirklich meine Aufgabe, nach Alternativen zu suchen? Reichen 100 Prozent nicht aus, muss ich 150 oder 200 Prozent leisten und der "Vertragspartner" darf sich nach zwei Gesprächen mit mir "vornehm zurückziehen"?
Wie nah mir dieser Suizidwunsch immer noch ist wurde mir gestern eindrücklich vermittelt, als ich bei einem neuen Arzt (neue Fachrichtung) in der Praxis war und nach 20 Minuten Wartezeit so stark getriggert war, dass ich die Praxis fluchtartig verlassen musste und mir nichts mehr wünschte, als gegen einen Baum fahren zu dürfen - endlich alles hinter mir lassen. Meine "Weißkittel"-Phobie hat Ausmaße erreicht, die mich ängstigen und der ich nahezu nichts mehr entgegenzusetzen habe. Es ist nur noch eine kurze Strecke bis zur Dissoziation wenn ich Ärzte sehe. Bisher war es noch nicht so weit, nach dem Erleben gestern ist mir jedoch klar, dass die Dissoziation schon vor der Tür steht.
Wie ist es möglich, in etwas zurückgezerrt zu werden, das man wohl überlegt weggeben wollte und dann nahezu völlig alleingelassen zu werden?
Wie ist es möglich, dass ich alles offen legen muss, innerste Gedanken und Gefühle, jede Menge Befundberichte (diverse chron. somatische Erkrankungen und KPTS) etc, wildfremde Menschen in vieles reinschauen lassen, selbst in intimste und sensibelste Bereiche, und die andere Seite mich dann nach Wochen des Wartens, Bangens, Ängstigens und Hoffens (das ist Folter!) mit einem lapidaren Mail abspeisen darf, ich solle mich an den Hausarzt wenden, mit ihm sei alles besprochen? Bin ich es nicht mal wert, dass man mir die Entscheidung ob die psychosomatische Klinik mich aufnimmt oder nicht, selbst mitteilt? Und wie oft habe ich genau solches erniedrigendes Vorgehen immer und immer wieder erlebt? Wieviel Verachtung und Demütigung kann ein Mensch ertragen? Und woher nimmt die Umwelt das Recht mir diktieren zu wollen was ich zu tun und zu lassen habe, anderenfalls gibt es entsprechende Sanktionen (Zwangseinweisung Psychiatrie)?
Ich empfinde es als Terror und mich als ohnmächtig, ausgeliefert und hilflos und so wütend und zornig, dass es wehtut. Andererseits bin ich so kaputt, zerbröselt, zermürbt durch die vielen Jahren Krankheit und Überlebenskampf im Ärzte- und Ämter- und Anträgemarathon, dass ich mir schmerzhaft und sehnlichst wünsche einfach alles hinter mir lassen zu dürfen und für immer meine Ruhe zu haben.
Sorry, ist lang geworden und ein bisschen konfus, glaube ich. Und ich weiß ehrlich nicht, ob das gut ist, dass ich hier schreibe. Dass Fremde, die mir eigentlich nicht helfen, nichts verändern können, herhalten müssen.
N.