Hallo zusammen,
ich wollte mal wieder einen kleinen Bericht geben, wie es bei mir weitergegangen ist.
In den letzten Wochen hat sich viel bei mir getan. Ich habe zum Glück völlig kurzfristig einen ambulanten Therapieplatz für eine Verhaltenstherapie bekommen. Nach dreieinhalb Wochen Krankschreibung arbeite ich wieder, was mir ziemlich schwer fällt. Mit Hilfe des Therapeuten versuche ich mir, Freiräume zu schaffen, was sehr schwierig ist. Ich habe es geschafft, meine Mittagspause zumindest zweimal die Woche außer Haus zu verbringen, aber 10 Stunden Arbeit statt 7 arbeite ich schon wieder, weil ich einfach nicht wegkomme, obwohl die Chefs versuchen, mich heimzuschicken. Ich hoffe, dass ich meinen Ansprüchen irgendwann auch mit weniger Zeitaufwand und Einsatz genügen kann.
Die Unterlagen von der KK für eine psychosomatische Kur habe ich erstmal beiseite gelegt, da ich einfach Angst habe, dass mir alles zuviel wird und dass zu viele Fachleute sich in mein Leben einmischen. Mein Hausarzt meinte zwar, dass ich ohne nicht aus dem Schlamassel rauskomme, aber ich kann im Moment einfach nicht.
Jetzt gibt es für mich neue Probleme, die auch der eigentliche Grund für meinen Eintrag hier sind. Ich merke, wie mir all diese Dinge total auf den Magen schlagen und ich schon seit ein paar Wochen keinen Appetit mehr habe. Ich habe inzwischen innerhalb von knapp 10 Wochen 12kg verloren. Da ich kein Leichtgewicht bin, war das bisher eine angenehme Randerscheinung. Ich wiege bei 1.69 59kg, also kein Grund sich Gedanken zu machen, dass es zu wenig sein könnte. Aber ich bin mir auch bewusst, dass das nicht gesund sein kann. Auch meine Lust, auf einmal viel mehr laufen zu gehen oder Sport zu treiben hat extrem zugenommen. Auf jedem Fall sprechen mich sehr viel Leute auf mein Gewicht an, eigentlich eher positiv, aber zum Teil auch beunruhigt. Sie haben Angst, dass ich mich in eine Essstörung reinmanövriere, wogegen ich der Meinung bin, dass ich mit knapp über 40 eigentlich zu alt dafür bin. Ich schiebe es eher auf meine Appetitlosigkeit durch den ganzen Stress zur Zeit. Oder dass ich unbewusst versuche, mich unsichtbar zu machen und in Luft aufzulösen. Es geht mir im Kopf rum, aber ich möchte es in der Therapie nicht auch noch ansprechen, weil ich keine neue Baustelle aufmachen und mich nicht wichtig machen möchte. Im Moment kommt mir ohnehin alles so egoistisch vor, jeder versucht es mir Recht zu machen und mir was Gutes zu tun. Ich möchte das gar nicht, es wird mir alles zu viel. Und ich möchte mich auch nicht von Freund, Eltern und Arbeitskollegen kontrollieren lassen. Einmal am Tag dieses Thema ist ok, aber 10 Mal - das ist echt zuviel für mich.
Mein Suizidvorhaben habe ich jetzt erstmal verschoben, in der Hoffnung, dass die Therapie mir weiterhilft. Da der Therapeut gesagt hat, dass er mich mit diesen konkreten Gedanken ungern behandeln würde, da es ihm zu heikel sei, erwähne ich es einfach nicht mehr. Es ist immer in meinem Kopf, aber ich habe versprochen, mir nichts anzutun. Ich werde versuchen, mich daran zu halten, aber deswegen ist es natürlich nicht aus meinem Kopf. Ich habe mich auch breitschlagen lassen, Johanniskraut zu schlucken, was aber gar nichts ändert. Alles andere habe ich gerade noch so ablehnen können. Aber ich habe Angst, wenn ich darüber spreche, dass die Gedanken immer noch wie am ersten Tag da sind, dass ich wirklich was Richtiges nehmen muss, damit die Behandlung ambulant weitergehen kann.
Und passend zu den Problemen mit dem Essen habe ich auf einmal Gedanken, mir anderweitig körperlich zu schaden. Z.B. muss ich mich bremsen, wenn ich beim Teekochen den Kessel mit dem kochenden Wasser in der Hand habe. Am Liebsten würde ich mich damit verbrennen. Aber ich tue es nicht. Ebenso tue ich andere Dinge nicht, die mir durch den Kopf gehen. Kann es sein, dass meine "unterdrückten" Suizidimpulse sich dahingehend entwickeln, dass ich mich jetzt anders kaputt machen will?
Muss ich mir darüber jetzt wirklich auch noch Sorgen machen, oder sind das harmlose Episoden, die auch wieder vergehen, und die ich mir in der Therapie verkneifen kann? Oder muss mein Therapeut von diesen Randerscheinungen auch wissen? Ich bin sehr aufgewühlt und habe gleichzeitig Angst, dass das alles zu banal ist.
Liebe Grüße
Susi